Ein Ausflug nach Süden

Am nächsten Tag fuhren wir nach Mantua. Die Stadt liegt ca. 35 Kilometer südlich des Gardasees und gehört nicht zu den üblichen Besichtigungen eines Gardasee Urlaubs, versicherte uns unsere Reiseleiterin, wäre aber sehenswert. Die Stadt ist umgeben von vier Seen – Lago Superiore, Lago di Mezzo, Lago Inferiore und Lago Paiolo –, die im 12. Jahrhundert zur Verteidigung der Stadt angelegt wurden und vom Fluss Mincio gespeist werden. Dadurch wirkt die Stadt fast wie eine Insel. Wir versammelten uns rund um ein Bodenrelief, an dem uns Sigrid die Lage der Stadt erklärte.

Dann gingen wir nur wenige Meter in die Stadt hinein und standen mitten in der alten Innenstadt auf der Piazza Sordello. Der touristische Betrieb war noch überschaubar, sodass wir uns einen ersten Eindruck verschaffe konnten. Rechts sieht man den Palazzo del Capitano, Teil des Palazzo Ducale, den wir später besichtigen würden und geradeaus im Hintergrund steht der Dom, direkt links davon das Bischöfliche Palais.

Die erste Besichtigung führte uns in die Kirche Sant´ Andrea. Die Basilika St. Andrea spielt eine wichtige Rolle in der religiösen Geschichte von Mantua: Parallel zur bürgerlichen, künstlerischen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt gewann Mantua auch als religiöser Sitz immer mehr Bedeutung. Die Ursache für das große In- und Ausländische Interesse war die Verehrung der Reliquie des Heiligen Blutes Christi, welche der Überlieferung nach vom römischen Soldaten Longino nach Mantua gebracht wurde. Sie wurde von Päpsten und Kaisern verherrlicht, war über mehrere Jahrhunderte hindurch das Ziel von Pilgern jeden Standes und festigte den Glauben der Stadtbewohner. Wenn der Besucher beim Eingang nach oben blickt, sieht er dies hier.

Der Innenraum in der Form eines lateinischen Kreuzes ist ein einziges Schiff mit Tonnengewölbe und an den Seiten abwechselnd quadratische Kapellen und kleinere Kapellen mit einer Kuppelabdeckung; der riesige Raum (103 m lang, 19 m breit und 28 m hoch) ist reich ausgemalt nach einem Plan, der im 18. Jh. vom Veroneser Paolo Pozzo ausgearbeitet und zwischen 1785-1817 von lokalen Künstlern ausgeführt wurde. Die heutige Gestalt mit Vierung und Tambourkuppel entstand erst im 18. Jahrhundert. Alberti plante vermutlich in seiner Originalplanung den Langhausabschluss mit einer halbrunden Apsis, das Langhaus war also deutlicher inszeniert als in der heutigen Gestalt. Architekt der Vervollständigung und der Kuppel im 18. Jahrhundert war Filippo Juvara.

Nach der Führung hatten wir freie Zeit und sahen schon beim Verlassen von Sant´ Andrea unser nächstes Ziel, die unmittelbar daneben stehende Rotonda di San Lorenzo, ein romanischer Zentralbau aus dem späten 11. Jahrhundert. Die Gemäß nicht gesicherter mündlicher Überlieferung wurde mit dem Bau im Jahr 1083 auf Betreiben der Markgräfin Mathilde von Canossa begonnen; er steht – wie beinahe alle Rundbauten des Mittelalters – in der Tradition der Grabeskirche von Jerusalem. Die Tatsache, dass die Kirche sich etwa 1,50 Meter unter dem Bodenniveau des benachbarten und nur etwa 150 Jahre später errichteten Palazzo della Ragione befindet, lässt darauf schließen, dass der Bau auf den Fundamenten eines antiken Gebäudes (wahrscheinlich eines Rundtempels) errichtet wurde.

Nach baulichen Veränderungen wurde die Kirche im Jahr 1579 wegen Baufälligkeit für kultische Zwecke geschlossen. In den folgenden Jahrhunderten verfiel der fortan als Lagerraum genutzte Bau zusehends und wurde erst in den Jahren 1908–1911 rekonstruiert. Im Jahr 1926 gab man die Kirche in die Obhut des Dominikanerordens; seitdem ist sie als Pfarrkirche wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Wir gingen in den von außen so unscheinbar wirkenden Bau hinein und fanden uns zwischen 14 gemauerten Rundpfeilern und zwei wiederverwendeten antiken Säulen mit Kapitellen zu beiden Seiten der nach Osten weisenden Apsis wieder. Ein, in seiner Schlichtheit beeindruckender Kirchenraum.

Später fanden wir uns am Palazzo Ducale ein. Der Gebäudekomplex des 14. bis 17. Jahrhunderts, wurde überwiegend von der Familie der Gonzaga als ihr Herrschaftssitz errichtet.

Die Gebäude sind durch Korridore und Galerien verbunden und durch ihre inneren Höfe und Gärten aufgewertet. Das Ensemble umfasst etwa 1000 Räume auf ca. 35.000 m² Fläche. Berühmt ist der Palast auch wegen Andrea Mantegnas Fresken in der Camera degli Sposi im Castello di San Giorgio.

Der Palast ist ein wahres Labyrinth aus Sälen, Gängen, Zimmern, Gärten und Innenhöfen. Wir gingen durch die Gänge und prachtvollen Innenräume und ich verlor bald die Orientierung und danach auch ein wenig die Richtung, in die ich fotografieren wollte. Es war einfach zu viel.

Mal waren es riesige Gemälde, die ganze Wände oder die Decke füllten wie im Bild oben, mal waren es verspielt dekorierte und sehr detailverliebt ausgestattete Räume, die wir durchquerten.

Ich möchte hier darauf verzichten, Bilder unkommentiert nacheinander zu zeigen. Wer mehr sehen will, ist auf die Bilderseite (link unten) verwiesen. Na gut, eines noch!

Nach der Besichtigung hatten wir wieder etwas Freizeit, suchten und fanden eine kleine Bäckerei, die uns unser süßes Mittagessen verkaufte und machten Mittagspause unmittelbar am Bootsanleger. Dann bestiegen wir ein kleines Ausflugsschiff und fuhren vom Lago di Mezzo zum Lago Inferiore und wieder zurück. Von dort hatten wir eine gute Sicht von außen auf die Innenstadt von Mantua.

Danach fuhren wir zum Hotel zurück.

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