Heute ging es früh los; sogar die ansonsten immer penibel verschlossene Tür des Frühstücksraumes wurde für uns vor 8 Uhr geöffnet. Unser Ziel war heute die Nachbarinsel Menorca und wir mussten die Schnellfähre bekommen. Die Fahrt zum Hafen von Alcudia dauerte rund eine Stunde und natürlich hatten wir ein großzügiges Zeitpolster.
Menorca ist die östlichste und nördlichste Insel der Balearen. Ihr katalanischer Name bedeutet „die Kleinere“, im Gegensatz zu Mallorca, „die Größere“. Sie hat nur ungefähr ein fünftel der Fläche von Mallorca. Auf Menorca leben knapp 100.000 Einwohner. Wir bestiegen einen kleineren örtlichen Bus und fuhren los. Außerhalb der beiden Städte Ciutadella und Maó wird das Bild der Insel vor allem von geruhsamer Beschaulichkeit geprägt: viele von Steinmauern gesäumte Felder, weiß getünchte Häuser, idyllische Dörfer und malerische Fischerorte. Unser erster Halt war im Örtchen Binibequer wie es auf Catalan heißt oder Binibeca, wie es auf Spanisch genannt wird.
Erbaut wurde der Ort zwischen Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre, um einen traditionellen menorquinischen Fischerhafen (mit klarem touristischem Zweck) neu zu erschaffen. Komplett restauriert und bis ins kleinste Detail gepflegt, besteht es aus 165 Häusern, die getreu die Essenz eines mediterranen Küstendorfes darstellen sollen. Entworfen wurde es von dem spanischen Architekten F.J. Barba Corsini.
Der Ort ist geprägt von weiß getünchten Villen und Apartments und engen Gassen. Wir hatten etwas Zeit und schlenderten hindurch. Das Wegenetz ist ein kleines aber fabelhaftes Labyrinth, wo hinter jeder Ecke meist mehrere Richtungen lauern.
Dann fuhren wir weiter nach Maó, dem Hauptort und dem Verwaltungssitz von Menorca mit knapp 30.000 Einwohner. Unser Reiseleiter Raffael brachte uns vom Hafen, wo unser Bus parkte, hoch zur Altstadt. Von dort erkundeten wir die Stadt alleine.
Neben dem alten Stadttor fanden wir ein kleines Café, die einige Stühle auf der Straße stehen hatten. Wir machten kurzentschlossen Pause mit dem Besichtigungsprogramm.
Auf dem Rückweg zu unserem Bus hatten wir eine gute Aussicht auf den Hafen. Die Anlage erstreckt sich auf über 6 km Länge und wird bereits seit dem 3. Jh. v. Chr. als Hafen genutzt. Schon seine natürliche Beschaffenheit bot den Schiffen Schutz, weshalb er im Laufe der Geschichte zum Stützpunkt verschiedener Kriegsflotten auserkoren wurde. In Maó haben deshalb Phönizier, Griechen, Seefahrer von Rhodos, Phokäer aus dem heutigen Izmir und Karthager ihre Spuren hinterlassen. Und nun auch wir, dachten wir uns ein wenig forsch, als wir wieder in den Bus einstiegen.
Unser nächstes Ziel war der Monte Toro, der einzige Berg der Insel Menorca. Mit nur 358 Metern ist er nicht sonderlich hoch, aber er bietet eine eindrucksvolle Aussicht über die ganze Insel. Bei schönem Wetter kann man von hier aus sogar die 40 km entfernte Insel Mallorca sehen.
Auf seinem Gipfel steht das „Santuario de la Virgen del Toro“, ein Heiligtum mit einer geschnitzten Holzstatue, das der Jungfrau Maria, der Schutzpatronin Menorcas, gewidmet ist. Das 1670 auf einer gotischen Kirche errichtete Heiligtum verdankt seinen Namen einer Legende, nach der ein Stier (Spanisch: Toro) Mönchen half, die Madonnenfigur zu entdecken. Und hier ist sie:
Später fuhren wir zurück zum Meer und suchten uns ein Lokal für unser Abendessen. Auf dem nächsten Bild sieht man rechts unten einige der Tische. Als ich das Bild aufnahm, wusste ich noch nicht, dass wir an dem gerade noch erkennbare Zweiertisch am unteren Rand des Bildes unser Abendessen einnehmen würden. Es gab exzellente „Spaghetti Frutti die Mare“.
Bevor wir wieder zur Fähre fuhren erlebten wir den Sonnenuntergang und die Dämmerung am Burgturm von Sant Nicolau. Dieser Küstenwehr- und -wachturm wurde nach den Bauplänen des Militäringenieurs Josep Castellón zwischen 1680 und 1682 zur Überwachung der Hafeneinfahrt von Ciutadella errichtet.
Das Gebäude hat die Form eines Pyramidenstumpfes aus Stein mit achteckigem Grundriss. Es ist von Gräben umgeben und weist vor dem Tor eine Holzbrücke auf. Wir kletterten bis auf die obere Ebene und sahen der Abenddämmerung zu.
Am nächsten Tag fuhren wir am späten Vormittag nach Cala Figuera. Der Ort liegt in einer fjordartigen Bucht und war ehemals der Hafen von Santanyí. Die Bucht besteht aus zwei Teilen (Wasserarmen), der Caló d’En Boira und Caló d’En Busques, die ein Y bilden.
Am versteckten Ende des linken Armes liegen die Fischerhäuser mit ihren charakteristischen Bootsgaragen. Wir gingen entlang des schmalen Weges und mussten manchmal recht große Schritte machen, denn die Architektur der Bootsgaragen und die Wege davor war diesem Zweck angepasst und nicht etwaigen neugierigen Touristen.
Wir gingen den ersten „Fjord“ komplett durch und den zweiten noch ein gutes Stück, bis wir umdrehten und den gleichen Weg zurückgingen. Einen Rundweg gibt es dort nicht. Danach suchten und fanden wir ein Café, von dem aus wir noch ein wenig die Sonne und die entspannte Bucht genossen. Später ging es zum Hotel zurück.
Am nächsten Tag besuchten wir Capdepera. Die Stadt zeichnet sich durch mit Blumen geschmückte Natursteinhäuser und enge Pflastergassen aus. Auf dem 159 Meter hohen Puig de Capdepera nördlich oberhalb des Ortes erhebt sich die Burg aus dem 13. Jahrhundert. Dieses Bauwerk zählt zu den am besten erhaltenen Festungen Mallorcas. Wir stiegen die steile Straße zur Burg hinauf und mussten erst einmal warten, weil es ein wenig zu früh war.
Der Vorteil der frühen Ankunft war die Tatsache, dass unsere Gruppe fast alleine in der Burganlage herumlaufen konnte. Im Inneren der Burg befinden sich einige Wachtürme und die Kapelle Nuestra Senyora de la Esperanza. An der Burgmauer konnten wir entlanggelaufen und auf einen der Türme kann man hinaufklettern, was wir aber nicht taten. Das früher zu Verteidigungszwecken erbaute Dach der Kirche dient heute als Aussichtsterrasse.
Danach fuhren wir weiter nach Cala Ratjada, wo wir den schlechtesten Kaffee dieses Urlaubs tranken und von wo es nichts weiter zu berichten gibt. Dann folgte ein kurzer Stopp in Porto Christo, von dort gibt es auch ein Bild. Am fast leeren Strand erkennt man die Nachsaison innerhalb der Nachsaison, was in diesem Ort den Nachteil hatte, dass die öffentlichen Toiletten alle schon zugesperrt waren.
Rettung in dieser wichtigen Frage kam aber, als wir nach kurzer Fahrt an den Drachenhöhlen ankamen. Die entsprechenden Örtlichkeiten waren geöffnet und die Besichtigung dieser beeindruckenden Höhle fand daher entspannt statt. Das bei Porto Cristo gelegene Höhlensystem gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und ist zweifellos eine der bemerkenswertesten Höhlen der Insel.
Über 1.700 Meter erstreckt sich das einmalige Höhlensystem in Mallorcas Osten. Bei den Drachenhöhlen handelt es sich um die vier Naturschönheiten Cueva Negra (schwarze Höhle), Cueva Blanca (weiße Höhle), Cueva de Luis Salvador (Höhle von Luis Salvador) und Cueva de Los Franceses (Höhle der Franzosen). Sie sind alle miteinander verbunden und bilden eine gemeinsame Höhle.
Das Höhlensystem reicht in eine Tiefe von bis zu 25 Metern unter der Oberfläche. Im Inneren der Höhle befindet sich ein großer unterirdischer See, der Lago Martel, der als einer der größten unterirdischen Seen der Welt gilt.
Unser Besuch endete an diesem See mit einem Konzert, bei dem die Musiker auf Booten an uns vorbeifuhren. Zuerst kam es mir kitschig vor, doch dann konnte ich mich eines gewissen Zaubers nicht erwehren.
Am nächsten Tag reisten wir ab. Da wir von der Fluggesellschaft auf einen anderen Flug umgebucht worden waren, hatten wir noch einige Sunden Zeit in Palma. Wir suchten und fanden ein Tapas-Restaurant, das uns half die Wartezeit zu überbrücken. Damit endete diese Blitz-Reise nach Mallorca.
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