Was hatte uns Heidi nicht alles über die Zululand Treelodge erzählt. Die Übernachtung wäre in Baumhäusern und dort hinauf klettert man über Strickleitern. Das Gepäck wird dann mit Seilen hochgezogen und am Abreisetag auch wieder hinuntergelassen. Für das Gepäck gibt es bestimmt dienstbare Geister, hatte ich mir überlegt, aber die Sache mit der Strickleiter nach der Flasche Wein zum Abendessen kam mir doch recht gefährlich vor. Natürlich kam Alles ganz anders, denn Heidi hatte uns herrlich verschaukelt. Tatsächlich waren die Zimmer auf Baumstämmen gegründet, aber eine breite Treppe führte hinauf und unser Gepäck war schon im Zimmer, als wir ankamen.
In der Nacht musste ich mal wohin und zu diesem Zweck schälte ich mich auf meiner Seite des Bettes aus dem Moskitonetz, versuchte mich mit halb geschlossenen Augen zwischen Bett und Terrassentür durchzuschlängeln um auf der anderen Seite des Bettes in das Badezimmer zu gelangen. Erst auf dem Rückweg ins Bett stellte ich fest, dass auf der Terrasse das Licht brannte und dort eine kleine Flasche Wein und zwei Gläser standen. Im Halbschlaf vermutete ich, dass die dort noch von den Vormietern übrig geblieben waren und das Personal nur vergessen hatte sie abzuräumen. Erst später fand ich den Zettel mit der Auflösung. Der Wein war eine Aufmerksamkeit von Chamäleon und dem Hotel.
Am nächsten Morgen stand wieder eine Frühpirsch auf dem Programm, diesmal im Hluhluwe-iMfolozi-Park. Dieser Park liegt ca. 280 km nördlich von Durban und ist der älteste Nationalpark Afrikas. Er umfasst 960 km² meist hügeliges Gelände und liegt im zentralen Zululand in der Provinz KwaZulu-Natal in Südafrika. Auf dieser Pirsch haben wir den einzigen Löwen in freier Wildbahn gesehen. Zumindest ein Stück vom Löwen. Unser driverguide meinte, der Löwe sei badly hurt, also schwer verletzt. Er vermutete, dass er sich mit einem Büffel angelegt habe. Ingo hat ihn auch von vorne erwischt, ich nur von hinten.
Nashörner hatten wir heute früh schon auf Entfernung gesehen, dieses hier kam aber sehr nah vorbei. Es ist gut zu erkennen, dass es noch beide Hörner trägt. Mehrfach haben wir Rhinos gesehen, denen man zum Schutz vor Wilderern die Hörner abgesägt hatte.
Der Höhepunkt des Morgens war sicherlich die Elefantenherde, die auf dem Hügel links von uns auftauchte. Ich hatte es bisher noch nie gesehen, wie es aussieht, wenn Elefanten mit ihrem massigen Körper gezwungen sind, recht steil bergab zu laufen. Es sah recht lustig aus, wie sie wackelnd und schaukelnd den Hügel herunterkam um die Straße zu kreuzen.
Auf der Strasse hatten sich einige Fahrzeuge gesammelt, die alle erleben wollten, wie die Tiere auf die andere Seite gelangen. Ein Fahrer war schon vor einigen Minuten auffällig geworden, als er – von der Gegenseite kommend - die Szenerie mit laufendem Motor verfolgte und es nicht einsehen wollte, diesen auszumachen. Jetzt aber hielt er die Gasse, die die Autos gebildet hatten, damit die Elefanten kreuzen konnten, für eine Einladung sich genau dort hineinzustellen. Die Elefanten hielten an, um die neue Situation einzuschätzen und einen Weg zu suchen.
Unser driverguide hat mächtig geschimpft, den Fahrer durch Handzeichen aufgefordert wieder zurückzusetzen und ist letztendlich – als nichts geschah selbst ein Stück vorgefahren um uns in eine gute Position an die schmaler gewordene aber noch vorhandene Lücke zwischen den Autos zu bringen. Und dann kreuzten die großen Tiere die Straße genau vor uns .
Nach den ersten ausgewachsenen Elefanten kamen Mütter und Tanten mit dem Nachwuchs in verschiedenem Alter. Es sah für mich sehr anrührend aus, wenn die jungen Tiere zusammen mit den Halbstarken in dem dichten Leibergewimmel in schneller Schrittfolge um den Anschluss an die Verwandtschaft bemüht waren.
In der kurzen Zeit, in der das Alles passierte, dachte ich nicht daran die Überquerung der Straße zu filmen. Mit Fotografieren und Tunnelblick war ich ausgelastet genug. Aber Alex und Ingo hatten die richtige Idee und filmten. Ich darf diesen Film hier mit Erlaubnis von Beiden zeigen, alle Rechte daran gehören aber Alex und Ingo. Danke an Euch! Wer erinnert sich noch an den Spruch von Heidi: "Beim Auftauchen von großen Tieren, nicht laut sein, nicht aufstehen, nicht rumfuchteln und keine Gliedmaße aus dem Wagen hängen lassen." Nun, dreht mal den Ton etwas auf, wenn ihr das Video abspielt und seht, was die Elefantenkuh tut, als wir uns nicht daran halten. Klick für Film ab.
Als nächstes trafen wir auf einen Büffel, der uns zeigte, was man alles gleichzeitig machen kann. Dieser hier hatte den gesamten Verdauungsprozess gleichzeitig in Betrieb. Vorne fraß er irgendetwas Grünes, hinten kam das Verdaute gleichzeitig heraus und unten pinkelte er unter wirklich heftigen hin- und her schwingen des …Ähem…Wie heißt das „Ding“ bei einem Büffel? Also, Ihr seht ja, was ich meine. Dann drehten wir auch schon herum und fuhren zurück in die Lodge.
Es gab in der Gruppe schon verschiedene Ansätze Hluhluwe irgendwie auszusprechen. Die Vorschläge reichten von Halu-haluwe über Honolulu bis Halli Galli. Alles gaaanz falsch. Schlu-Schlu-ieh, ist die richtige Aussprache. Da soll man mal drauf kommen! Nach der Frühpirsch gab es erst einmal Frühstück und auf dem Weg zu unserem Zimmer entdeckte ich diese farbenfrohen Achtbeiner.
Nachmittags war eigentlich der Besuch in einer Schule vorgesehen, aber weil es Karfreitag war, blieb die Schule geschlossen und Heidi startete das Ersatzprogramm. Wir fuhren zu einem nahegelegenen Markt und schlenderten durch die Auslagen, die auf der einen Seite aus Obst und Gemüse und auf der anderen Seite aus Kunstgewerblichem bestanden.
Kurzdrauf wurden wir als Zulu-Häuptling mit Gemahlin verkleidet. Mir kam meine Vorerfahrung im Stocktragen aus Swasiland hier sehr entgegen. Es ist ungemein hilfreich, gut ausgebildet zu sein.
Der Ausflug endete in einem freundlichem Lokal; Heidi hatte eingeladen. Ich hatte einen doppelten Espresso und Astrid einen Hagebutten-Tee, der dort sonderbarerweise in einem Weinglas serviert wurde.
Dann fuhren wir zurück und hatten noch einmal eine ruhige Nacht im Baumhaus ohne tropfende Terrasse.
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