Wir kamen gestern Abend erst sehr spät aus Venedig wieder und waren rechtschaffen müde. Heute wäre also der ideale Tag für einen Ruhetag gewesen. Allerdings hatte der Programmverantwortliche beim Veranstalter etwas anderes mit uns vor und so fuhren wir morgens zur üblichen Zeit mit dem Bus in den Süden des Sees nach Gardone Riviera. Das Städtchen liegt am Westufer des Sees. Unser erstes Ziel dort war der Vittoriale.
Der Vittoriale degli italiani (übersetzt etwa: „Siegerdenkmal der Italiener“) war das Anwesen des italienischen Dichters Gabriele D’Annunzio, das er von 1921 bis 1938 bewohnte. Heute ist der Komplex ein weiträumiges Museum auf einer Fläche von neun Hektar. Unsere Gruppe konnte nur in kleinen Gruppen das Museum besuchen. Sigrid verteilte Tickets mit einer Zeitvorgabe und wir konnten bis dahin das Gelände alleine durchstreifen.
Ein eigenes Freilichttheater befindet sich ebenfalls auf dem Gelände. Es wurde 1930 entworfen, aber erst am 8. August 1953 mit einem Konzert der Mailänder Scala eröffnet. Es bietet Platz für 1500 Besucher. Die hinteren Sitzreihen grenzen direkt an die Trakte des Wohnhauses.
Mitten im großen Garten fanden wir ein halbes Kriegsschiff. Die Puglia war ein leichter Geschützter Kreuzer der italienischen Marine, den D’Annunzio 1923 von Mussolini als Geschenk erhielt. Ihr Vorschiff wurde auf 20 Eisenbahnwaggons verteilt angeliefert und bis 1925 unter Leitung von Silla G. Fortunato auf dem La Fida genannten Hang aufgestellt.
In der Endphase des Ersten Weltkriegs war D`Annunzio an den Kämpfen um die Provinz Triest beteiligt, bei denen auch der Panzerkreuzer "Puglia" mitgewirkt hatte, mit dem Ergebnis, das diese, entgegen des Versailler-Vertrages, Italien zugeschlagen wurde. Aus Dankbarkeit wurde das Schiff dem Kriegshelden geschenkt. Wir kletterten auf dem Schiff herum und bestaunten die Details.
Ein Jahr nach D’Annunzios Tod entwarf Maroni 1939 die Pläne für das Mausoleum, das 1955 auf einer Anhöhe des Vittoriale errichtet wurde. Es lehnt sich stilistisch an etruskisch-römische Grabstätten an und greift mit seinen drei konzentrischen, übereinander liegenden Steinrampen Motive aus Dante Alighieris Göttlicher Komödie auf: den Sieg der Demütigen, der Künstler und der Helden.
Andere Teile des Baukomplexes sprechen eine andere künstlerische Sprache. Insbesondere das Freilichttheater und das Mausoleum, beide später als die Villa entstanden, stehen den marmornen Monumentalbauten aus der Zeit des Faschismus näher.
Vom Mausoleum aus machte Astrid einen Filmschwenk über den See. Klick für Film ab.
Mir erschloss sich von hier oben, wie das Tourismusministerium rund um den Gardasee täglich in den frühen Morgenstunden die Bergspitzen verzuckerten. Auf dem nächsten Bild ist deutlich der Kran zu erkennen, der dafür eingesetzt wird. Wahrscheinlich hatten sie vergessen ihn wegzuräumen, bevor die Touristen wach wurden.
Dann war unsere Gruppe an der Reihe und wir gingen zum Eingang der Villa. Fotografieren war leider im Inneren der mit unzähligen symbolträchtigen Dekorations- und Erinnerungsstücken angefüllte Villa nicht erlaubt.
Nach der Führung wurden wir in die Mittagspause entlassen. Wir entschieden uns für ein Eiscafé und hatten eine entspannte halbe Stunde.
Direkt nebenan stand die Kirche San Nicola da Bari, eine Barockkirche mit reichlich Schmuck und Fresken gegenüber des Vittoriale. Ein kurzer Blick in den Kirchenraum zeigt dieses Bild.
Viel interessanter war aber für die Meisten der Blick vom umlaufenden Balkon aus. So nach und nach kamen einige Mitglieder der Reisegruppe zum sonnenbaden oder liefen auf dem umlaufenden Balkon zur anderen Seite.
Als nächstes besuchten wir den nahegelegenen Heller Garten, einen botanischen Garten mit einer großen Florasammlung und den Kunstwerken namhafter Künstler, die sich zwischen den Pflanzen verstecken.
Ich nutzte die Zeit um mit meiner neuen Kamera zu spielen und Funktionen auszuprobieren, die ich bisher an früherem Gerät nicht hatte. Auf dem nächsten Bild sorgt der virtuelle ND-Filter, dass das Wasser des Springbrunnens durch die kurze Belichtungszeit nicht „einfriert“, sondern fließt. Und der gute Bildstabilisator sorgt dafür, dass das Bild insgesamt nicht verwackelt wird.
Fotostacking aus der Hand ist auch eine Funktion, die die Kamera beherrscht und ich noch nicht so richtig. Ich übte fleißig an Blüten, die sich weder wehren noch weglaufen können. Hierbei werden mehrere Aufnahmen in kurzer Zeit gemacht, bei der der Schärfepunkt millimeterweise verlagert wird. Direkt in der Kamera zusammengerechnet vergrößert sich der Bereich im Bild, der scharf abgebildet wird.
Spannend!
Danach brachte uns der Bus nach Salo, wo (Programmtext: „Sie den Dom Santa Maria Annunziata besichtigen“.) Das Problem dabei war, dass der Dom während der Öffnungszeiten abgeschlossen war und der Küster telefonisch nicht erreichbar. Das sei ihr schon mehrfach passiert, erläuterte uns Sigrid. Wir gingen zum Schiffsanleger und sie organisierte eine spätere Besichtigung, an der wir leider nicht teilnehmen konnten, weil der Aperol so lecker war.
Mit dem Schiff fuhren wir am Ende des Besichtigungsprograms von Salo aus zurück nach Malcesine.
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