Heute Morgen wollte das Wetter nicht so recht mitspielen. Es war trübe und nieselte vor sich hin. Unser erster Programmpunkt war der Garten des Schlosses von Villandry, eine Außenbesichtigung also. Das heutige Schloss wurde von Jean Le Breton, Finanzminister unter Franz I., erbaut. Es gilt als eines der letzten an der Loire im Renaissancestil gebauten Schlösser und wurde zusammen mit einem großen Garten 1536 fertig gestellt.
Wir hatten uns ein bisschen regenfester eingepackt, als die Tage zuvor und schlenderten mit begrenzter Freude durch den parkähnlichen Garten. Die nach alten Stichen, Plänen und Gartenratgebern rekonstruierten Gärten befinden sich auf drei Ebenen. Zuoberst liegen der Sonnengarten und nahe dem Schloss die Terrassenanlagen mit dem Belvedere, etwas tiefer gelegt der Wassergarten.
Über die unterste Ebene erstreckt sich der vielfarbige Küchengarten, der aus vier Quadraten besteht. Die in schachbrettartig angeordneten, mit Buchs eingefassten Kompartimenten gezogenen Gemüsepflanzen aller Art dienen nur zur Zier. Es finden sich unter anderem Rotkraut, Endivien, Lauch, Rote Beete, Salatköpfe und Mangold.
An den Kreuzungen der Wege stehen Springbrunnen, an den Ecken Lauben mit Rosen. Konisch in Form geschnittene Birnbäume wurden in den Beeten selber gepflanzt.
So richtig wollte bei uns keine große Lust zum entdecken aufkommen und so zogen wir uns bald in den Eingangsbereich des Schlosses zurück, wo wir zwei Kaffee erstanden und auf die Abfahrt des Busses warteten.
Danach fuhren wir weiter nach Angers, hielten mitten in der Stadt und besuchten das Schloss. Nach außen imponiert die Feste Ludwig des Heiligen durch die Wucht ihrer 17 Türme und ihrer Wehrmauer.
Die Türme aus dunklem Schiefer und hellem Tuffstein sind 30 Meter hoch und auf drei oder vier Etagen mit Schießscharten bestückt. Für das große königliche Schloss waren traditionell zwei Schlosstore vorgesehen, eines zur Stadt hin, und die Porte des Champs, die aus der Stadt hinaus führt; heute besteht aber nur noch die Porte de la Ville. Gesichert waren die Tore mit doppelten Fallgattern.
Im Inneren der Festung überrascht das Schloss durch elegante Gebäude und Gartenanlagen. Die Festung nimmt ein Areal von über 20 000 m² ein, das Chatelet bildet den Eingang zum herrschaftlichen Wohnbereich.
Ein besonderes Kunstwerk wird im Schloss in der zwischen 1952 und 1954 errichteten Galerie der Apokalypse ausgestellt. Der Bildteppich illustriert das letzte Buch der Bibel, das von Johannes am Ende des 1. Jahrhunderts geschrieben wurde. Der Zyklus wurde 1375 von Ludwig I., Herzog von Anjou, in Auftrag gegeben und vermutlich 1382 fertig gestellt. Das Werk besticht durch seine außergewöhnliche Größe: es besteht aus 70 heute noch erhaltenen Einzelbildern, die bei einer Höhe von 4,50 m eine Gesamtlänge von rund 100 m ergeben.
Der Wandteppichzyklus der Apokalypse ist der älteste erhaltene Bildteppich dieser Größe. Seine stilistische und technische Qualität zeugen von dem Ehrgeiz des königlichen Geldgebers, Bruder König Karls V. Über die Darstellung der Apokalypse hinaus gibt das Werk wertvolle Aufschlüsse über die soziale und politische Situation Ende des 14. Jahrhunderts, als noch immer der Hundertjährige Krieg wütete.
Drinnen war es so dunkel, dass wir tatsächlich kaum die Hand vor den Augen sahen. Fotografieren war möglich, aber schwierig, da natürlich die Verwendung von Blitzlicht oder Lampen nicht gestattet war. Als wir wieder draußen im Hellen waren, gingen wir noch kurz in die Kapelle. Mir gefiel darin dieses etwas zusammenhanglose „Triptychon“.
Später hatten wir unsere Mittagspause in der Stadt, fanden ein nettes Lokal (und darin die halbe Busgesellschaft) und hatten jeder einen herzhaften Crepes.
Unser drittes und letztes Ziel an diesem Tag war die Abtei von Fontevraud. Die „Abbaye Royale de Fontevraud“ ist eine eine königliche Abtei und war ein gemischtes Kloster, das um das Jahr 1100 von Robert von Arbrissel unter Mitwirkung der Hersendis von Champagne gegründet wurde. Das Wetter hatte sich vollkommen verändert und so besuchten wir die Abtei bei fast blauem Himmel.
In Fontevraud ist das Küchengebäude im romanischen Stil erhalten geblieben. Der Grundriss des Baues ist ein Achteck und durch eine raffinierte Verschachtelung von geometrischen Figuren ist auch das Gewölbe der Küche achtseitig geworden. Nicht nur aus Gründen des Feuerschutzes hat man eine Küche aus Stein erbaut, sondern auch aus Gründen der Repräsentation. Die gleich hinter dem Refektorium gelegene Küche unterstrich mit ihren Kapitellen in Form von Kronen den Rang des ganzen Klosters als königliche Abtei. Mir gefiel besonders die besondere Form des Daches mit ihren Türmchen.
Die Abteikirche besteht aus Chor, Langhaus, Kreuzschiff mit Vierungsturm und einer Westfassade mit zwei kleineren, nicht begehbaren Türmen. Im Zuge der Restaurierung der Außenmauern hat man die romanischen Steinmetzarbeiten, hauptsächlich bestehend aus Kapitellen und Friesen, an besonders stark verwitterten Stellen durch Neuanfertigungen im romanischen Stil ersetzt, ohne jedoch die alte Substanz vollkommen zu ersetzen.
An zentraler Stelle des Langhauses vor dem Eingang zum Chor liegen Heinrich II. von England und Eleonore von Aquitanien und daneben Richard Löwenherz und Isabella von Angoulême, die Gemahlin von Johann Ohneland, deren Grabmal als einziges aus Holz geschnitzt wurde, begraben. Die anderen drei sind Plastiken aus Kalktuff, die ungefähr zu der Zeit gemeißelt wurden, als die Betreffenden gestorben sind, also zu Beginn des 13. Jahrhunderts (zwischen 1200 und 1256). Sie gehören mit zu den frühesten Grabplastiken, bei denen die Verstorbenen als Liegende, als Gisants dargestellt sind. Das nächste Bild zeigt die Gräber von Richard Löwenherz und Isabella von Angoulême.
Wir hatten entspannt Zeit durch alle öffentlich zugänglichen Räume zu schlendern und ich konnte mich nicht immer der Faszination von Form und Struktur entziehen. So entstand dieses Bild.
Danach fuhren wir zurück nach Tours und übernachteten zum letzten Mal im Hotel in Tours.
Mehr Bilder gibt es hier: