Der Tag begann sehr entspannt. Wir fuhren mit unserem kleinen Bus nach Shkodra und dort zum gleichnamigen See. Der Shkodrasee ist der größte See der Balkanhalbinsel und der größte See Südeuropas. Er liegt im Grenzgebiet zwischen Montenegro und Albanien, der montenegrinische Anteil an der Fläche des Sees ist etwas größer als der albanische. Wir bestiegen ein Boot und fuhren ein wenig umher.
Das Seebecken ist ein sensibles Ökosystem, das über 20 endemischen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat bietet. Wichtig ist der See als Rast- und Brutplatz für Zugvögel aus Nordeuropa. Sie überwintern am See oder nutzen ihn im Frühjahr auf ihrem Zug als Rastplatz. Der Krauskopfpelikan nistet seit 2014 wieder am Skutarisee. Die haben wir nicht gesehen, dafür gab es eine größere Kolonie an Kormoranen.
Der See ist geologisch sehr jung. Seine heutige Form hat sich mehr oder weniger erst innerhalb der letzten 18.000 Jahre eingestellt. Während der Eiszeit waren alle umliegenden Gebirge teilweise stark vergletschert. Daher war der See auch während der Eiszeiten stark abhängig vom glazialen Abflussregime der damaligen Flusssysteme. Auch heute speisen die Zuflüsse des Dinarischen Hochgebirges den Skutarisee. Wieder am Ufer angekommen sah der See und die Landschaft drumherum fast karibisch aus.
Dann fuhren wir in Richtung der der Burg Rozafa, einer Burgruine am südlichen Rand von Shkodra. Die Festung wurde auf einem ca. 130 Meter hohen Hügel errichtet, der an strategisch günstiger Stelle den Abfluss des Shkodrasees über die Buna kontrolliert. Südlich wird die Anhöhe von den Flüssen Drin und Kir passiert. Die Flanken des Hügels sind bis zu den Mauern sehr steil und felsig.
Unser Reiseleiter hatte die Möglichkeit einer Auffahrt mittels Taxis avisiert, jedoch kamen die dafür nötigen sechs Personen nicht zusammen, sodass wir alle die lange und steile Rampe zu Fuß hinauf gingen. Dafür war dann die Aussicht von oben um so schöner.
Mit Ausnahme der nach wie vor soliden Befestigungsmauer, die hauptsächlich aus venezianischer Zeit stammen, sind die meisten Gebäude der Burg, zu denen auch die umgewidmete Kirchenmoschee St. Stephan zählt, zerstört. Der Zugang zur Burg führt durch mehrere Tore und die wuchtige Außenmauer.
Das davon eingeschlossene Areal umfasst drei Höfe, die durch gesicherte Mauern voneinander abgetrennt waren. An mehreren Stellen kann die Außenmauer bestiegen werden, wovon man die Aussicht über die Stadt Shkodra und den Skutarisee genießen kann.
Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. gründeten Illyrer auf dem Hügel eine Stadt mit dem Namen Scodra, die zur Vorgängerin des heutigen Shkodra zählt. Während der Römerzeit dehnte sie sich bis in die Ebene am Fuße des Hügels aus. Später haben Byzantiner, lokale Fürsten und Venezianer die Anlage genutzt. Letztere bauten die Befestigungsanlagen stark aus.
1479 konnten die Türken die Burg nach zehnmonatiger Belagerung einnehmen. Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Burg bewohnt. Erst 1863 wurde die Verwaltung des Vilâyets Shkodra von der Burg ins Stadtzentrum verlegt. Bis ins Jahr 1913, als Montenegriner die Stadt eroberten, wurde die Burg von der osmanischen Armee militärisch genutzt.
Wir hatten noch ein bisschen freie Zeit innerhalb der Burganlage und trafen uns dann an der Schranke die den Zugang kontrollierte und gingen gemeinsam zurück zum Bus. Unser nächster Programmpunkt war weitaus weniger anstrengend. Wir besuchten das Weingut Kallmeti und genossen eine intensive Erklärung von Weingut und Herstellung der verschiedenen Weine durch den Winzer persönlich.
Damit verbunden war natürlich auch eine feine Weinverkostung von Weiß- und Rotweinen. Da Astrid keinen Rotwein mag, lag natürlich die ganze Last der Verantwortung beim Rotwein alleine auf meinen Schultern. Sie bekam dafür mehr Weißwein zum Probieren. Mit welch großem Widerwillen wir das Ganze angingen, ist auf dem nächsten Bild zu erkennen.
Danach machten wir uns auf den Weg zur Stadt Kruja. Die Stadt liegt am westlichen Steilhang des Mali i Krujës, einem Gipfel der Skanderbeg-Berge, auf einer Meereshöhe zwischen 400 und 640 Meter hoch über der Küstenebene. Was sich so einfach liest, wurde für Astrid problematisch. Der Weg dorthin war eine Serpentinenstraße mit vielen Kurven und Schleifen, was bei ihr meist Folgen hat. Die nächste Stunde haben wir dann auf einem Sofa in der Hotellobby des Hotels verbracht, in dem auch unser Abendessen geplant war. Das nächste Bild ist vom Balkon des Hotels entstanden.
An der Führung durch die Stadt und die Burg konnten wir natürlich nicht teilnehmen, aber als nach einer Stunde wieder Farbe in Astrids Gesicht kam, machten wir einen kleinen Bummel durch eine nahegelegene Gasse, die mit Souvenirläden zugebaut war.
Am nächsten Morgen begann die Heimreise und wir wurden sehr früh vom Hotel abgeholt. Einige Tage vor der Reise hatten wir folgende Nachricht vom Reiseveranstalter erhalten: "Ihr Rückflug von Tirana nach Frankfurt geht nun nicht mehr um 15:00 Uhr, sondern um 06:40 Uhr. Das ist auch leider der einzige Flug von Tirana nach Frankfurt an dem Tag." Das bedeutete für uns wecken um 03:00 Uhr und Abfahrt vom Hotel um 04:00 Uhr. Ein Abflug um 15:00 Uhr wäre sicher komfortabler gewesen. Dafür waren wir aber schon mittags zu Hause.
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