Balkonurlaub

March 02, 2018

Lange genug hatten wir ja seit der Buchung vor 22 Monaten gewartet; jetzt im Dezember ging es auf einmal ganz schnell. Die Adventszeit mit ihren zahlreichen Verabredungen und Terminen hatte die letzten Wochen vorbei rasen lassen und nun standen wir am Morgen des 21. Dezembers 2017 am Lufthansa-Schalter in Düsseldorf und kamen nicht weiter.

Aber vielleicht besser der Reihe nach.

Vor dreieinhalb Jahren hatten wir aus Anlass unserer Silberhochzeit die Reise rund um Großbritannien mit der MS Artania unternommen und hierbei festgestellt, dass wir uns auf diesem Schiff in einer Balkonsuite recht wohl gefühlt haben. Als der Phoenix-Katalog 2017/2018 erschien, gefiel uns die Weihnachts- und Silvesterreise sehr gut und wir beschlossen, dieses Schiff wieder zu buchen. Das Bild unten zeigt den Verlauf der Reise ab Marseille.

22 Monate vorher ist ja noch alles frei dachten wir und mussten feststellen, dass unsere Wunschkabine (von der GB-Reise) schon vergeben war. So buchten wir dann in der gleichen Kategorie eine Kabine ein gutes Stück weiter hin zur Schiffsmitte. Der Hinflug von Düsseldorf über Frankfurt nach Marseille startete um 6:20 Uhr ab DUS und der Veranstalter hatte darauf hingewiesen, dass wir spätestens zwei Stunden vorher dort sein sollten und auch das Reisebüro hatte davor gewarnt, dass gerade in den letzten Wochen Passagiere Ihren Flieger verpassten, weil die Sicherheitskontrollen so lange gedauert hatten. Pünktlich um 4:15 Uhr standen wir dann mit zwei Koffern und einer Reisetasche im Schlepp und jeder einen Rucksack auf den Schultern zusammen mit 50 Anderen vor dem Lufthansa-Schalter und konnten auf dem kleinen Schild, das den Tresen schmückte, lesen, dass der Schalter erst um 5:00 Uhr öffnen werde. Wir lernten auf diese Weise die ersten Mitreisenden kennen und kamen schon mal freundlich ins Gespräch. Dann ging aber alles Weitere reibungslos (selbst das Umsteigen in Frankfurt, wo wir uns sonst immer gnadenlos verlaufen) und so erreichten wir gegen 12:15 Uhr in Marseille schon den Check-In des Schiffes.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Das hatte in den Vorhersagen des Veranstalters noch anders ausgesehen. Darin hatte man uns darauf vorbereitet, dass wir zwischen 16:00 Uhr und 18:00 Uhr auf das Schiff gelassen werden können, weil vorher noch nicht alles für unsere Ankunft vorbereitet sei. Wir fanden das überzeugend und fragten uns, was Phoenix wohl in dieser Zeit mit uns machen werde. Die Antwort ist einfach. Entgegen der Ankündigung wurden wir vom Flughafen aus sofort zum Schiff gebracht und konnten nach den Einreiseformalitäten direkt zum Mittagessen in das Restaurant „vier Jahreszeiten“ gehen. Hier sitze ich nun um 12:40 Uhr.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nun war dann auch der Zeitpunkt, an dem die ganze Aufregung sich beruhigte und die Überlegungen, was alles bei der Anreise schief gehen könnte, beendet wurden. Astrid war noch derartig im Urlaubs-Anreise-Stress-Modus, dass ich sie bei diesem Mittagessen zum ersten Glas Wein unseres Urlaubes noch richtig überreden musste. Um 13:30 konnten wir dann bereits die Kabine beziehen und 15 Minuten später wurde das Gepäck angeliefert.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir hatten dann ausreichend Zeit am Nachmittag das Schiff zu erkunden, Bekanntes wiederzusehen und Neues kennen zu lernen. Direkt hinter der MS Artania lag die Aida Perla, ein echtes Dickschiff im Vergleich zu „unserem“ Dampfer. Mehr als 3000 Passagiere kann die Perla aufnehmen und dem entsprechend verdunkelte sie den ganzen Himmel als sie ablegte und dicht an uns vorbeifuhr. Wir standen auf dem Balkon und winkten hinüber.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der Abend und die Natur hatten sich dann für unseren ersten halben Urlaubstag ein beeindruckendes Programm vorgenommen und so wurde der Abendhimmel immer farbenfroher und eigentlich wollte ich alle paar Sekunden ein Bild machen, weil es wieder ein bisschen beeindruckender aussah, als noch wenige Augenblicke vorher. Als es dunkel genug war, kam auch der Mond zur Geltung und so entstand dieses Bild vom Balkon unserer Kabine aus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der nächste Tag stand unter dem Motto „Erholung auf See“. Wir hatten in Marseille die Leinen gelöst und waren auf dem Weg nach Malta. Diese See-Erholung kann man sich auf ganz unterschiedliche Weise vorstellen. Da die winterlichen Temperaturen im nördlichen Mittelmeer das Sonnenbaden nur mit Wolldecke erlaubten, war genügend Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, ob es auf dem Schiff vielleicht sonst noch etwas zu tun gäbe. Hierbei hilft das Tagesprogramm.

Das Tagesprogramm ist ein vierseitiges Druckwerk, das jeden Abend den Weg in die Kabine findet und dort von unserer Kabinenfee auf dem Bett drapiert wird, damit wir es auch nicht übersehen. Die dritte Seite mit dem Abendprogramm und die vierte Seite mit den Öffnungszeiten von Restaurants, Bars und anderen Diensten des Schiffes spare ich mir jetzt erst einmal. Wie auf den ersten beiden Seiten zu lesen ist, war genug zu tun, damit bloß keine Langeweile aufkam.

Am Abend des 22. Dezembers gab es dann den oben angekündigten Gala-Abend und die Damen hatten den ersten Aufschlag die mitgebrachten „kleinen Schwarzen“ oder farbigen Prachtgewänder auszuführen. Astrid hatte sich für diesen Abend so angekleidet:

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Am nächsten Tag gab es wieder Land zu betreten. Unser erstes Ziel auf dieser Reise war Malta. Malta hatten wir schon einmal vor ca.15 Jahren besucht, so dass wir auf dieser Reise keinen Ausflug gebucht hatten, sondern einfach ein wenig bummeln gehen wollten. Bei bestem Wetter fuhren wir langsam in den kleinen Hafen ein und hatten zunächst die Sicht auf Valetta von der Seeseite aus. Valletta liegt an der Nordostküste der Insel und befindet sich auf der Landzunge Monte Sciberras, die von den beiden größten Naturhäfen des Mittelmeers Grand Harbour und Marsamxett Harbour umschlossen ist.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unseren Nachmittagskaffee nahmen wir auf dem Balkon ein, eine Nespresso-Maschine in der Kabine ist wirklich praktisch. Dann gingen wir von Bord und nur wenige Schritte die Hafenpier entlang. Noch ein Stück, die steile Straße hinauf, die wir schon bei unserem ersten Urlaub vor 15 Jahren gegangen sind und standen vor dem Eingang zur Fußgängerzone.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Dort war eine vorweihnachtliche Stille der ganz eigenen Art. Bei uns würde man sagen: hier tobt der Bär im Kettenhemd. Es war so richtig, voll, laut und trubelig auf der Haupteinkaufsstraße. „Klick“ für Film ab.

In Längsrichtung (Nordost-Südwest) sind die Republic Street (früher Queen’s Street) und die parallel verlaufende Merchants Street von alters her die Hauptgeschäftsstraßen. Wir suchten aber eigentlich etwas anderes und so bogen wir schnell von den Hauptstraßen ab, liefen durch die meist sehr stillen Querstraßen und schauten uns die alten Häuser mit Ihren Balkonen, Türanlagen in teilweise schon recht morbidem Charme an. Unser Hauptgewinner, was die Verwendung von Balkonen angeht, wurde dieses Gebäude hier.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Während wir uns jetzt durch die alten Gassen treiben lassen, sei ein kurzer geschichtlicher Rückblick (natürlich mit Hilfe von Wikipedia) gestattet, den ich mit Bildern von Hausansichten unterbrechen möchte. So wie diese hier:

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der Grundstein für diese Stadt wurde am 28. März 1566 durch den Großmeister des Malteserordens, Jean de la Valette gelegt. Die Planungen für die geometrische Anlage der Befestigungsmauern und des rechtwinkligen Straßennetzes stammten von dem italienischen Architekten und Festungsbaumeister Francesco Laparelli.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der Entwurf und die Fertigstellung der einzelnen Festungselemente wurden weitgehend dem maltesischen Assistenten Laparellis, Gerolamo Cassar, überlassen. Am 18. März 1571 wurde der Ordenssitz mit einer feierlichen Zeremonie offiziell von Birgu in die neue Stadt verlegt. La Valette, der am 21. August 1568 in Birgu verstarb, konnte das Ende seines Projekts nicht mehr miterleben. Ihm zu Ehren erhielt die Stadt seinen Namen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA In Bezug auf die Motive der Stadtentwicklung gab es erst im 17. und 18. Jahrhundert einen Wandel. In dieser Zeit begannen militärische Interessen in den Hintergrund zu rücken, sodass verschiedene Bauten für die Verwaltung oder Gewerbe und Handel entstanden. Daraufhin „erblühte die Stadt und wurde eine monumentale Barockstadt“, welche, wenn auch viel kleiner, mit Städten wie St. Petersburg, Prag oder Wien zu vergleichen war. Dadurch versuchte der Johanniterorden seinen Status und sein Ansehen europaweit zu demonstrieren.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Bis zur Kapitulation der Malteserritter unter ihrem Großmeister von Hompesch vor Napoleons Flotte im Jahr 1798, bei der kein Schuss abgegeben wurde, blieb Valletta uneingenommen und unzerstört. Erst im Zweiten Weltkrieg wurde es durch deutsche und italienische Luftangriffe teilweise verwüstet. Seit 1980 befindet sich fast die gesamte Stadt Valletta auf der Liste des UNESCO-Welterbes. Heute leben ca. 5.700 Menschen in der Stadt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Irgendwann waren wir müde gelaufen und wollten zurück aufs Schiff. Dort erwartete uns der für Phoenix übliche Aufsteller, mit dem omnipräsenten Werbespruch. Aber irgendwie stimmte es jetzt auch für uns. Das Schiff würde nun für dreieinhalb Wochen unser zu Hause sein.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Mehr Bilder gibt es hier:


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