Von Grenzern und Zaren

October 21, 2019

Als wir zum Grenzübergang fuhren, wurde im Bus das W-lan abgestellt und eine leichte Beklemmung griff um sich. Mir kam der Grenzübertritt seltsam bekannt vor, obwohl ich dort noch nie war. Aber die Erinnerung an den Grenzübertritt in die DDR wurde aufgefrischt. Die gleichen mürrischen Gesichter und herrischen Verhaltensweisen der Grenzer, die gleichen Spiegel, mit denen unter die Fahrzeuge gesehen wurden und die gleichen sinnlosen Anordnungen, wie z. B. diejenige, dass wir alle Koffer ausladen mussten. Als wir dann alle mit unserem Gepäck im Vorraum der Passkontrolle standen, ging es nicht weiter. Dafür fing der Grenzer an, der Reisegruppe gegenüber laut zu werden, weil als erster der Busfahrer mit seinem Gepäck durch die Passkontrolle sollte. Der war aber die ganze Zeit damit beschäftigt gewesen, die Koffer der 44 Reisegäste auszuladen. Astrid und ich haben dann unserem Busfahrer Michael Bescheid gegeben, dass sein persönliches Erscheinen von Nöten ist und haben sein Gepäck an allen Wartenden vorbei, bis nach vorne an die Spitze der Schlange gebracht. Mit den Koffern an der Hand gingen dann alle Reisegäste hinter Michael durch die Passkontrolle, um das Gepäck auf der anderen Seite wieder einzuladen, ohne dass sich jemand für den Inhalt interessiert hätte.
In Russland suchten wir eine Zeitlang herum, um unseren Reiseleiter Sergej zu finden, denn die Informationen, die Michael über einen Treffpunkt hatte, waren nicht aussagekräftig. Nach einigen Telefonaten von Michael mit Blitz-Reisen fanden wir ihn aber und fuhren weiter nach St. Petersburg. Wir bezogen unser Hotel, freuten uns über das große Zimmer, das wir bekommen hatten und gingen zum Abendessen.

Am nächsten Morgen bestiegen wir unseren Bus und hatten noch ein wenig Zeit, bevor wir in der Eremitage eingelassen wurden. Wir hielten an einer Brücke und hatten einen ersten Blick auf die Peter- und Paul-Festung, die später am Tag auf dem Programm stand. Hier lernten wir auch Olga kennen, die zusammen mit Sergej die Reiseleitung übernahm. An diesen drei Tagen in St. Petersburg war es sinnvoll und praktisch, die Gruppe teilen zu können. Wir waren meist mit Olga unterwegs.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unser Einlass in der Eremitage war für 11:00 Uhr vorgesehen und so fanden wir uns eine halbe Stunde vorher am Ende der Schlange ein, die auf Einlass wartete. Es waren zwar viele Menschen vor uns, aber trotzdem ging es hier, beim Eingang für Gruppen, viel schneller, als bei den Individualbesuchern. Um kurz nach elf gelangten wir hinein.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Sergej, unser russischer Reiseleiter machte uns Mut: „Um alle Exponate zu sehen, müsste man 24 Kilometer laufen und mehrere Tage Zeit haben.“ Wir waren ca. 2 Stunden unterwegs und besichtigten dabei neben dem Museum natürlich auch Räume und Säle, die zum Winterpalast gehören, der mit dem Museum räumlich verbunden ist.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Fotografieren war erlaubt, allerdings nicht so einfach. Sobald z. B. eine Gruppe einen der schönen Säle betrat verstreute sie sich und stand herum. Den Saal wollte ich natürlich anders im Bild einfangen und so wartete ich meist, bis unsere Gruppe hinausging und die nächste Gruppe (mit etwas Glück) noch 10 Sekunden brauchte, um hineinzugelangen und so hatte ich nicht gar so viele Touristen auf dem Bild.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Eremitage in Sankt Petersburg an der Newa ist eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Im Archiv befinden sich fast drei Millionen Objekte, unter anderem archäologische Fundstücke sowie die neben dem Louvre und dem Prado bedeutendste Sammlung klassischer europäischer Kunst. In mehr als 350 Sälen sind etwa 65.000 Exponate ausgestellt. Zu den ausgestellten Bildern gehören Werke holländischer und französischer Meister wie Rembrandt, Rubens, Matisse und Paul Gauguin. Als ein Beispiel Rembrandts "Bildnis eines jungen Mannes" von 1634.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Mehr als 4 Millionen Besucher aus der ganzen Welt wollen jedes Jahr die Kunstschätze sehen. Das macht grob geschätzt ungefähr 14.000 Menschen pro Tag, denn das Museum hat an nur etwa 310 Tagen geöffnet. Montags bleibt es geschlossen. Und so gab es an nahezu jeder Stelle im Museum ein großes Gewusel.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Etwas ruhiger war es in der ägyptischen Sammlung, die aus dem Jahr 1852 stammt und in einem großen Raum im Erdgeschoss auf der Ostseite des Winterpalais untergebracht ist. Als wir hier ankamen, befanden wir uns schon auf dem Weg zum Ausgang.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auch wenn wir bis jetzt nur zwei Stunden unterwegs waren, waren wir doch ziemlich geschafft und heilfroh, dass es in der Nähe des Ausgangs eine Cafeteria gab, die uns leckeren Kaffee und ein Stück Kuchen verkaufte, damit wir uns ein wenig erholen konnten.

Dann gingen wir hinaus und hatten noch etwas Zeit um den Winterpalast von außen anzusehen und über den Palastplatz mit der Alexandersäule zu bummeln. Hier einmal der Winterpalast von außen. Die Alexandersäule wurde nach dem Sieg Russlands gegen das napoleonische Frankreich aufgestellt. Die Säule besteht aus rotem Granit und ist mit 47,5 Meter die höchste ihrer Art auf der Welt. Ihr Gewicht beträgt 500 Tonnen. Benannt wurde sie nach Kaiser Alexander I., der das Russische Kaiserreich von 1801 bis zu seinem Tod 1825 regierte.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Direkt gegenüber ist der Im Süden vom Architekten Carlo Rossi errichtete klassizistische Generalstabsgebäude mit seinem Triumphbogen. Das Gebäude selbst ist so langgezogen, dass ich es als Panorama aufgenommen habe.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir gingen durch den Triumphbogen hindurch und noch ein kleines Stück weiter, mussten aber die Uhr im Auge behalten, den die Peter- und Paul-Festung wartete um 13:30 Uhr auf uns. Beim Rückweg zum Alexanderplatz ergab sich dieser Blick durch den Bogen zum Winterpalast hin.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Peter-und-Paul-Festung ist eine Festungsanlage aus dem frühen 18. Jahrhundert, die den Ursprung und das historische Zentrum der Stadt Sankt Petersburg bildet. Die auf der Haseninsel in der Newa gelegene Anlage beherbergt heute vor allem Ausstellungen und Museen und ist sowohl Touristenmagnet als auch Erholungsort für die St.-Petersburger. Die Festung ist zentraler Teil der zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten St.-Petersburger Innenstadt. Dieses Luftbild zeigt ihre einmalige Lage.

RUS-2016-Aerial-SPB-Peter and Paul Fortress 02  Das obige Bild ist nicht von mir, sondern von Andrew Shiva, dem ich danke, sein Bild hier zeigen zu dürfen. Ich verlinke es von Wikipedia aus. Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license hier:

Die älteste Kathedrale der Stadt bildet das Herzstück der Peter-und-Paul-Festung auf der Haseninsel. Die Kathedrale wurde von dem italienischen Architekten Domenico Trezzini nach 21 Jahren Bauzeit 1733 fertiggestellt. Typisch an der im holländisch frühbarocken Stil erbauten Kathedrale ist ihre lange goldene Turmspitze, die zu den Wahrzeichen der Stadt gehört. Die Gesamtlänge des Glockenturms beträgt 122,5 Meter. Der fliegende Engel mit einem 7 Meter hohen Kreuz in der Hand, eine Wetterfahne, krönt die vergoldete Turmspitze.

Der Innenraum ist mit Kopien von Trophäen aus dem Nordischen Krieg und Wandmalereien geschmückt. Die Ikonostase, nicht mehr wie in der altrussischen Kunst eine gemalte Bilderwand, sondern als plastisch angereichertes, barockes Architekturelement aus Triumphbogenmotiven gestaltet, bezieht sich damit auf die Siege im Nordischen Krieg, die den Eintritt Zar Peters I. in den Kreis der europäischen Großmächte begründeten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auch die Kanzel ist ungewöhnlich für eine russisch-orthodoxe Kirche. Angeblich wurde sie nur einmal benutzt – um Leo Tolstoi 1902 nach der Veröffentlichung seines orthodoxiekritischen Romans „Auferstehung“ zu exkommunizieren.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Ich möchte aber auch ein Bild zeigen, dass ebenfalls in dieser Kirche aufgenommen ist, allerdings die Pracht vermissen lässt, die den Besuchern vorgeführt wird. Das nächste Bild zeigt einen der Fensterrahmen eines der nach innen geöffneten Fenster der Kirche und dokumentiert den Verfall der Außenhülle.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unser letztes Ziel für den heutigen Tag war die Isaaks-Kathedrale. Wir waren bereits am Vormittag in deren Nähe, allerdings nur für einen kurzen Fotostopp. Das erste Bild in diesem Post entstand währenddessen. Doch wenn man nur 100 Meter weiter geht, steht man vor der Isaaks-Kathedrale, was wir vormittags einfach machten. Hier steht sie in praller Sonne.

Am Nachmittag, als die eigentliche Besichtigung anstand, verschlechterte sich das Wetter und wir gingen zunächst hinein, ohne für eine Außenaufnahme anzuhalten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Isaaks-Kathedrale heißt eigentlich: Kathedrale des Heiligen Isaak von Dalmatien, und ist die größte Kirche in St. Petersburg und einer der größten sakralen Kuppelbauten der Welt. Die Kirche ist 111 Meter lang, 97 Meter breit und 101,50 Meter hoch. Der Durchmesser der vergoldeten Hauptkuppel beträgt 26 Meter. In der Kirche finden mehr als 10.000 Menschen Platz. Seit den 1930er-Jahren wird sie als Staatsmuseum verwaltet.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Ich war beeindruckt von der Pracht im inneren. Dort befinden sich über 200 meist großformatige Gemälde und Mosaiken sowie zehn große Säulen aus Malachit und zwei aus Lapislazuli. Die Wände sind mit verschiedensten Marmorarten, Edel- und Schmucksteinen geschmückt. Insgesamt wurden 43 verschiedene Baustoffe benutzt, was der Kirche den Beinamen „Museum der russischen Geologie“ einbrachte.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Als die Führung zu Ende war, stellten wir beim ersten Versuch, die Kirche zu verlassen fest, dass es draußen stark regnete.  Und zwar so, dass selbst diejenigen, die einen Schirm hatten, darauf verzichteten diesen zu benutzen. Wir drehen also noch ein bis drei Runden durch den Kirchenraum. Genug anzusehen gab es sicherlich. Und natürlich darf der Blick zur Kuppel nicht fehlen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Eine halbe Stunde später trauten wir uns dann nach draußen zu gehen und zum Bus zu laufen. An Außenaufnahmen war natürlich jetzt nicht mehr zu denken. Gut, dass wir am Vormittag dort waren. Dann fuhren wir zum Hotel zurück.

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