Hat jemand Mückenspray?

November 24, 2016

Bevor der Tag hier losgeht, sind ein paar Worte über die Nacht fällig. Das Hotel war freundlich, die Zimmer groß, das Essen am Abend lecker, also alles im grünen Bereich. Bis wir schlafen gingen. Dann kamen die Mücken zum gemeinsamen Hauen und Stechen heraus. Wir hauen, die stechen. Leider hatten wir nicht mit Mückenspray vorgesorgt, sodass die Nacht mit leichtem Vorteil für die Mücken ausging. Die waren aber auch deutlich in der Überzahl. Zumindest am Beginn der Veranstaltung. Die Folge war, dass wir ein bisschen unausgeschlafen waren.

Es war aber zum Glück nicht weit bis Cagliari, deshalb war es noch früher Morgen, als wir auf der Anhöhe über der Hauptstadt von Sardinien ankamen. Genau die richtige Stelle für ein Panorama.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Cagliari ist mit gut 150.000 Einwohnern die größte Stadt Siziliens. Sie ist von ihrem Ursprung her eine phönizische Kolonie, die später zum Karthagischen Reich gehörte und infolge des Ersten Punischen Krieges, also ca. 240 vor Christus unter die Herrschaft der Römer geriet. Wir überspringen jetzt kurzerhand die Besetzung durch die Vandalen, die Zugehörigkeit zum byzantinischen Reich und gehen erst einmal durch diese Gasse. 

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die vielen Überfälle der maurischen Seeräuber lassen wir links liegen, schauen kurz auf die Zeit, als Pisa und Genua um die Oberhoheit über Sardinien stritten und halten erst wieder an, nachdem Pisa gewonnen hatte. Denn aus dieser Zeit stammen die Grundmauern von der Kathedrale Santa Maria di Castello, die Bischofskirche des Erzbistums Cagliari. Die Pisaner waren es nämlich, die ursprünglich ab 1217 die Kirche, vor der wir hier jetzt gerade stehen, erbauten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Das Innere des Doms ist völlig im Barockstil umgebaut. Einem weniger geübten Betrachter wie mir, fällt es schwer, sich in den unglaublichen Mengen von unbedingt betrachtenswerten Detail nicht zu verlieren.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA Als die Reiseleitung dann von dem kunstvollen Boden aus Buntmarmor, dem in Silber getriebenen und sehr fein ziselierten Tabernakel von 1610 und den vielfältigen Deckengemälden, erzählte, verlor ich gerne schon mal den Überblick. Hier mal ein Blick zur Decke.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Es war schon zunächst beeindruckend, welch umfangreiches Wissen Alessandra hatte und mit welcher Begeisterung sie uns daran teilhaben lies. Wegen der schieren Fülle an Informationen und der permanenten Stimme im Ohr der Personenführungsanlage konnte es aber ("scho´ au" würde unser Fußball-Bundestrainer sagen) manchmal ermüdend werden. Als ich merkte, dass ich gar nicht mehr hinhörte, zog ich den Stecker und ging ungelenkt durch den Dom. Genug zu fotografieren gab es ja nun wirklich.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Mein Blick fiel auf einen der Wächterlöwen links unten vor den Treppen zum Chorraum. Ich musste erst zweimal hinsehen, bis mir das Besondere der Figur auffiel. So ein Löwe als Figur kommt öfter vor, jedoch war dieser nicht alleine. Baedecker schreibt dazu: "Die ausdrucksstarken Löwen, von denen jeder ein Beutetier bezwingt, fanden am Choraufgang Platz". Mir hat sich nicht erschlossen, warum der Künstler die Situation so dargestellt hat. Das Rind hatte in meiner Wahrnehmung keine Opferrolle, denn der Löwe hat es nicht als Beute gerissen, sondern so wie der Löwe fröhlich lacht und das Rind grinst, hatten die beiden sichtlich Spaß an der Situation. Wie gut, dass ich da nix von verstehe!

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Später stiegen wir in die Krypta hinab. Das Gewölbe ist mit 600 Rosetten verziert und keine gleicht der anderen. Die Krypta beherbergt Grabkammern mit den Überresten von fast 300 sardischen Märtyrern, die im 17. Jahrhundert von der Kirche Basilica di San Saturno in die Krypta umgebettet wurden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nachdem wir den Dom verlassen hatten, wurde es kurz sehr praktisch. Wir kauften Mückenspray. Ab heute 18:30 wird zurückgesprayt, beschlossen wir. So eine Nacht wie die letzte, wollten wir nicht noch einmal erleben.

Nach einer Mittagspause, die wir in einem Cafe verbrachten, war Su Nuraxi unser zweites Ziel an diesem Tag. Su Nuraxi (deutsch „die Nuraghe“, ein prähistorischer Turmbau) ist die am besten erhaltene Groß-Nuraghe auf Sardinien.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Anlage besteht aus einem zunächst errichteten Kernnuraghen, der später von einer Mauer mit vier Außentürmen umgeben worden ist. Im zweiten äußeren Mauerringen befinden sich die Reste weiterer, ursprünglich neun, Turmbauten. Auf dem Bilder oben und unten sind die Gitter oben auf dem Kernnuraghen zu erkennen, die die Wegeführung begrenzen. Später gingen wir dort hoch und hinein.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der gesamte äußere Bereich ist von ca. 150 Fundamentresten meist runder Hütten, dem sogenannten Dorf, umgeben, das außerhalb der Mauern der fünftürmigen Kernstruktur liegt, also ungeschützt war. Wir konnten zwischen den Steinen umherlaufen und die alte Anlage sehr von Nahem ansehen und im Wortsinne „begreifen“.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der zentrale Turm (Mastio) stammt etwa aus der Mitte des 2. Jahrtausend v. Chr. Er hat unten einen Durchmesser von 10  m und verjüngt sich bis zur dritten, nur noch rudimentär vorhandenen Etage auf 5  m. Dort ging es dann hinauf und hinein. Hatten wir zunächst noch eiserne Leitern und Stege, wurde auf einmal klar, dass wir in den Steinbau einsteigen würden, wie beim Besuch einer Höhle.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Für Astrid war die Enge der Zuwegung und auch die Tatsache, dass wir innen wie eingemauert waren, ziemlich fordernd.  Trotzdem ist sie mit hinein gegangen und hat auch die engsten Stellen und das große Menschengetümmel überstanden. Auf dem nächsten Bild sieht man ihr die Anstrengungen an.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Für mich hatte die Enge eine ganz andere Problematik. Die sich windenden Gänge durch den alten Steinbau waren teilweise so eng, dass ich mich im Vollkontakt-Modus hindurchzwängen musste und zwischendurch nicht so ganz klar war, ob ich die nächste Engstelle auch noch schaffen würde. Aber ich quetschte mich auch wieder hinaus und war genauso froh darüber, wie Astrid. Und....auch ganz wichtig: Ich habe nichts kaputt gemacht, beim durchquetschen.

Ach ja, bevor ich es vergesse: Am Abend im nächsten Hotel haben wir es den Mücken so richtig gezeigt und hatten eine ruhige Nacht.

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