Unser nächster Ausflug sollte uns nach Friedrichstadt führen. Doro hatte uns das Städtchen empfohlen. Eigentlich kein Problem dachten wir, das Navi wird es schon richten. Doch diesmal hatte es uns die Straßenbaubehörde schwer gemacht und gerade am Morgen die Straße, die uns ans Ziel bringen sollte gesperrt. Und unser Navi wusste von nichts, dazu war die Sperrung zu aktuell. Wir kurvten ein wenig planlos durch kleine Straßen und befestigte Wege um die Sperrung zu umfahren und kamen schließlich - nach freundlicher Beratung durch einen Einheimischen - tatsächlich an.

Friedrichstadt wurde 1621 durch den gottorfschen Herzog Friedrich III. gegründet und ist heute ein hochrangiges Kulturdenkmal. Herzog Friedrich III. zielte auf die Errichtung einer Handelsmetropole und holte dazu niederländische Bürger, besonders die verfolgten Remonstranten, an den Ort und gewährte ihnen Religionsfreiheit.
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Infolge dieser Maßnahme siedelten sich auch andere Religionsflüchtlinge in Friedrichstadt an, so dass der Ort als „Stadt der Toleranz“ galt. Heute sind noch fünf Religionsgemeinschaften aktiv.

Die Stadt hat heute ca. 2 500 Einwohnern. Die Bauten der niederländischen Backsteinrenaissance und Grachten prägen das Stadtbild des heute vor allem vom Tourismus lebenden „Holländerstädtchens“. Wir schlenderten durch die etwa 17 Hektar große Planstadt, die anhand eines Schachbrettmusters gestaltet wurde. Der ältere, von der holländischen Backsteinrenaissance geprägte Teil der Stadt wird von zwei Grachten durchzogen.
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Auffallendes Merkmal vieler Bauten sind die Hausmarken oder Gevelstene, oft farbig gefasste Reliefs über der Eingangstür, die einen Hinweis auf die ehemaligen Erbauer oder Bewohner geben und oft noch aus der Zeit der Stadtgründung stammen. Von vielen Häusern, die 1850 zerstört wurden, blieben die Hausmarken erhalten und schmücken nun den Neubau. Die älteste Hausmarke zeigt eine Taube mit Ölzweig und stammt von 1622. Andererseits bringen auch heute noch Hausbesitzer neue Marken an bisher ungeschmückten Gebäuden an.

Mittags kehrten wir in einem wirklich urigen, fast aus der Zeit gefallenen, Café ein. Wir waren die ersten Gäste an diesem Tag und es dauerte ein wenig bis die einzige Bedienung mit unsere Bestellung am Tisch ankam, aber wir hatten ja Zeit.

Danach machten wir uns allmählich auf den Rückweg. Da wir nun wussten, dass die Straße gesperrt war bogen wir in ausreichendem Abstand ab vor der Baustelle ab und umfuhren die Sperrung. Im Ferienhaus angekommen hatten wir wieder einmal diese schöne Abendstimmung über der Schlei. Das nächste Bild zeigt den Garten des Ferienhauses und unseren Blick von der Terrasse aus.

Am nächsten Tag war unser erstes Ziel der Barockgarten des Schlosses Gottorf in Schleswig. Wir parkten im Hintergelände des Schlosses und sahen uns das Schloss zunächst von außen an. Das Schloss wuchs aus einer Vielzahl einzelner Bauphasen zu seiner heutigen Form. Dabei wurden einzelne Gebäudeteile immer wieder erweitert und ausgebaut oder abgebrochen und erneuert. Aus einer ersten Burg mit zum Teil noch solitär stehenden Häusern entwickelte sich langsam eine prächtige Renaissancefestung, die Ende des 17. Jahrhunderts teilweise zu einer großen barocken Residenz umgestaltet wurde.
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Danach gingen wir zum Barockgarten, unserem eigentlichen Ziel. Vom Schloss führt eine 300 Meter lange, auf einem Damm gelegene Allee durch den Burgsee auf eine tempel- und delfingeschmückte Kleine Kaskade zu.
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Der daran anschließende Neuwerkgarten des Gottorfer Schlosses gilt als erster barocker Terrassengarten nördlich der Alpen. Das „neue Werk“, die jüngste der das Schloss einst umgebenden Grünanlagen, war lange Zeit nur in Fragmenten zu bewundern. Ab 1984 begann die Wiederherstellung der Gartenanlagen mit der Restaurierung der kleinen Kaskadenanlage.
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Die rund 300 Trümmer der Herkulesgruppe auf dem Boden des Teiches, teils zyklopischer Gestalt und Größe, teils zerbröselt und kaum identifizierbar, konnten 1994 mit archäologischen Methoden geborgen, abgegossen und zusammengesetzt werden. Heute steht er wieder aufrecht inmitten des Teiches.
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Danach parkten wir das Auto ein bisschen näher in Richtung der Innenstadt, machten einen kurzen Halt bei einer Bäckerei und kamen schließlich beim Dom an. Bei unserem ersten Besuch in Schleswig war unser Ausflugsradius auf Grund der neuen Hüfte sehr begrenzt gewesen und wir hatten ihn bisher nicht besucht. Das holten wir nun nach.
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Der St.-Petri-Dom zu Schleswig ist die Predigtkirche des Bischofs des Sprengels Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Er zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern Schleswig-Holsteins. Die Geschichte des Doms wird durch eine schriftliche Erwähnung im Jahr 1134 greifbar. Zu diesem Zeitpunkt war der Dom laut bauhistorischen Untersuchungen eine dreischiffige romanische Basilika mit flachen Decken in den Haupt- und Seitenschiffen und einem rechteckigen Chor mit Chorapsis. Aus dieser frühen Zeit hat sich das rundbogige Stufenportal an der Südseite des Querschiffes mit einem schönen Steinrelief aus dem Jahr 1175 erhalten. Durch dieses traten wir hinein.
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Erst in den nächsten Jahrhunderten wurde der Bau nach und nach erweitert und wandelte sich zu einer spätgotischen Hallenkirche. Das Querschiff der St. Petri-Kirche wurde um das Jahr 1200 fertiggestellt, dann folgte das Hauptschiff mit den gotischen Gewölben. Ende des zwölften Jahrhunderts entstand der hochgotische Hallenchor. Erst im 15. Jahrhundert entstanden die Seitenschiffe in ihrer heutigen Form.
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Der von Hans Brüggemann von 1514 bis 1521 aus Eichenholz gefertigte Altar ist 12,60 Meter hoch und schildert (zum Teil nach Holzschnitten aus Dürers Kleiner Passion) mit 392 Figuren die biblische Passionsgeschichte von der Gefangennahme Jesu bis zu Pfingsten. Im Mittelfeld sind Kreuztragung und Kreuzigung durch größere Formate hervorgehoben. Himmelfahrt und Pfingsten werden auf den Seitenflügeln abgebildet.
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Der Altar wurde ursprünglich für die Chorherrenkirche des Augustiner-Stifts in Bordesholm angefertigt. Nachdem das Stift im Zuge der Reformation aufgelöst und die Fürstenschule, die die Räume anschließend nutzte, zugunsten der Kieler Universität 1666 aufgehoben worden war, ließ der Gottorfer Herzog Christian Albrecht das Meisterwerk im selben Jahr im Schleswiger Dom aufstellen. Wir konnten ihn in aller Ruhe betrachten. Die Detailvielfalt der Schnitzarbeit war überragend.
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Mit seinen 392 individuell geschnitzten Figuren und seinen filigranen Architekturdetails zählt das von dem Bildschnitzer Hans Brüggemann in den Jahren 1514 bis 1521 geschaffene Altarretabel – der Bordesholmer Altar – zu den herausragenden Kunstwerken des Landes.
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Astrid wollte zum Ende unseres Besuches in Schleswig noch einmal zum Holm, der alten Fischersiedlung. Wie so vieles an der Schlei, stammt auch der Name der Fischersiedlung in Schleswig aus der dänischen Sprache, denn „Holm“ bedeutet im dänischen Sprachgebrauch „kleine Insel“.

Entstanden ist der Holm etwa im Jahr 1.000 und war bis zum 20. Jahrhundert durch das Holmer Noor vom Festland getrennt. Alle Häuser wurden, um die optimale Fischverarbeitung gewährleisten zu können, direkt am Wasser gebaut. Heute ist der Holm ein Stadtteil der Stadt Schleswig und mit dem Festland verbunden.

Zentraler Teil des Viertels ist heute ein kleiner Friedhof mit eigener Kapelle, um den sich die einzelnen Fischerhäuschen gruppieren.

Danach fuhren wir zurück nach Rückeberg in unser Ferienhaus.
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