Von Kalkfelsen und Fahrrädern

October 29, 2014

Von Portland bis Dover waren es 187 Seemeilen, also ca. 346 Kilometer. Die Fahrt verlief ruhig, wir kamen früh in Dover an und hatten wieder den Blick auf die weißen Klippen, den wir schon von der Fährankunft bei unserer Südenglandtour mit dem Blitzbus im Mai kannten. Im Hintergrund sieht man bereits Dover Castle. OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Wir hatten keinen geführten Ausflug gebucht, sondern wollten mit dem Shuttlebus zur Burg hochfahren und später noch durch Dover bummeln. Auch diesmal war der Transport sehr gut organisiert. Vom Terminal fuhr ein Bus in die Innenstadt und weiter zur Burg, sowie später wieder mit dem gleichen Zwischenstopp zurück. Die Fahrt kostete 4 Pfund oder 5 Euro, die Nähe des Kontinents machte sich bei der Währung bemerkbar. Wir stiegen bei Dover Castle aus, gingen die Strasse zum Eingang hoch und fanden das Kassenhäuschen. Der Eintritt war englandtypisch sehr teuer, pro Person waren es über 20 Euro. Wir waren die Preise schon von der Blitztour gewohnt, (damals hat natürlich der Veranstalter alles bezahlt), sodass wir zwei Tickets erstanden und hineingingen. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Dies taten auch einige andere Touristen von der Artania, die mit uns im Shuttlebus hinaufgefahren waren, aber auf ihre ganz eigene Art. Da ihnen der Eintritt zu teuer war, erklärten sie sich und den Umstehenden, dass sie Dover Castle gar nicht besichtigen wollten, sondern „nur mal gucken“. Dann gingen sie hinein ohne zu bezahlen, was deshalb leicht möglich war, weil es keine Ticketkontrolle gab. Das Kassenhäuschen stand denjenigen zur Verfügung, die ein Ticket kaufen wollten, kontrollierte aber den Zugang nicht. Wir haben uns ordentlich fremdgeschämt für unsere deutschen Landsleute, die die englischen Art des Ticketverkaufs auf ihre Weise benutzten. Als wir im Inneren von Dover Castle waren, kletterten wir zunächst in die Katakomben. In den bombensicheren Gängen wurde im Zweiten Weltkrieg die "Operation Dynamo" organisiert, mit der bei Dünkirchen eingekesselte Truppen evakuiert wurden. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wieder ans Tageslicht geklettert, versuchten wir uns einen Überblick über die Anlage zu verschaffen. Wegen seiner erhöhten und strategisch wichtigen Lage bekam Dover Castle den Namen Schlüssel zu England. Schon die Römer hatten sich den Küstenplatz gesichert. 1066 landete der Normannen-Herzog Wilhelm der Eroberer hier und baute auf der Anhöhe die erste Burg. Auf dem Gebiet erhebt sich jetzt das 100 Jahre später errichtete Kastell - es diente mit seinen Zubauten bis 1984 der Landesverteidigung. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Als nächstes bestiegen wir den zentralen Bergfried, und genossen den Rundumblick, der weit über die eigentliche Befestigungsanlage hinausreichte. OLYMPUS DIGITAL CAMERA In dem gewaltigen Turm waren einige Zimmer und Funktionsräume so hergerichtet, wie sich die heutigen Verwalter der Festung, das mittelalterliche Leben vorstellten. Es ist schon sehr touristisch aufbereitet, aber ganz entziehen konnten wir uns dem Flair der dekorierten Geschichte auch nicht. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auf dem höchsten Punkt der Burganlage stehen zwei Gebäude, die hier schon vor dem Bau der Feste standen: links die Ruine eines römischen Leuchtturms und rechts eine ursprünglich sächsische Kirche. Der einfriedene Erdwall von dem aus ich das Foto machte, wurde im 13.Jahrhundert errichtet und zwar über einem älteren Wall, den Archäologen der Mitte des 11.Jahrhunderts zuordnen und der somit der Standort der ursprünglichen von Wilhelm dem Eroberer gebauten Erdwallfeste sein könnte. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir verbrachten einige Stunden in der Festungsanlage und nahmen dann den Bus zurück zur Stadt. Astrid wollte die Kreidefelsen einmal von Nahem sehen und so führte uns unser Weg direkt dorthin. Unmittelbar vor den Kreidefelsen führt eine Straße entlang, an der sich alte kleine Häuser im Schatten der Kalkfelsen ducken. Wir machten uns einige Gedanken darüber, ob wir wohl ruhig schlafen würden, wenn direkt über uns eine solche steile Felswand aufragen würde. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Später in der Fußgängerzone suchten und fanden wir ein kleines Café und beendeten den Dover Ausflug mit einem leckeren Kaffee und reichlich Schokoladenkuchen. Der Shuttlebus brachte uns später wieder zurück an den Anleger und zum Schiff.

Unsere Reise näherte sich langsam ihrem Ende. An diesem Morgen legten wir bereits wieder am Kontinent an, in Amsterdam. Von Dover bis Amsterdam waren es zwar nur 177 Seemeilen, also ca. 328 Kilometer, aber wir hatten trotzdem einiges an Verspätung eingefahren, weil wir an Schleusen warten mussten. Wir hatten uns wieder für eigene Unternehmungen entschieden und steuerten zunächst den Hafen an, von dem eine der Grachtenfahrten losgehen sollte. Bereits im Terminal hatten wir die Tickest erworben, die dort mit etwas Rabatt angeboten wurden, und unsere schwierige Aufgabe bestand nun darin, den zu den Tickets passenden Veranstalter zu finden. Schließlich gelang dies und wir tuckerten durch Amsterdam. Von einer Sache waren wir ziemlich überfordert, dem Fahrradverkehr. Auf dem Schiff waren wir mehrfach darauf hingewiesen worden, dass es gefährlich werden könnte, wenn sich Fahrräder und Fußgänger den gleichen Verkehrsraum teilen, aber damit hatten wir nicht gerechnet. Zunächst einmal waren die Fahrräder gegenüber den Fußgängern deutlich in der Mehrzahl und darüber hinaus hatten die Fahrer das sichere Gefühl, dass die Straße ihnen gehört und Fußgänger Hindernisse sind. Wir sind öfter in hektische Betriebsamkeit verfallen, wenn wieder einmal stürmisches Bimmeln einen Radler ankündigte, dem wir im Wege schienen. Aber … wir haben es überlebt. Auf dem schwimmenden Blumenmarkt fanden wir ein Angebot, das in Deutschland direkt einen Polizeieinsatz ausgelöst hätte. Hier war es anscheinend vollkommen normal, ein Starterkit für angehende Kiffer auf der Straße feilzubieten. Dann mussten wir auch schon wieder zurück zum Schiff, denn die Artania legte bereits gegen 14:00 Uhr ab.

Am nächsten Morgen waren wir wieder in unserem Ausgangshafen angekommen. Von Amsterdam aus waren es 239 Seemeilen, oder 442 Kilometer bis Bremerhaven gewesen. Insgesamt hatte das Schiff auf der zweiwöchigen Tour 2740 Seemeilen zurückgelegt, ca. 5075 Klometer. Noch beeindruckender fand ich die Verbrauchszahlen. Hier mal ein kleiner Auszug:

Kartoffeln: 2904 Kilogramm

Fisch: 2379 Kilogramm

Fleisch: 8099 Kilogramm

Bier: 2.974 Liter

Hauswein: 6221 Liter (da haben wir ordentlich mitgemischt)

Der Transferbus brachte uns sicher zurück nach Düsseldorf und ein Taxi erledigte den Rest. Eine schöne Reise.

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