Gondeln mit Regencape

May 16, 2023

Der gestrige Tag war ja ein feuchtes Erlebnis, aber schon auf der Rückfahrt zum Hotel hellten sich die Minen etwas auf, nachdem der Blick auf die verschiedenen Wetter-Apps eine deutliche Besserung für den heutigen Tag vorhergesagt hatten, an dem wir Venedig besuchen wollten. Vorgesehen war, dass wir mit dem Bus nach Peschiera fahren, dort in eine Regionalbahn umsteigen und damit inmitten der Stadt ankommen.

Allerdings hatten aber die Beschäftigten eben dieser Regional-Bahngesellschaft beschlossen, genau an diesem Tag in den Streik zu treten. Also mussten wir mit dem Bus bis zum Busparkplatz Tronchetto fahren und von dort aus weiter mit einem kleinen Boot, das nur für uns gechartert war.

Aber dann kamen wir in Venedig an und liefen über Holzbrücken, die über die verschiedenen Kanäle führte. Zunächst war natürlich jeder Kanal ein Ereignis, dass von den vielsprachigen Touristenhorden gebührend fotografiert werden musst. Ich machte dabei mit!

Schließlich kamen wir am Markusplatz an, unserem ersten Sammelpunkt. Der Markusplatz ist 175 m lang und bis zu 82 m breit und ist der einzige Platz der Stadt, der die Bezeichnung piazza trägt. Der Platz ist, wie nahezu die gesamte Innenstadt, eine einzige große Fußgängerzone. Der „schönste Festsaal Europas“, wie Napoleon ihn nannte, wird von Touristen, Fotografen und Tauben bevölkert.

Der oben zu sehende freistehende Markusturm ist der Campanile, der Glockenturm der Kirche San Marco. Der Ziegelbau mit den für Venedig charakteristischen Bauteilen aus hellem istrischem Stein wurde auf einem älteren Fundament errichtet und im 12. Jahrhundert vollendet. Er diente den Seefahrern als festes Landzeichen und konnte bei Bedarf in der Nacht durch ein Feuer als Leuchtturm dienen. Von hier aus gingen wir als Gruppe durch die Gassen und bestaunten das Leben mit und in den Kanälen.

Die Gesamtfläche Venedigs beträgt 414,6 km², davon entfallen 257,7 km² auf Wasserflächen. Während der Verkehr auf dem festländischen Teil der Stadt dem einer mittelgroßen Stadt entspricht, ist er im Lagunenteil völlig anders organisiert. Hier herrschen Wasser- und Fußverkehr vor.

Das bekannteste Verkehrsmittel Venedigs ist die Gondel, die allerdings überwiegend dem Tourismus dient. Es gibt in Venedig mehrere hundert private Motorboote, die allerdings mit ihrem Wellenschlag die Substanz der Häuser gefährden. Hinzu kommen rund 200 Wassertaxis und weitere Hotelboote. So sieht der Betrieb auf dem Canal Grande aus.

Wir hatten davon gehört, aber wollten es kaum glauben: In Venedig ist systematisch dafür gesorgt, dass man sich nicht einfach irgendwo hinsetzen kann. Öffentliche Bänke sind Mangelware, Mauervorsprünge sind mit Verbotsschildern belegt, und einfach auf den Boden setzen machen so gediegene ältere Herrschaften nicht mehr. Also suchten wir uns ein Café. Auch bei Cafés hier hatte man uns gewarnt, und zwar vor extremen Preisen. Das konnten wir aber gut umgehen, indem wir die touristischen Hotspots mieden und einfach drei Straßen weiter gingen und dann noch zweimal abbogen. Und plötzlich kosteten Cafe Americano und Cappuccino nicht mehr, als bei uns. Und sitzen durften wir dort auch.

Nach der Mittagszeit, in der wir alleine herumgegangen waren, gab es noch zwei geführte Programmpunkte. Zunächst besuchten wir den Markusdom und kurz darauf den Dogenpalast. Die erste dem heiligen Markus geweihte Kirche wurde 828 gestiftet und in den Jahren 829 bis 832 als Palastkapelle des Dogenpalastes unter dem Dogen Giovanni I. Particiaco erbaut. 976 wurden die Kirche und 200 Häuser durch ein von Aufständischen im Dogenpalast gelegtes Feuer zerstört. Im selben Jahr begann unter dem Dogen Pietro I. Orseolo der Wiederaufbau der zweiten Kirche.

Der heutige Markusdom wurde 1063–1094 als Stiftung des Dogen Domenico Contarini errichtet. Sigrid hatte Unterstützung von einer lokalen Reiseleiterin erhalten, die uns an allen Menschenschlangen vor dem Einlass vorbeilotste. Im Nartex, der schmalen, eingeschossige Vorhalle am Haupteingang gefiel mir die Kuppel mit dem Mosaik der Schöpfungsgeschichte.

Der Kirchenraum wird von vier mächtigen Pfeilern und sechs Säulen in drei Schiffe geteilt. Auf den Pfeilern ruhen die fünf Kuppeln. Auch die Querhausarme sind dreischiffig angelegt. Die Raumwirkung ist beeindruckend: Während der Boden übersät ist von ornamentalen Mosaiken aus Marmor und die Wand in den unteren Bereichen verkleidet mit Platten aus Marmor aller Art, sind die oberen Wandzonen sowie die gesamte Decke mit Mosaiken mit Goldgrund bedeckt.

Eines der berühmtesten Ausstattungsstücke der Kirche ist das Goldantependium des Hochaltars, die sogenannte Pala d’oro. Vor dem Chorraum befindet sich die Chorschranke mit Figuren der Apostel, Marie, Johannes und einem Triumphkreuz von Dalle Masegne aus dem Jahr 1394.

Die geführte Gruppe war in ständiger Bewegung durch die Kirche und lief gegen den Uhrzeigersinn zwischen anderen Gruppen, die nicht mit einer Personenführungsanlage beschallt wurden, sodass sich unsere lokale Reiseleitung mehrfach bei und über Ihre Kolleginnen und deren Lautstärke beschwerte. Das fand ich störend und war irgendwann auch froh, die Markuskirche wieder verlassen zu können. Aber vorher noch ein Blick in die Pfingstkuppel.

Die westliche Pfingstkuppel mit dem Heiligen Geist im Scheitel, der Feuerzungen auf die thronenden Zwölf Aposteln aussendet, ist wohl im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts entstanden. Die zwischen den Kuppelfenster paarweise angeordneten Vertreter der Völker in ihren typischen Trachten symbolisieren die Aussendung der Apostel durch den Hl. Geist gemäß den Texten der Apostelgeschichte. 

Bis zum Dogenpalast war es nicht weit. Für eine Außenaufnahme hätte ich einige hundert Meter über Wasser laufen müssen, deshalb direkt eine Innenansicht.
Leider war auch hier, wie schon am Markusdom die Sicht durch Baugitter verstellt.

Der Dogenpalast in Venedig war seit dem 9. Jahrhundert Sitz des Dogen und der Regierungs- und Justizorgane der Republik Venedig. Der Palast war Regierungs- und Verwaltungszentrum der Republik und zugleich Symbol der Größe und Macht der Seerepublik Venedig. In den Anfängen der Republik kam wohl an diesem Ort die Volksversammlung, der arengo, zur Wahl des Dogen durch Akklamation zusammen. Nach der Entmachtung des arengo war der Dogenpalast Versammlungsort des Großen Rates, aus dem sich die Mitglieder aller Regierungsorgane rekrutierten.

Der älteste Teil des heutigen Dogenpalastes liegt zum Wasser hin. Der Palast ist einer der bedeutendsten Profanbauten der Gotik und ein Glanzwerk venezianischer Baukunst. Die Selbstdarstellung und Propaganda der Republik Venedig zeigt sich auch in der Ausstattung der Innenräume mit Stuck, vergoldeten Schnitzereien, Historiengemälden und Allegorien, zu denen die großen Maler Venedigs beitrugen.

Nach der Führung hatten wir ausreichend Zeit uns in die Schlage der Toilettenbesucher einzureihen. Und die brauchten wir auch. Es zog sich ziemlich. Dann machten wir uns auf den Weg zur Bootsanlegestelle um von dort zum Busparkplatz zu fahren. Und nun möchte ich auch den Blogtitel auflösen. Dieser ergab sich, als ich neben dem Bootsanleger einige Gondeln mit Schutzbekleidung sah.

Mehr Bilder gibt es hier:

 

 

 

 


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