Von einem Riesen und Abschied im Strandkorb

September 24, 2025

Heute wurde es ein ruhiger Tag. Wir fuhren nach Ulsnis und wollten zu der stillen Badestelle, fernab vom sonst üblichen Touristentrubel. Die hatten wir im vergangenen Urlaub an der Schlei eher zufällig gefunden und im Gedächtnis behalten. Auf dem Weg dorthin hielten wir an der St.-Wilhadi-Kirche an, zum einen, um sie noch einmal anzusehen und zum anderen, weil wir wussten, dass es dort ein sehr gepflegtes Toilettenhäuschen gibt. Man weiß als Tourist ja nie so genau, was sonst noch kommt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Von der Kirche war es nicht weit bis zum Riesen von Ulsnis. Den kannten wir natürlich auch schon, aber wie das so ist, wenn man Bekannte nur alle paar Jahre trifft, man will wissen wie es ihm geht. Eine alte Sage erzählt: „In der Nähe des heutigen Dorfes Ulsnis wohnte einst ein mächtiger Riese, den man wegen seines Alters den Alten nannte. Sein Sohn war ihm an Größe und Kraft noch weit überlegen. Um von seinem Vater unabhängig zu sein, watete er durch die Schlei und wohnte in der Gegend von Rieseby. Mehrmals kam es aber vor, dass die beiden sich über die Schlei beschimpften und mit Felsblöcken bewarfen. Aber der Streit brach erst recht aus, als der Alte bei Ulsnis anfing, eine Kirche zu bauen. Der Sohn bemerkte von seinem Berg in der Nähe seines Wohnortes alles, was sein Vater machte. Er wollte ihm nicht nachstehen, und so baute er eine Kirche, die noch höher und schöner sein sollte.

Als der Alte dieses von einer Anhöhe aus merkte, rief er seinem Sohn bittere Vorwürfe zu. Bald gerieten beide in Wut und warfen mit den größten Blöcken, die sie auf den Feldern fanden, nacheinander. Die hohen Türme der Kirchen waren bald niedergeworfen und dadurch die Wut noch größer geworden. Gleichzeitig wurden beide von einem Stein getroffen, so dass sie tödlich verletzt zu Boden sanken und bald starben. Der Alte fiel mit dem Kopf in die Schlei hinaus, und dadurch bildete sich die Halbinsel Nes am Gunnebyer Noor, und nach dem Alten nannte man den Ort Ulsnis. Den Wohnort des jüngeren nannte man Rieseby. Der Künstler ist Andreas (Andi) Feldmann. Sein Bruder Rötger Feldmann ist als Zeichner der „Werner“-Comics bekannt. Danach fuhren wir zur bekannten Badestelle und breiteten uns aus.

Wir verbrachten einige Stunden dort, aßen und tranken, was wir mitgebracht hatten und faulenzten auf der Picknick-Decke. Gerade so wie vor 50 oder 60 Jahren im Freibad. Und wir freuten uns über die alten Erinnerungen, die währenddessen über die vergangene Zeit bei uns aufkamen. Und im Gegensatz zu gaaanz früher, hatten wir nicht nur Tomaten und Käsebrot im Gepäck, sondern auch einen Rosewein und zwei Kristallgläser aus dem Ferienhaus. Wenn schon Badestelle mit Buschklo, dann aber bitte mit Stil-(glas).

Am nächsten Tag fuhren wir nach Maasholm und wanderten an der See entlang zum Gut Oehe. Das kannten wir auch schon vom letzten Urlaub, damals allerdings mit weniger Beinfreiheit im hinwandern. Als wir ankamen, warnten uns Hinweisschilder vor dem Aufenthalt im Freien, weil die Wespen in diesen Tagen sehr aktiv waren. Wir gingen deshalb ins Café hinein und freuten uns über Kaffee und Kuchen für Astrid sowie Flammkuchen und bleifrei Weizen für mich.

Auf dem Rückweg sahen wir ein Reh, dass recht entspannt auf der Wiese stand. Wir waren nicht weit entfernt und das Reh schien es durchaus gewöhnt zu sein, dass Menschen auf den Wegen vorbeiliefen.

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Am nächsten Tag hatten wir einen ruhigen Vormittag, dann fuhren wir nach Kappeln und besuchten den Kunstmarkt. Gleichzeitig nahmen wir schon einmal Abschied von der Stadt mit ihrer Klappbrücke, denn schon in zwei Tagen würden wir zurückfahren.

Für den Abend hatten wir im Tauwerk reserviert (empfehlenswert) und weil noch ein bisschen Zeit bis zum Abendessen war, gingen wir zum „vorglühen“ in die Weinlust am Hafen. (auch empfehlenswert).

An unserem letzten Tag an der Schlei fuhren wir (auf Empfehlung von Julia) nach Glücksburg und besuchten das Schloss. Ursprünglich befand sich auf dem Gebiet des heutigen Schlossteiches eine Klosteranlage, die Zisterziensermönche 1209 errichtet hatten. Die Mönche kamen aus Guldholm am Langsee bei Schleswig. Vermutlich erreichte die Reformation das Kloster und die Mönche 1556. In den folgenden Jahren zerfiel dieses zunehmend und 1582 kam es in den Besitz von Johann dem Jüngeren, Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg. 
OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nachdem das Rudekloster 1582 in den Besitz Johanns gekommen war, begann dieser sogleich die Klosteranlagen abzureißen und das Schloss Glücksburg errichten zu lassen. Viele der hochwertigen Baumaterialien des Klosters wurden für den Schlossbau „recycelt“. 1587 war der Bau nach fünf Jahren vollendet, Nikolaus Karies zeichnete als Baumeister verantwortlich. Schloss Glücksburg gehört zum Hauptwerk der Renaissancebaukunst. Es ist ein quadratisches Gebäude mit einer Länge und Breite von je 30 m. Der Kernbau besteht aus drei identischen aneinander gebauten Giebelhäusern, eine noch spätmittelalterlich anmutende Konstruktionsweise, die an Bauten des schleswig-holsteinischen Adels im 16. Jahrhundert des Öfteren auftritt. An den vier Ecken stehen achteckige Türme mit einem Durchmesser von je 7 Metern. Das Schloss ist bis heute in vielen Teilen unverändert erhalten geblieben.

Wir gingen hinein und konnten uns innen frei bewegen. Als bedeutendes kulturelles Erbe wurde Schloss Glücksburg 1922 eine Stiftung und als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bis heute legt die Familie Wert darauf, dass der persönliche Charakter der Räume und der Ausstattung weiterhin zu spüren ist. Auf diese Weise soll der Besucher ein bewohntes Haus und damit ein lebendiges Museum vorfinden.

In den untersten Gewölben liegt die Kapelle, die ursprünglich nur der herzoglichen Familie und dem Hofpersonal vorbehalten war; später diente sie auch als Ortskirche. Die Schlosskapelle enthält Deckenfresken aus der Zeit der Erbauung. Der Schnitzaltar stammt aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der Rote Saal ist seit der Erbauung des Schlosses nahezu unverändert. Der Name des Festsaals leitet sich ab von den ehemals roten Seidentapeten. Er hat eine Größe von 300qm und 4 m Deckenhöhe und wird heute noch mehrfach im Jahr als Festsaal genutzt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Bereits 1707 wurde das Esszimmer eingerichtet und so wird er auch heute noch genutzt. Bemerkenswert sind die Gemälde mit südlichen Ideallandschaften, die um 1800 in der Tradition des französischen Landschaftsmalers Claude Lorrain entstanden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Zum Schluss unseres Rundgangs noch ein Ausblick auf den umgebenden Teich. Für die Errichtung des Schlosses wurde der Schlossteich aufgestaut, der Bau wurde jedoch nicht – wie viele Wasserschlösser – auf Pfählen errichtet, sondern auf einem 2,5 Meter hohen Granitsockel.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach fuhren wir zurück ins Ferienhaus und nahmen in unserem Strandkorb am Schleizugang Abschied von unserem Heim auf Zeit. Ein schöner Urlaub!

Die Rückfahrt gestaltete sich wieder etwas kompliziert, weil unterwegs bei Kassel die Autobahn gesperrt war und wir mit vielen anderen weite Umwege fahren mussten. Und das war auch beim letzten Schleiurlaub so gewesen. Auch damals mussten wir wegen einer – unangemeldeten - Vollsperrrung an anderer Stelle die Autobahn anders fahren, als geplant.

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