Einschiffen zur Silberhochzeit

October 29, 2014

Bereits mehr als ein Jahr vor dem Termin unserer Silberhochzeit hatten wir uns überlegt, dass doch eine Kreuzfahrt ein angemessener Rahmen für unsere private Feier dieser 25 Jahre sei. Aber so recht hatten wir uns nicht auf ein Ziel einigen können. Das Mittelmeer war mir noch zu heiß im August/September, die Karibik kam nicht in Frage wegen möglicher Hurrikans und in der Ostsee oder an Norwegen entlang waren wir schon in anderen Urlauben gefahren. So dümpelte das Projekt „Hochzeitsreise“ etwas vor sich hin, bis wir Post vom Berliner Reisebüro bekamen, bei denen wir die Antarktistour gebucht hatten.

Die Reise um Großbritannien und Irland herum gefiel uns sofort und traf genau den Termin, den es einzuschließen galt. Wir entschieden uns für eine Juniorsuite mit Balkon, was sich im Verlauf der Reise als gute Wahl herausstellte.

So kam Samstag, der 23. August und wir fuhren gegen 8:30 mit einem Taxi zum Hauptbahnhof in Düsseldorf, denn dort sollte der Transferbus uns aufsammeln und nach Bremerhaven bringen. Der Veranstalter „Phoenix“ hatte nicht nur diesen Transfer perfekt organisiert, sondern zeigte sich auch an vielen anderen Stellen als routinierter Veranstalter. Wir gaben das Gepäck in den kleinen Anhänger, der hinten am Bus hing und sahen es wieder, als es nachmittags vor unserer Kabine stand.

Die Eincheckprozedur in Bremerhaven verlief erfreulich schnell. Hilfreich dabei war sicherlich, dass wir mit der gebuchten Kabinenkategorie den „Silberservice“ in Anspruch nehmen konnten, der unter anderem auch einen separaten Eincheck-Schalter hatte. So bestand die Schlange vor mir nur aus Astrid. Wir wurden fotografiert, erhielten unseren Bordausweis und kamen schon kurz darauf in den Bereich kurz vor der Gangway an. Dort wartete freundliches Personal mit Sekt auf uns.

Wir waren der Sache nicht abgeneigt und nahmen einen ersten Kontakt mit dem Bordpersonal auf. So kam allerdings der Bording-Vorgang erst einmal zum Stehen, was aber nicht wirklich schlimm war, da wir gut versorgt und gut gelaunt herumstanden und zu ersten Mal die Artania aus der Nähe sahen. Auf dem Bild kann man gut die einzelnen Kabinen mit und ohne Balkon erkennen.

Angekommen auf dem Schiff wurden wir in unsere Kabine gebracht, was einen ordentlichen Fußweg einschloss. Wir betraten das Schiff auf Deck 3 in der Mitte und wohnten auf Deck 7 ganz vorne. Da wir bewusst auf den Aufzug verzichteten, war ich froh, dass unser Gepäck in dem Moment nur aus den Rucksäcken bestand. Dann betraten wir die Kabine, die in den nächsten zwei Wochen unsere Wohnung sein sollte und waren positiv überrascht von Größe und Ausstattung.

Gegen 18:00 Uhr hatten wir noch einen offiziellen Programmpunkt zu erledigen, die Seenotrettungsübung. Die ganze Aktion wurde durch mehrere Lautsprecherdurchsagen vorbereitet, sodass wir genau wussten, was zu tun war, als das angekündigte Signal (das Alarmsignal besteht aus 7 kurzen und einem langen Ton) ertönte. Wir nahmen unsere Rettungswesten mit und versammelten uns in der Showlounge, denn dort war der vorgegeben Sammelpunkt für uns. So eine Rettungsweste ist ein ziemlicher Klotz am Hals und wir waren auch nicht sehr glücklich damit, dass wir im Gänsemarsch mit einer Hand auf der Schulter des Vordermannes nach draußen geführt wurden und ziemlich lange so unter dem für uns vorgesehenen Rettungsboot herumstanden, bis der Kapitän unsere Formation abgenommen hatte. Allerdings ist mir bei einer Kreuzfahrt ein Kapitän, der seine Arbeit so ernst nimmt wie unser Morten Hansen deutlich lieber, als der Herr, der die Costa Concordia auf Grund setzte und dann als einer der ersten in ein Rettungsboot fiel, wie er selbst seinen unwürdigen Abgang beschrieb.

Danach hatten wir frei und bereiteten uns auf das Abendessen vor. Das Schiff nahm Kurs auf Port of Tyne in England und hatte 384 Seemeilen vor sich. Eine Seemeile ist 1852 Meter lang. Es waren also ungefähr 711 Kilometer, die wir bis zum nächsten Hafen zurücklegen mussten. Das ist natürlich nicht in einer Nacht zu schaffen und so hatten wir am nächsten Tag einen Seetag.

Zwischen 9:00 Uhr und 11:00 Uhr am nächsten Vormittag war Passkontrolle für die Einreise in Großbritannien. Wir wollten es erst gar nicht glauben, aber tatsächlich waren am Durchgang zu Harry´s Bar zwei Schreibtische aufgebaut, an denen zwei Uniformierte einen kurzen Blick in unsere Dokumente warfen. Danach waren wir so ermattet, dass wir auf Deck 8 zur Kopernikus Bar gingen, denn dort wartete ein „Maritimer Frühschoppen“ auf uns. Meeres-Spezialitäten und Austern wurden vom Schiff gratis angeboten, ein Glas Champagner konnte dazu erworben werden. Wir setzten den Austern und dem Champagner ordentlich zu und ließen das Mittagessen ausfallen.

Am nächsten Morgen kamen wir in Port of Tyne an und lagen unmittelbar vor dem Yachthafen. Wir hatten an diesem Morgen einen Bustransfer nach Newcastle gebucht und sollten uns daher um 9:15 Uhr in der Showlounge einfinden, denn hier starteten alle Ausflüge. In der Nacht zuvor waren die Uhren eine Stunde zurückgestellt worden, sodass wir recht früh wach waren und trotz der frühen Abholung in Ruhe frühstücken konnten.

Der Transferbus setzte uns mitten in der Stadt ab und wir liefen zunächst zum Fluss Tyne hinunter, weil wir uns die verschiedenen Brücken aus den verschiedenen Jahrhunderten ansehen wollten. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Zunächst kamen wir bei der alten Swing-bridge von 1868 an. Wie schon der Name verrät muss sie zur Seite gedreht werden, damit Schiffe diese Stelle passieren können. Genau unter dem Turm ist die Stelle um die sie sich dreht. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Später gingen wir zur Gateshead Millennium Bridge. Sie ist die erste Brücke in England, die um die Längsachse durch ihre Angelpunkte rotiert werden kann, um Schiffen die Passage unter der Brücke zu ermöglichen. Die Brücke besteht aus einem horizontalen Bogen, Deck genannt, der zum Überqueren des Flusses dient. Ein zweiter Bogen, der in der Ausgangsstellung nach oben ragt, ist zur Stabilisierung durch Seile mit dem Deck verbunden. Dieses Konstrukt kann durch acht Motoren entlang der Verbindungslinie der beiden Auflagepunkte nach oben gekippt werden, so dass Schiffe unterhalb der Brücke passieren können. Da die Brücke dabei an ein blinzelndes Auge erinnert, trägt sie den Spitznamen „Blinking Eye“. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nach so viel alter und neuer Technik sahen wir uns noch die Reste der alten Stadtbefestigung an und standen auf einmal vor St. Nicholas. Die Kathedrale von Newcastle upon Tyne ist die Bischofskirche des anglikanischen Bistums Newcastle. Die in mehreren Bauphasen zwischen 1250 und 1500 errichtete gotische Basilika beherrscht mit ihrem markanten Turm die Stadtsilhouette. Von Innen sieht sie so aus. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir bummelten durch die Innenstadt zurück bis zu Bessie Surtees Haus. Insbesondere das Fenster, aus dem sie sich damals davon stahl um mit John Scott durchzubrennen, interessiert, denn die Reiseführer sind voll von der Geschichte. Auch wenn die Geschichte nur deshalb interessant ist, weil John Scott im späteren Teil seines Lebens Lord High Chancellor of Great Britain wurde. Beim Haus handelt es sich um ein imponierendes Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert und ist alleine deshalb sehenswert. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nun wurde es Zeit wieder am vereinbarten Treffpunkt aufzutauchen, wo uns der Transferbus einsammeln wollte. Kurz vor dem Treffpunkt fanden wir noch eine wunderschöne Spiegelung der barocken Fassade in neuester Funktionsarchitektur. Ein richtiger Hingucker. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach ging es zurück zum Schiff und wir verbrachten den Abend im Gedenken an ein Ereignis, dass nun an diesem Tag genau 25 Jahre zurücklag, unserer Hochzeit. Da das Wetter es gut mit uns meinte fingen wir mit einem Sekt auf dem Balkon an. Mehr Bilder gibt es hier:


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