Zu Besuch bei Napoleon

November 24, 2016

So eine Fährüberfahrt von Toulon nach Ajaccio ist eigentlich nicht besonders schön, sondern eher nützlich. Wir wollten nun einmal nach Korsika und unser Reiseveranstalter hatte sich für diesen Weg entschieden. Wir hatten eine Außenkabine mit vier Betten, von denen wir die unteren beiden nutzten. Bett drei und vier verblieben oben an die Wand geklappt. Wir haben uns kurz ausgemalt, wie es wohl sein mag, wenn man eine solche Kabine zu viert teilt, wollten das aber nicht wirklich vertiefen. Das Abendessen, dass es auf das Ticket gab, das wir von Karl erhalten hatten, war gut, ebenso wie der Wein, den wir nach so einem aufregenden Tagesbeginn dazu tranken. Am Morgen gab es schon sehr früh ein französisches (und aus deutscher Sicht damit sehr übersichtliches) Frühstück, allerdings gelang es mir – unter vorzeigen der beiden erschreckend leeren Tassen - noch zwei weitere Kaffee zu bekommen. Der Tag konnte also mit geöffneten Augen beginnen.

Mittlerweile hatte die Fähre Ajaccio fast erreicht und fuhr in langsamer Fahrt am Hafen vorbei. Ajaccio ist die Hauptstadt von Korsika und die Geburtsstadt von Napoleon Bonaparte. Der ist dort natürlich allgegenwärtig, doch dazu kommen wir gleich noch. Jetzt erst mal die Vorbeifahrt am Hafen. Der Tag fing gerade erst an eigenes Licht zu verbreiten und so entstand diese Aufnahme.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir verließen die Fähre und liefen gleich unserer Reiseleitung Pascale in die Arme, die den ganzen Tross einfing und an die Stelle dirigierte, wo wenige Minuten später der Bus hielt. Und nun begann unsere Rundreise durch Korsika. Unser erstes Ziel war der Place d'Austerlitz mit seinem recht kolossalen Monument von 1938 zu Ehren von Napoleon Bonaparte.

Es war noch früh am Tag und so hatten wir den Platz und das Denkmal für die Reisegruppe alleine und konnten drumherum laufen und außen herum hinauf klettern, wie es uns beliebte. Die kolossale Feldherrenstatue ist eine Replik der Statue „Napoléon Ier en petit caporal“ aus dem Invalidendom in Paris.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach ging es mit dem Bus die Küste entlang bis zu den Iles Sanguinaires. Die vier schroffen kleinen Inseln aus dunkelrotem Porphyrgestein stehen wie Wachposten am Eingang des Golfe d'Ajaccio. Die Farben der Felsen und ihr Leuchten im Abendrot sind eine der vielen Erklärungsversuche für die seltsame Bezeichnung des kleinen Inselarchipels.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Weniger romantisch als die Theorien von Sonnenuntergang und Herbstlaub ist die Ableitung von den “sanguinari“, den Korallenfischern, die auf der größten der vier Inseln in Lepra-Quarantäne ausharren mussten. Die meist tödlich verlaufende Infektionskrankheit, so glaubte man, befalle vor allem das Blut des Opfers und lasse es rotschwarz und körnig werden. So, genug der schaurigen Geschichten! Wir waren am frühen Morgen da und außerdem keine Korallenfischer.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Allerdings war die Busladung auf der Suche nach einer öffentlichen Toilette, denn der Morgenkaffee war durchgelaufen. Auf dem Rückweg vom Bus kamen wir an einer sehr modernen Touristen-Information vorbei, nur leider waren die Toiletten abgeschlossen. Astrid ging in der (geöffneten) Touristen-Information fragen, ob es möglich sei, die gewünschten Örtlichkeiten aufzuschließen, was mit großem Bedauern verneint wurde. Zuerst müssen die Einrichtungen gereinigt werden und erst dann dürfe man öffnen, war die Erklärung. In Ajaccio fanden aber Alle, was Sie suchten, sodass das Programm erleichtert weitergehen konnte. Wir besuchten als Nächstes die Cathédrale Notre-Dame-de-l’Assomption. Die recht kleine, außen ockerfarben gestrichene Kathedrale wurde in der Zeit zwischen 1577 und 1593 erbaut. In der Kathedrale wurde 1771 Napoléon getauft. Auffällig ist das hohe, kurze Mittelschiff mit der hell wirkenden Kuppel.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Ich hatte etwas Mühe mit den üppigen Leuchtern, die überall in der Kirche von der Decke hingen. Ich wollte ein Bild von der Kuppel machen, aber egal von wo aus ich es versuchte, immer hing so ein Leuchter neben dem Hauptmotiv störend im Bild herum. Und wenn ich weit genug weg war um den Leuchter zu vermeiden, war von der Kuppel nicht mehr viel zu sehen. Letztendlich habe ich mich der Situation ergeben und den Leuchter mit in das Bild der Kuppel eingebaut.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach gingen wir durch die engen Gassen der Stadt und u. A. auch am Geburtshaus von Napoleon vorbei. Er wurde dort als Napoleone Buonaparte (korsisch Nabulione) als der zweite Sohn von Carlo Buonaparte und Letizia Ramolino, geboren. Von den insgesamt 13 Kindern haben jedoch nur acht die frühen Kindheitsjahre überlebten. Die Familie gehörte dem korsischen Kleinadel an und war seit dem frühen 16. Jahrhundert auf der Insel präsent. Da die Gasse dort vielleicht drei Meter breit ist und sich darin viele Menschen drängten, war fotografieren nicht so einfach.

Viel besser gefiel mir unsere Mittagspause, die wir an einem Mäuerchen in Hafennähe hatten. Die gefüllten Teigtaschen hatten wir auf dem Markt und die Flasche Sprudel im Supermarkt erstanden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nachmittags fuhren wir weiter nach Filitosa. Filitosa ist eigentlich nur ein kleines Dorf im Gemeindegebiet von Sollacaro, gleichzeitig jedoch einer der Schlüsselorte der korsischen Vorgeschichte. Die Gegend wird nachweisbar seit etwa 8.000 Jahren bewohnt. Man fand Spuren ab der Jungsteinzeit (ab 6.000 v. Chr.), besonders aber aus der Megalithkultur (3.500 – 1.600 v. Chr.), und aus der torreanischen Zeit (1.600 - 800 v. Chr.).

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nirgendwo sonst auf Korsika findet man am selben Ort die Statuenmenhire der Megalither und die Torren der Torreaner. Die so genannten Torreaner sind nach einer Ausgrabungsstätte in Torre bei Porto Vecchio beziehungsweise nach ihren markanten Turmkonstruktionen (vom Italienischen „torre“, zu deutsch Turm) benannt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Anlage ist recht weitläufig und so kamen wir zu einem ausgedehnten Nachmittagsspaziergang. Mir hat sehr gut gefallen, dass wir an alle Menhire herantreten konnten und in den Resten der steinernen Behausungen herumklettern konnten. Nichts war abgesperrt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach fuhren wir weiter nach Sartène. Der Ort wird auf Korsika als „die korsischste aller korsischen Städte“ bezeichnet. Sartène ist in zwei Teile, eine Ober- und eine Unterstadt aufgeteilt. Unser Hotel lag am oberen Rand der Unterstadt oder am unteren Rand der Oberstadt. So genau konnte ich das nicht auseinanderhalten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Allerdings war die Zufahrt zum Hotel sehr eng und so boten wir einigen anderen Gästen des Hotels ein besonderes Schauspiel, als wir mit dem großen schwarzen Bus bergrunter bis vor die Hoteltür fuhren. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, machten wir uns noch einmal auf den Weg und stiegen einige Stufen zur Oberstadt hinauf.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unser Ziel war unter anderem die kleine Kirche mit dem schweren Holzkreuz. Unsere Reiseleitung hatte uns von einem besonderen Schauspiel am Karfreitag eines jeden Jahres erzählt: Dann nämlich führt die Prozession des Catenacciu, des „Geketteten“, durch die Stadt von der Kirche Sainte-Marie zur Kapelle Saint-Sébastien. Die Menschen begleiten den großen Büßer in seinem roten Gewand und den kleinen Büßer in seinem weißen Gewand auf ihrem schweren Weg. Der große Büßer trägt dabei ein großes und schweres Holzkreuz auf dem Rücken und eine nicht minder schwere Kette an den Füßen. Und das hier ist das Kreuz und unten dran hängt die Kette.

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