Mit Tender und Zug
Von Killybegs bis Galway waren es 183 Seemeilen, etwa 339 Kilometer. Wir kamen gegen 9:00 Uhr an und lagen auf Rede. An Land ging es also nur per Boot. Diesmal war die Entfernung zwischen Boot und Kaimauer auch größer, als noch in Ullapool und die Verantwortlichen an Bord hatten deshalb ein Ausflugsboot aus Galway gemietet, dass in einer Fahrt viel mehr Passagiere befördern konnte, als die kleinen Tenderboote der Artania. Nachdem die Ausflügler von Bord waren, kamen wir an die Reihe und setzten über.
Von unterwegs hatten wir einen guten Blick auf unser schwimmendes Zuhause. Ein guter Zeitpunkt, um ein paar Daten aufzuschreiben. Das Schiff entstand zwischen 1983 und 1984 auf der Wärtsilä-Werft in Helsinki und lief am 18. Februar 1984 als Royal Princess vom Stapel. Nach der Übergabe am 30. Oktober 1984 wurde es am 15. November 1984 von Prinzessin Diana in Southampton getauft. 2005 übernahm die britische Reederei P&O Cruises das Schiff und brachte es nach Umbau- und Modernisierungsarbeiten als Artemis in Fahrt. Nach erneuten Umbauten wurde das Schiff am 28. Mai 2011 auf den Namen Artania getauft und sticht seitdem für Phoenix Reisen in See. Die Artania hat eine Länge von 230,61 m, eine Breite von 29,6 m und einen Tiefgang von max. 7,8 m.
Es war Sonntagvormittag als wir in Galway ankamen und die Innenstadt war ziemlich menschenleer. Wir bummelten zunächst durch die Einkaufsstraßen und besuchten dann die Kathedrale von Galway, die noch sehr jugendlich ist. Mit dem Bau wurde 1958 begonnen und im August 1965 wurde sie geweiht.
Als wir in die Innenstadt zurückkamen hatte sich das Bild gewandelt. Es war reger Betrieb, halb Irland schien auf den Füßen. Wir machten mit im sonntäglichen Getümmel und hatten bald Kaffeedurst. Wir fanden dann ein kleines Cafe für eine Mittagspause.
Das Wetter verschlechterte sich aber und so beschlossen wir vorzeitig zum Schiff zurückzufahren. Zwar war unser Rückfahrttermin erst in einer Stunde, aber wir hofften, dass das Schiff neben dem angemieteten Ausflugsboot auch noch die eigenen Tender einsetzte. So war es dann glücklicherweise auch und wir waren froh, pudelnass und dampfend, gedrängt mit so vielen anderen Gästen wie hinein passten, auf das Schiff getendert zu werden.
Am nächsten Morgen kamen wir in Cobh an, der vor Cork gelegenen Hafenstadt. In der Nacht hatten wir von Galway aus 241 Seemeilen zurückgelegt, also ca. 446 Kilometer.
Cork ist die zweitgrößte Stadt der Republik und entstand auf Inseln des Flusses Lee. Wir hatten keinen Ausflug gebucht, sondern wollten wieder alleine los. Der Bahnhof von Cobh befand sich unmittelbar vor dem Schiff und nach 30 Minuten Zugfahrt waren wir in Cork. Kirchen sollten heute ständig unseren Weg kreuzen und so fingen wir mit St. Patricks an, die wir auf dem Weg in die Innenstadt passierten.
Wir wollten auf jeden Fall den alten Ortsteil Shandon finden, was uns erst nach einigen Umwegen gelang, weil wir zwar genau so liefen, wie es der Stadtplan vorsah, wir aber immer an anderer Stelle herauskamen, als geplant. Schließlich kamen wir aber doch an und besuchten zunächst die beiden Kirchen, die auf der Spitze des Hügels stehen, an dessen Seite die Straßen des historischen Stadtteils vorbeilaufen. Zunächst die Kathedrale von „St Mary´s and St Anne´s“ und unten auf dem Bild die Kirche von „St Anne´s“. St Anne`s wurde 1722 geweiht und gilt als Wahrzeichen der Stadt. Als wir hineingingen, wurden wir gefragt, ob wir nur gucken oder auch bimmeln wollten. Zur Aufklärung: Besucher können auf den Turm hochsteigen und die Glocken von Hand in Gang setzen. Gegen Eintritt versteht sich. Nur Gucken, nix anfassen war kostenlos und so störten wir die Mittagsruhe der Menschen in Shandon nicht.
Mittlerweile waren wir vom vielen Herumlaufen ordentlich müde und so kam uns ein kleines Cafe gerade recht, bei dem wir Kaffee und Scones erstanden. Scones hatten wir zuletzt auf unserer Südengland-Tour mit dem Blitzbus genossen und freuten uns auf die Wiederholung.
Danach liefen wir langsam den Hügel, den wir so mühsam erklommen hatten, wieder hinunter und sahen dabei in fast jede Gasse, die wir kreuzten. Gut sind die alten kleinen Häuser zu erkennen, die die ursprüngliche Bebauung von Shandon darstellen.
Als letzte Kirche in Cork besuchten wir die Saint Fin Barre's Cathedral. Der Bau der Kathedrale wurde 1863 begonnen, fertiggestellt war sie 1879. Fin Barre ist der Schutzheilige von Cork und Namensgeber dieser Kirche.
Im Inneren gefielen mir besonders die Glasfenster mit teilweise großformatigen Glasmalereien innerhalb der Bleiverglasung.
So langsam mussten wir uns auf den Rückweg machen, denn und wir hatten noch eine gute Stunde quer durch die Stadt zu laufen, bis zum Bahnhof. Wieder in Cobh angekommen, gingen wir noch kurz in den Ort und besuchten (Ratespiel: was wohl…? na klar,) die Kirche.
Gegen 18:00 Uhr lief die Artania aus und fuhr langsam an den schmalen farbigen Häusern von Cobh vorbei, die sich malerisch an den Hügel schmiegten.
Mehr Bilder gibt es hier: