Ein Stinkefinger und leckeres Eis

November 24, 2016

Gestern Abend hatten wir etwas Mühe, unser Hotelzimmer zu finden. Als wir in der weitläufigen Hotel-Anlage ankamen, erhielten wir die Info, dass wir mit kleinen Elektrowagen zum Zimmer gebracht würden. Immer zwei bis drei Gäste passten mit ihrem Gepäck in einen solchen Wagen. Da nur ein Wagen im Einsatz war, konnte ich mir ausrechnen, wie lange es dauern würde, bis wir unter die Dusche kämen. Also sind wir mit unseren Koffern dem ersten Wagen nachgegangen, denn dort wo der hinfuhr, mussten wir schließlich auch irgendwo wohnen. Was ich in meinem Optimismus nicht geahnt hatte, war die Weitläufigkeit des Geländes und die Schnelligkeit des Elektrovehikels. Nach dem ersten Abzweig hatten wir ihn aus den Augen verloren und irrten ratlos durch den (wirklich sehr schönen) Hotelgarten. Dann raste der Elektrokarren mit weiteren Gästen an uns vorbei und signalisierte, dass er uns auf seiner nächsten Runde aufnehmen würde. Das tat er dann auch und meine ziemlich doofe Idee, es alleine versuchen zu wollen, endete doch noch im Guten.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Baunei. Hier an dem kleinen Kirchenvorplatz stiegen wir aus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Baunei ist eine Gemeinde in der Provinz Nuoro mit ca. 3.500 Einwohnern und liegt auf ca. 500 m Höhe an einem recht steilen Hang. Oberhalb des Dorfes ist eine Felswand, durch die sich eine steile Serpentinenstraße zur Hochebene Su Golgo windet. Dort konnte der große Bus nicht hinauf, aber auf uns wartete schon das in solchen Situation übliche Bimmelbähnchen, um uns hinauf zur Hochebene zu transportieren. Dort hatten wir ausreichend Zeit, um herumzulaufen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Su Golgo ist eine von den hellen Kalkbergen des Supramonte von Baunei umgebene Hochebene mit einer Oberfläche aus dunkler Basaltlava und dichtem Baumbestand. Sie gehört zu den bedeutendsten Naturreservaten von Sardinien.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Kühe und Esel liefen frei herum und fraßen, was sie fanden. Nachdem die Bushorde erkannte, dass die Tiere nicht weglaufen, wurde gestreichelt, was das Fell hergab. Hier die Zusammenarbeit zwischen Astrid und einem Esel (Equus asinus asinus), die viel harmonischer ablief, als das in vergangenen Jahren typische Aufeinandertreffen mit der - innerhalb der Hierarchie der biologischen Systematik - verwandten Gattung (homo asinus stadtratus simplex) aus der kommunalen Selbstverwaltung unseres Wohnortes.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nachdem wir uns wieder mit dem Bähnchen auf dem Rückweg befanden, lies Alessandra unterwegs anhalten und wir machten einen kurzen Spaziergang zur Felskante. Von hier oben hatten wir einen sehr guten Blick auf Baunei und seine Lage, denn es ging fast senkrecht hinunter.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auf dem nächsten Bild sieht man den kleinen Kirchenvorplatz, bei dem wir ausgestiegen waren und bald auch wieder einsteigen würden. Siggi hatte in der Zwischenzeit den Bus irgendwo gewendet, denn die Gassen in Baunei waren sehr schmal. Als wir dann losfuhren, kamen uns einige Autos entgegen, die sofort den Rückwärtsgang einlegten, als sie den dicken schwarzen Bus vor sich sahen. Aneinander vorbeifahren schien nicht möglich, alle nahmen den nächstgelegenen Abzweig unterhalb, um uns zu umfahren.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Alle? Nein, ein deutscher Fahrer in einem Campingbus hörte nicht auf Widerstand zu leisten. Er weigerte sich, die Straße zu räumen, weil er der Auffassung war, dass sein Campingbus und unser Reisebus aneinander vorbei passten und Siggi sich mehr bemühen müsste. Die Situation eskalierte, der Campingbusfahrer zeigte Siggi einen Stinkefinger, von Siggi fielen danach Worte, die sich nach „haue ich Dich auf die Fresse“ anhörten und wir in der zweiten Reihe beobachteten gespannt das Schauspiel. Irgendwie löste sich die Situation aber doch auf und wir konnten weiterfahren. Auf dem nächsten Bild sieht man unsere Straße am unteren Bildrand. Eng, oder?

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Mittagspause verbrachten wir in Arbatax. So richtig viel war dort nicht los, wir hatten die Auswahl zwischen einem Eiscafé, einem Restaurant, das geöffnet war (mehrere hatten geschlossen) und Keksen auf der Parkbank. Wir entschieden uns für das Restaurant und hatten einen leckeren Meeresfrüchte- und einen genauso leckeren Pulposalat. Danach sahen wir uns die Felsen an.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der rote Felsen von Arbatax ist eine der großen Attraktionen der Natur auf Sardinien. Die aus dem Meer ragenden Porphyrspitzen, leuchten bei direkter Sonneneinstrahlung blutrot. Mit dem Wetter hatten wir wieder einmal Glück. Mit dem Allgemeinwissen nicht so. Porphyr musste ich nachschlagen: Porphyr ist ein Sammelbegriff für verschiedene vulkanische Gesteine, die große, gut ausgebildete einzelne Kristalle in einer sehr feinkörnigen Grundmasse besitzen. Sie haben für gewöhnlich eine saure (quarzreiche) bis intermediäre Zusammensetzung und enthalten einen hohen Anteil an Feldspaten.

Aha! Hier also einmal Feldspate im Sonnenlicht mit Touristenvordergrund.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Später fuhren wir in den Arbatax-Naturpark mit vielen der für Sardinien typischen Tiere und Pflanzen. So zumindest stand es in der Reisebeschreibung unseres Veranstalters. Das Problem dabei war, dass das ganze Areal an einem Hang lag und die Straßen und Wege meist steil waren. Das gute an der Hanglage war allerdings die schöne Aussicht.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Das zweite Problem war jedoch, dass unser Zeitkontingent zu knapp bemessen und der Großteil der Reisegruppe dem, aus der Zeitvorgabe folgenden, Tempo unseres örtlichen Führers nicht gewachsen war. Hinzukam, dass uns die Auswahl an Tieren nicht sehr beindruckte und wir uns eigentlich an einen Streichelzoo erinnert fühlten. Eine Ziege war besonders an Astrid interessiert und wollte die Finger gar nicht wieder hergeben. Diese Salzlecke schien ihr zu gefallen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Später am Nachmittag kamen wir wieder im Hotel Saraceno an und diesmal fanden wir unser Zimmer fast von alleine. Ab und zu kam ich vom rechten Weg ab, wurde aber immer von Astrid wieder eingefangen. Wir besorgten uns dann Badehandtücher und gingen an den großen flachen Sandstrand und badeten im Mittelmeer. Die Temperaturen waren sehr angenehm und wir stellten uns vor, wie es gewesen wäre, den ganzen Nachmittag hier zu sein, anstatt im Streichelzoo. Später gab es wieder ein feines Abendessen, mit beeindruckenden Vorspeisen. Wein und Wasser waren inclusive, ein schönes Hotel.

Vom nächsten Tag gibt es nicht sehr viel zu berichten. Wir besuchten Nuoro und machten zunächst eine Stadtführung. Einer der Einwohner hatte es sich auf einer Steinbank gemütlich gemacht, die Brötchentüte neben sich gestellt, seine Brille abgelegt und schlief. Pssst! Wir wollen nicht stören, also bitte diese Zeilen leise lesen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach suchten wir eine Gelegenheit für unsere Mittagspause und fanden in einer Seitenstraße ein Café. Wir bestellten Kaffee und Kuchen und kamen bald mit dem Eigentümer ins Gespräch, der Zeit hatte, weil wir die einzigen Kunden waren. Er zeigte uns seine eigene Kaffeerösterei im Hinterzimmer und freute sich offensichtlich, dies alles einmal vorführen zu können. Der Kaffee und der selbstgebackene Orangenkuchen waren hervorragend und zu empfehlen. Wer nach Nuoro kommt: Die Fußgängerzone hoch bis zur Apotheke und dann rechts rein. Sieht unscheinbar aus, birgt aber viel Geschmack.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Es war noch ein bisschen Zeit, bis der Bus uns wieder einsammelte und endlich kommen wir zu dem Eis, mit dem der Blogeintrag in seiner Überschrift wirbt. Astrid hatte Hunger auf ein Eis und glücklicherweise fanden wir am unteren Ende der Fußgängerzone einen Eisladen. So sieht eine zufriedene Eishörnchen Kundin aus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Am späteren Nachmittag fuhren wir noch zur Grotta di Ispinigoli, von der es keine Bilder gibt, weil dort fotografieren nicht erlaubt war. Astrid hat sie besucht, aber ich hatte plötzlich eine faule Ader, als ich davon hörte, dass es mehrere hundert Stufen waren, die man hinauf und hinunterlaufen musste. Und dann noch nicht einmal fotografieren dürfen!

Mehr Bilder gibt es hier: Allerdings keine von dieser Grotte.


Schlüsselwörter
Archiv
Januar (10) Februar März (1) April (1) Mai Juni (2) Juli (12) August September Oktober (7) November Dezember
Januar Februar März April Mai (12) Juni (1) Juli (2) August September Oktober November (9) Dezember (1)
Januar Februar März (5) April Mai Juni Juli (11) August September Oktober November (1) Dezember
Januar Februar (9) März April Mai Juni Juli (8) August September Oktober (9) November Dezember
Januar Februar März (7) April Mai Juni (2) Juli (1) August (1) September Oktober (1) November (2) Dezember
Januar (1) Februar März April Mai Juni Juli (3) August (2) September Oktober (1) November Dezember (2)
Januar Februar März (1) April Mai (9) Juni (1) Juli August September Oktober (1) November Dezember
Januar (5) Februar März (1) April Mai (9) Juni (1) Juli August September Oktober November (6) Dezember
Januar Februar (1) März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember