durch die Wüste

Nachdem gestern ein dicker Regenguss das Programm verändert hatte, sah es heute Morgen schon wieder sehr gut aus. Den Tag sollten wir in der Wüste erleben und dabei die verschiedenen Farben und Formen der Namib kennenlernen. Unser erster Halt war in Solitaire, wo wir den berüchtigten Apfelkuchen aus Moose Mc Gregors Wüstenbäckerei probieren wollten. Das Verkaufspersonal hatte schon auf uns gewartet.

Während ich dann auf dem Hof herumstrolchte und die alten Autowracks inspizierte, fand Astrid diesen kleinen Kerl, der keinerlei Angst zeigte, sich beim kauen fotografieren zu lassen.

Einen Stopp legten wir dann mitten auf der Landstrasse ein, als unvermutet ein Zebra neben und vor uns auftauchte. Da es das erste Zebra dieser Reise war, war die Aufregung entsprechend groß. Und auch die Empörung, als ein vorbeifahrendes Auto anscheinend versuchte, das „arme“ Tier abzudrängen. Während Astrid mutig daranging, das Zebra formatfüllend aufs Bild zu bannen, versuchten die beiden Männer, die dem Auto entstiegen waren, das Zebra von uns wegzulotsen. Die Auflösung: Das Tier war von einer Farm entlaufen, wo es mit der Flasche aufgezogen unter Menschen lebte. Es war zahm aber bissig, wie uns einer der Männer versicherte. Das Zebra und Astrid haben sich dann aber friedlich getrennt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Als wir später die Brücke über den Kuiseb überqueren wollten, trafen wir auf die Spätfolgen des gestrigen Wolkenbruchs. Der Kuiseb erreicht nur in regenreichen Jahren den Atlantik. Von 1837 - 1977 ist dies nur 14-mal geschehen. Die Abflussereignisse im Kuiseb stehen aber immer in direkter Verbindung mit den Niederschlagsereignissen im Einzugsgebiet. Der Starkregen von gestern hatte die Kraft, das Flussbett einmal ordentlich durchzuspülen und alles, was nicht mehr gebraucht wurde auf der Brücke zwischenzulagern. Der Bus passte kaum vorbei.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Weiter ging die Fahrt durch das Gebiet des Namib Naukluft Park und vermittelte uns einen Eindruck von den grandiosen Landschaften aus schroffen Bergmassiven und weiten, mit Wüstenlack überzogenen Schotterebenen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unser nächster Halt erfolgte am Henno Martin Shelter. Henno Martin verließ Deutschland 1935 als frisch promovierter Geologe mit seinem Freund und Kollegen Hermann Korn und reiste ohne Forschungsauftrag von staatlicher oder offizieller Seite in das Gebiet der ehemaligen deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges musste er, wie andere Deutsche in Südwestafrika, befürchten, als feindlicher Ausländer verhaftet und interniert zu werden. Aus diesem Grund flüchtete er mit Hermann Korn 1940 in die Wüste um den Kuiseb-Canyon westlich von Windhoek, wo die beiden zweieinhalb Jahre ein primitives Jägerdasein führten und sich vor der Polizei sowie Einheimischen versteckt hielten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Martins Kampf ums Überleben in der Wüste schildert sein Buch "Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste". Nach dem zweieinhalb Jahre dauernden Abenteuer, das die beiden wegen einer Vitaminmangelkrankheit Korns beenden mussten, wurde er nach seiner Rückkehr in die Zivilisation verhaftet, kam aber wegen seiner unpolitischen Haltung rasch wieder frei und wurde von der südwestafrikanischen Mandatsregierung im Wasserbauamt eingestellt, wo er seine Suche nach Wasservorkommen fortsetzte. Wir gingen nach dieser von Franke vorgetragenen Geschichte zurück zum Auto und suchten die Lunchboxen und unsere Wasservorkommen in der Kühlbox des Busses.

Der Tag endete mit einer bemerkenswerten Aussicht in das von Franke „Mondlandschaft" getaufte zerklüftete Teilstück der Namib Naukluft. Wir stiegen ein bisschen herum, bis uns Gerhard in der seit San Franzisko so typischen Fußhaltung fotografierte. (Warum merkt man dies immer erst, wenn es zu spät ist?).

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