Julia und der Balkon

May 15, 2023

Am heutigen Tag stand Verona auf dem Programm. Die Stadt in der Region Venetien hat ungefähr 260.000 Einwohner. Seit 2000 gehört die Altstadt von Verona zum UNESCO-Welterbe. Durch Verona fließt der Etsch, den wir nach eineinhalb stündiger Busfahrt und einem kurzen Fußmarsch überquerten.

Unsere Reiseleitung Sigrid führte uns auf direktem Weg in die Altstadt und dort zur Arena. Als wir um eine Häuserecke bogen, sahen wir es vor uns. Das gut erhaltene und in das heutige Stadtbild mit einbezogene Amphitheater wurde wahrscheinlich unter Kaiser Tiberius um 30 n. Chr. erbaut.

Es entstand ein halbes Jahrhundert vor dem Kolosseum in Rom (80 n. Chr.) und ist somit eines der frühesten Beispiele für ein von den Römern fortentwickeltes, in Form eines geschlossenen Ovals angelegtes Amphitheater.Das Bauwerk ist 138 m lang, 109 m breit und ist das nach dem Erhaltungszustand zweitgrößte Amphitheater neben dem Kolosseum in Rom. Die klassisch gegliederte Fassade besteht aus zweigeschossigen Arkadenbögen.

Das Innere der Arena besteht aus 45 Sitzreihen, welche 45 cm hoch und 45 cm tief sind, mit heute etwa 22.000 Plätzen. Im Sommer finden in der Arena die berühmten Opernfestspiele statt. Am heutigen Tag unseres Besuches fanden im Inneren allerdings Bauarbeiten statt, was zur Folge hatte, dass die Arena für Besucher geschlossen war.

Sigrid versuchte telefonisch heraus zu finden, ob es noch irgendeine kleine Chance gäbe, vielleicht doch hinein zu kommen, musste aber bald erfolglos aufgeben. Wir begannen dann unsere Besichtigung in der Innenstadt.

Und natürlich begaben wir uns auf die Spuren jener Julia, die zusammen mit ihrem Romeo die Liebenden der Welt verzückt. „Romeo und Julia” ist eine Tragödie von William Shakespeare und schildert die Geschichte zweier junger Liebender, die verfeindeten Familien angehören und unter unglücklichen Umständen durch Selbstmord zu Tode kommen. Die Handlung des Stückes umfasst einen Zeitraum von fünf Tagen und spielt zur Sommerzeit in Verona. Dort steht dasjenige Haus, das in der Fiktion der Erzählung das Elternhaus der Julia gewesen sein soll.

Der Skaligerbau in der Via Cappello 27 gehörte ursprünglich dem Geschlecht Del Cappello und wurde bis in das vorige Jahrhundert als Fremdenherberge genutzt. Der berühmte Balkon im Innenhof wurde nachträglich für Touristen angebaut. Unten im Innenhof steht Julia in Bronze gegossen. Der Legende nach soll das Streicheln von Julias rechter Brust zu Glück in der Liebe führen. Wer sich also fragt, warum die Bronzefigur an machen Stellen deutlich abgegriffen ist, weiß nun warum.

Wir liefen weiter durch die Stadt und zwischendurch machte uns Sigrid auf besondere Bauwerke aufmerksam. Das nächste Bild zeigt auf der Piazza dei Signori, den Palazzo del Governo und Loggia. Wo einst die Scaliger residierten, ist heute die Provinzregierung untergebracht.

Gar nicht so einfach zu fotografieren war der Torre dei Lamberti.. Der Turm steht direkt im Zentrum der Altstadt. Er überragt mit 84 Metern Höhe, als eines der höchsten Gebäude der Stadt, seine Umgebung deutlich. Das folgende Bild ist von der Piazza delle Erbe aus entstanden.

Mit der Konstruktion des ehemaligen Gemeindeturmes begann man im Jahre 1172. Für den romanischen Bau wurde zunächst Tuff und Terrakotta verwendet. Im Mai 1403 schlug ein Blitz in den Helm ein, was einen Brand und in weiterer Folge den Einsturz der Turmspitze zur Folge hatte. Die Restaurierungsarbeiten begannen 1448 und wurden 1464 abgeschlossen. Man nutzte die Gelegenheit, um den Turm zu erhöhen. Die jüngeren Abschnitte sind noch immer anhand des unterschiedlichen Baumaterials, wie beispielsweise Marmor, auszumachen. Die große Turmuhr wurde im Jahre 1779 installiert. Ein anderes Bild ergab sich vom Cortile del Mercato Vecchio, dem alten Marktplatz aus.

Nun begann unsere Freizeit nach der offiziellen Führung und wir suchten und fanden schnell eine Bäckerei, die uns ein großes Pizzabrötchen verkaufte, das wir direkt vor Ort in zwei Teile schneiden ließen. Schwieriger war schon die Suche nach einer geeigneten Stelle für unsere Mittagspause, denn wir wollten ja nicht irgendwo stehen oder sitzen. Wir gingen zur Etsch, fanden eine leere Bank unmittelbar am Fluss und hatten diese Aussicht. Was wir sahen war am gegenüberliegenden Ufer der Hügel S. Pietro mit dem Teatro Romano, dem archäologischen Museum im römischen Theater – dem ehemaligen Kloster des Hl. Hieronymus – und dem Castel San Pietro.

Unser letzter Besichtigungspunkt in Verona war die Pfarrkirche San Fermo Maggiore. Die Kirche gehört aufgrund ihrer Baugeschichte und ihrer Innenausstattung zu den wichtigsten und eindrucksvollsten Kirchen Veronas. Sie ist das Resultat verschiedener Bauepochen und stellt eine Synthese der zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert vorherrschenden Architekturstile dar.

Wir besuchten zuerst die Unterkirche. Der Begriff Unterkirche wurde erstmals vom Historiker Luigi Simeoni in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeführt. Architektonisch und liturgisch handelt es sich allerdings um eine Krypta, die nicht als eigenständige Kirche angesehen werden kann und stets in Relation mit dem darüber liegenden Bau zu sehen ist.

Der Grundriss ist der eines lateinischen Kreuzes mit einem dreischiffigen Langhaus an den das Querschiff und der dreiapsidiale Chor anschließen. Die Seitenschiffe sind vom Mittelschiff durch Säulenreihen getrennt, die aus abwechselnd vier kreuzförmigen und vier schmäleren eckigen Säulen bestehen. Das Mittelschiff ist wiederum durch schmale eckige Säulen unterteilt. Hier der Blick in Chor mit Hauptaltar, Chorbogen und zentraler Apsis.

Danach gingen wir nach oben. Der Grundriss der von den Franziskanern gotisierten Oberkirche ist der eines lateinischen Kreuzes und folgt dem der romanischen Unterkirche. Sie besitzt fünf Apsiden und mehrere zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert entstandene Seitenkapellen, die den einst nüchternen Bau wesentlich verändert haben. Von der Benediktinerkirche sind die zentrale Apsis, die zwei nördlichen Nebenapsiden und das Presbyterium erhalten. Das dreischiffige Langhaus der Oberkirche wurde unter den Franziskanern in eine einschiffige Saalkirche umgebaut und das westlich angrenzende Atrium abgetragen.

Das Augenfälligste im Innenraum ist der in Form eines umgedrehten Schiffskiels zwischen 1314 und 1350 entstandene und mit 416 Temperabilder von Heiligen geschmückte Dachstuhl. Die Temperabilder werden der Schule des Maestro del Redentore zugeschrieben, aus deren Schule auch andere Arbeiten stammen.Für den Bau des Dachstuhls wurde Lärchenholz verwendet, dass vom Norden über die Etsch nach Verona getriftet und von Gugliemo da Castelbarco zur Verfügung gestellt wurde. Der Dachstuhl ist 53 Meter lang und wurde erstmals in der Mitte des 19. Jahrhunderts restauriert. Der Blick nach oben zeigt die  Mächtigkeit des Dachstuhles.

Von dort aus gingen wir zum Bus und fuhren zurück zum Gardasee. Hier machten wir noch einen Besichtigung-Stopp in Garda. Allerdings war uns nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort nicht mehr nach weiterer Besichtigung, so dass wir eine Pause im Café einlegten. Danach ging es zurück ins Hotel.

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