Wie man einen Stock richtig hält

May 22, 2017

Eine gewisse Zeit nach dem Frühstück gehört ein biologischer Stopp in das Programm. Alle müssen mal wohin. Heidi hatte an diesem Vormittag ein kleines Lokal mit wunderbarer Aussicht im Angebot. Der Parkwächter hatte uns bei der Ankunft auf dem Parkplatz des Lokals mit einem kräftigen „Halleluja“ begrüßt. Irgendwie schlich sich dieses „Halleluja“ in den Sprachschatz der Gruppe ein und immer, wenn etwas ganz wichtig oder außergewöhnlich war, wurde der Lobruf verwendet. Werner war darin besonders gut. Wir gingen in das Lokal um einen Kaffee zu bestellen. Die Bedienung schlief an ihrem Tresen mit dem Kopf auf die Hand gestützt und erschrak sichtbar, als ich sie mit einem freundlichen „Ding-Dong“. weckte. Als einzige Reaktion auf unsere Kaffeebestellung knipste sie den großen Wärmebehälter an, neben dem sie bis gerade noch geschlafen hatte. Na, das mag was werden, dachte ich. Hoffentlich nicht so etwas Aufgewärmtes von der Vorwoche. Es dauerte ziemlich lange, aber dann bekamen wir sehr guten Kaffee, frisch aufgebrüht in einer Pressfilter-Kanne. In dem großen Bottich war anscheinend nur das Wasser, das dort zum Kochen gebracht wurde.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Später überquerten wir die Grenze nach Swasiland mit allen erdenklichen Formalitäten und Stempel im Pass. Als kleinen Programmpunkt während der Weiterfahrt gingen wir zu Fuß über den Maguga Staudamm. Der Maguga-Staudamm staut den Komati-Fluss in Swasiland. Er ist 115 Meter hoch und wurde als gemeinsames Projekt der Regierungen von Südafrika und Swasiland gebaut. Der Damm wurde Mitte 2001 fertig gestellt und 2005 von Swasiland übernommen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nicht im Programm stand der Besuch in einer Glasbläserei. Da dort gleichzeitig ein kleines Restaurant betrieben wurde, hatte Heidi den Besuch dort geschickt mit der Mittagspause kombiniert. Die Glasfabrik liegt bei Ngwenya im Nordwesten von Swasiland. Man kann den Arbeitern direkt von der Galerie im ersten Stock der Fabrik beim Fertigen der Glasarbeiten zuschauen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Seit 1987 wird hier ausschließlich recyceltes Glas geschmolzen und in neue Formen gebracht. Durch die umlaufende Galerie einige Meter über den Arbeitern hatten wir einen guten Einblick in die verschiedenen Prozesse der Glaserzeugung. Von den Schmelzöfen ging eine beeindruckende Hitze aus, die bis hoch zur Galerie zu spüren war.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nun war es an der Zeit für unser Mittagessen. Heidi hatte uns vorher schon geraten, zunächst das Essen zu bestellen und dann die Glasbläserei zu besichtigen, weil die frische Zubereitung eben etwas dauere. Wir bekamen einen Kochlöffel mit einer Nummer darauf und irgendwann kam auch das Essen. Zunächst meine Portion und einige Minuten später dann Astrids Teller. Astrid hatte mittlerweile so richtig Hunger und ich finde, das sieht man ihr an. Yogi Löw nennt so einen Blick „högschde Konzentration“.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach hatten wir noch ein bisschen Unterhaltung im Außengelände der Glasbläserei. Dort waren die Zutaten für eine optische Illusion aufgebaut. In gewissem Abstand waren eine Markierung im Boden und einige Meter weiter eine Stuhlkonstruktion angebracht. Von einer festgelegten Position aus, kam es nun zu einer perspektivischen Verzerrung mit sonderbarem Ergebnis. Alex, die unsere Kamera auslöste, aber auch die anderen Umstehenden hatten dann viel Vergnügen daran, mich in dieser Position festzunageln und so musste ich die Arme mal höher oder niedriger halten oder aber das ganze Bild sei verwackelt und Alles noch mal auf Anfang. Es hat eine ganze Zeit gedauert bis ich gemerkt habe, dass Alles schon erledigt war und selbst Astrid nicht mehr dort stand, wo sie für das Bild stehen sollte. Was haben wir gelacht, ein großer Spaß. Hier mal das Ergebnis.

Danach fuhren wir weiter zur Mantenga Lodge, die unsere Unterkunft für eine Nacht werden sollte. Die Lodge liegt am Fuße der Sheba´s Breast Berge im Ezulwine-Tal. Die Fahrstrecke betrug ca. 270 Kilometer. Als wir in der Lodge ankamen, hatten wir diesen Ausblick.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Am nächsten Morgen lernten wir Clement kennen. Er ist ein Swasi-Reiseleiter, erschien in Landestracht und informierte uns über sein Land, die Kultur, die Staatsform und den König, die Menschen und was sie zu welchen Anlässen an förmlicher Kleidung tragen. Wir saßen im Halbkreis und hörten gespannt zu.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Das Königreich Swasiland ist mit einer Fläche von 17.363 Quadratkilometern der zweitkleinste Staat auf dem afrikanischen Kontinent. Der kleinste Festlandsstaat ist Gambia. Die Regierungsform in Swasiland ist eine absolute Monarchie im Rahmen des Commonwealth, in der der König die dominierende Rolle in der Politik einnimmt. Die Königinmutter ist das stellvertretende Staatsoberhaupt. Clement konjugierte dann mit uns die verschiedenen Möglichkeiten durch, wer denn wen in der Thronfolge beerbt, und was passiert, wenn es keinen Thronfolger gibt. Details erspare ich mir hier. Clement ging aber sehr in seinen differenzierten Darstellungen auf.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach hatte Heidi ein Gruppenfoto organisiert. Also eigentlich hat sie eine Fotografin aus dem Hotelpersonal rekrutiert, die mit allen Kameras, die ihr in die Hand gedrückt wurden, ihr Bestes gab. Ein gute Gelegenheit, die ganze Gruppe einmal vorzustellen. Also von links: Irene und Dieter, Bernhard, Ingo und Alex, Gabi und Suzan, Clement unser Swazi-Reiseleiter mit seinem Stock (dazu gleich mehr), Dirk und Astrid, Daniela und Werner, Heidi unsere Reiseleiterin und (kniend) Dumisani unser ortskundiger Fahrer, Gepäckmanager und Barkeeper an der Wasserausgabe in einer Person.

Clement fuhr dann mit uns im Bus mit, und zwar stehend hinten im Passagierbereich und stellte bald fest, dass er seine beiden Hände brauchte um sich festzuhalten, wenn der Bus anfuhr, bremste oder durch Kurven fuhr. Wohin also mit seinem Stab, dem Zeichen seiner Manneswürde. Er übergab ihn kurzerhand an mich, denn an eine Frau, so erklärte er mir, dürfe er ihn nicht geben. Als dann – aus seiner Sicht – etwas zu lässig mit dem Stock hantierte, bekam ich einen Grundkurs im Stock tragen in Swasiland und direkt danach noch den Aufbaukurs. So saß ich dann im Bus und hielt den Stock.

Wir besuchten dann einen sehr touristisch angehauchten Swasi-Kunstmarkt über den ich in würdevoller Haltung seinen Stock trug. Erst kurz bevor wir wieder einstiegen konnte ich ihn abgeben, weil er immer noch unzufrieden mit meiner Stockbehandlung war. Ich habe ihm dann huldvoll versichert, dass ich mich sehr geehrt gefühlt hätte, die Aufsicht über seinen Stock übertragen bekommen zu haben. Danach hatte ich dann wieder beide Hände frei um eine Kamera zu halten, als wir anhielten um einen richtigen Markt und nichts Touristisches zu besuchen. Das Angebot auf dem Markt traf jedoch nicht immer unsere Erwartungen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Lasten werden dort von Frauen oft auf dem Kopf getragen, hatte uns Heidi erklärt. Meist fangen schon kleine Mädchen damit an, die dafür richtige Körperhaltung und die Muskulatur zu trainieren. Ich fragte die Dame auf dem Gehweg artig, ob sie es gestatte, sie zu fotografieren und ihr Bild mit zu mir nach Hause mitzunehmen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach verabschiedeten wir uns von Clement und fuhren weiter zum Ubizane Game Reserve, zurück nach Südafrika, natürlich wieder mit Grenzübergang, Passkontrolle und Stempel. Unsere Fahrstrecke an diesem Tag betrug ca. 265 Kilometer. Als wir in der Zululand Tree Lodge ankamen, unserer Unterkunft für die nächsten beiden Nächte, erwartet uns vom Restaurantbereich aus, dieser Ausblick auf den davor gelegenen Teichrand.

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