Unser erstes Ziel heute war der Ort Alcúdia, ein Ort mit ungefähr 20.000 Einwohnern. Der Name Alcúdia kommt von dem arabischen al-Kudiyya und bedeutet „der Hügel“, was auf die Lage des historischen Stadtkerns hinweist, der auf dem Bergsattel zwischen der Bucht von Pollença und der Bucht von Alcúdia liegt, die durch eine flache Bergkette voneinander abgetrennt sind. Wir sahen uns zunächst die Kirche Sant Jaume an, deren Baukörper Teil der Stadtmauer ist.
Das heutige Kirchengebäude entstand in der Zeit von 1882 bis 1893 an der Stelle eines Vorgängerbaus im Stil der Neogotik. Sie ist dem Heiligen Jakobus geweiht. Die vorherige Kirche war zuvor wegen Baufälligkeit eingestürzt, wobei Teile der heutigen Kirche noch auf das 16. Jahrhundert zurückgehen. Ein erster Kirchenbau soll an dieser Stelle bereits um 1248 entstanden sein. Der Hauptaltar der Kirche ist gotisch und zeigt in Reliefs Szenen aus dem Leben des Heiligen.
Die barocke, von einer Kuppel überspannte Seitenkapelle der Kirche "Sant Jaume" ist das Ziel zahlreicher Pilger. Denn hier befindet sich das Kruzifix "Christus von Alcúdia", das eine Silberkrone trägt und 1507 eine Dürre beendet haben soll.
Mich interessierte aber eigentlich mehr die Kuppel selbst, deren zurückhaltende Farbgebung dieses Bild entstehen ließ.
Wir bummelten danach noch ein wenig durch die Innenstadt. Leider war heute Markttag, was zu dem üblichen Getümmel führte. Aber nur wenige Straßen vom Zentrum entfernt gab es auch noch die unbelebten oder menschenarmen Gassen und Straßen, wie diese hier.
Der Bus brachte uns danach zum Cap Formentor mit einem bemerkenswerten Ausblick. Ich ging den schmalen Weg zu Spitze nur bis zur Hälfte mit und ergab mich meiner Höhenangst. Das Fotografieren übernahm dann Astrid.
Das Gute am Markttag in Alcudia war allerdings, dass wir uns dort mit Wurst, Brot und Tomaten eindecken konnten, was zu einem rustikalen Mittagessen auf einer Parkbank führte.
Danach fuhren wir zurück ins Hotel und hatten die nächsten beiden Tage frei, d. h. es gab kein vorgegebenes Programm, sondern, wir bespaßten uns selbst. Am ersten freien Tag waren wir faul und machten Pooltag. Hierbei entstand das Bild unseres Hotels. Warum es bei mir „Kasten de Mar“ hieß, erschließt sich dem geneigten Betrachter wohl von selbst. Wir wohnten im vierten Stock von oben, etwas rechts von der Mitte.
Nachmittags brachen wir zu einem Bummel auf der gut ausgebauten und gepflegten Strandpromenade auf. An der „Fotografier-Hilfe“, die unvermittelt am Wegesrand auftauchten machten wir einen kurzen Fotostopp.
Am nächsten (auch wieder freien) Tag, machten wir uns zu Fuß auf ins Naturschutzgebiet, das - nicht weit vom Hotel entfernt - begann. Wir gingen auf den sich stark verzweigenden Wegen immer in Richtung eines Turmes, den wir von weitem sehen konnten. Wir waren gerade auf unterschiedlichen Pfaden unterwegs, als ich Astrid rufen hörte, „ich bin am Turm“. Das konnte doch eigentlich gar nicht sein, dachte ich mir, der Turm musste doch noch ein gutes Stück weit weg sein, so wie es von mir aus aussah. Die Lösung sieht man auf dem nächsten Bild. Der Turm war gar keiner, sondern allerhöchstens ein Türmchen und die Perspektive hatte uns getäuscht.
Am nächsten Tag gab es wieder Blitz-Programm.
Unser Ziel war Sinéu mit seinem besonderen Marktgeschehen. Es ist der einzige echte Bauernmarkt auf Mallorca. Dazu trägt natürlich auch der Viehmarkt bei, wo vom Huhn über Vögel bis hin zum Schaf und weitere Tierarten alles angeboten wird. Auch der Kunsthandwerksmarkt ist interessant. Der Wochenmarkt besteht seit dem Jahr 1306. Auf dem Markt gibt es fast alles zu kaufen, angefangen von einheimischen Produkten wie z.B. viele unterschiedliche Käsesorten über verschiedene Schinkensorten bis hin zur Kleidung. Natürlich gab es hier auch die üblichen „Touristenstände“, aber auch erfreulich viele Lebensmittelangebote, bei denen Einheimische einkauften. Das interessanteste waren jedoch die Stände mit lebenden Tieren. Hier mal zwei „Feder-Puschel-Flausch-Hühner“.
Interessant wurde es an einem anderen Stand, an dem reger Kaufbetrieb herrschte. Immer wenn vorne in der Auslage die Hühner ausgingen, griff der Standbetreiber beherzt hinter sich in seinen Transporter und kam mit einem Bündel Hühner wieder zurück. Die ließen das Ganze vollkommen ruhig über sich ergehen. So trägt man also vier Hühner mit einer Hand, lernte ich.
Eines der bedeutendsten Gebäude in Sinéu ist die Pfarrkirche Santa María de Sinéu. Die Kirche wurde bereits 1248 urkundlich erwähnt. Das Gebäude wurde bei einem Feuer im Jahr 1505 schwer beschädigt. Es wurde eine neue Kirche im gotischen Stil errichtet. In den Jahren 1880 und 1881 wurden eine Reihe von Erweiterungsarbeiten durchgeführt. Nach der ausführlichen Tiermarktbesichtigung gingen wir hinein und ich möchte statt der üblichen „Kirchenraumansicht“ einmal ein besinnliches Bild zeigen.
Danach hatten wir Hunger und glücklicherweise war auf der anderen Seite der Kirche der Teil des Marktes, wo es die köstlichen „Tomatenbrote“ gab.
Nach der Mittagspause brachte uns der Bus zum Landgut Els Calderers, einem ehemaligen Herrensitz, das heutzutage als Freilichtmuseum genutzt wird, in dem noch original eingerichtete Räumlichkeiten besichtigt werden können.
Die riesige Finca Rustica ist ein begehbares Geschichtsbuch, in dem bäuerlicher und aristokratischer Alltag eng miteinander verwoben sind. Das ländliche Leben in seiner unterschiedlichen Form wird hier ausdruckstark gezeigt.
Über den Wohlstand der Besitzer informieren Wohn- und Repräsentationsräume. Das Esszimmer sieht aus, als ob die Besucher jeden Moment erwartet werden.
Das Gebäude verfügt auch über einen Weinkeller. Der Weinanbau war zunächst die wichtigste Einnahmequelle des Hauses. Doch nachdem der Weinbau Anfang des 19. Jahrhunderts von der Reblaus (Phylloxera) befallen wurde, was zur Vernichtung der Weinstöcke führte, wurden die meisten Weinanbaugebiete gerodet und durch Weizenfelder ersetzt, sodass der Getreideanbau von da an die wichtigste Einnahmequelle darstellte. Heute wagen die Winzer wieder einen neuen Anfang; der selbstangebaute Wein kann von Besuchern probiert werden, was wir gerne taten. Für die ganze Gruppe standen vorgefüllte Probiergläschen bereit.
In der Kornkammer der Anlage werden verschiedene Früchte und Getreidesorten des Landsitzes gelagert: unter anderem Kichererbsen, Pferdebohnen, Bohnen, Mandeln und Mais. Außerdem werden verschiedene historische Arbeitsgeräte und Werkzeuge gezeigt. Die Maschinen wurden seinerzeit mit dem ersten Einzylinder-Petroleum-Motor auf Mallorca angetrieben. Dieser Motor wurde zur Stromerzeugung verwendet und später zum Antrieb der Kornmühle.
In den Viehställen wird heute noch das berühmte schwarze mallorquiner Schwein gehalten, porc negre, dessen Fleisch unter anderem zu der Wurstspezialität sobrassada verarbeitet wird. So sieht es aus, das schwarze Schwein.
Es gab einen kleinen Ausschank und großzügige Sitzgelegenheiten, sodass wir den Besuch entspannt ausklingen ließen.
Dann ging es (mit einem kleinen Zwischenstopp zur Likörverkostung) zurück ins Hotel.
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