Besuch beim Wasserspayer

July 08, 2019

Während wir an Christi Himmelfahrt und über Pfingsten unsere Kurzurlaube an immer den gleichen Zielen verbringen, ist es an Fronleichnam anders. Hier suchen wir uns manchmal ein neues Ziel oder wählen Eines, das wir zwar kennen, aber schon ein paar Jahre nicht besucht haben. Da wir im vergangenen Jahr in Spay waren, war es also äußerst unwahrscheinlich, dass wir in diesem Jahr schon wieder…?..!..aber manchmal kommt es eben anders. Uns hatte im vergangenen Jahr die Ferienwohnung sehr gut gefallen und Sehenswürdigkeiten und Winzer gab es um Spay herum genügend. Also, da sind wir wieder! 

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir waren gegen 15:00 Uhr im Ort, bezogen – dank der kreativen Schlüssellösung der Vermieterin – sofort die Wohnung und versorgten uns beim Metzger Hook und beim Weingut Müller mit den kulinarischen Notwendigkeiten für ein geordnetes Überleben. Abends fand dann die erste Runde des Weinprobierens statt.

Am nächsten Vormittag wanderten wir oberhalb des Bopparder Hangs bis nach Boppard.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Rückwärts wollten wir mit Bus oder Bahn fahren, je nachdem, was zeitlich besser passte. Seit diesem Jahr haben unsere Vermieter auch das Gästeticket mitgebucht, was uns kostenloses Fahren im Nahverkehr ermöglichte und uns damit sehr entgegen kam. Wir erinnern uns ungerne an das vergangene Jahr, als der Fahrkartenautomat am Bahnhof Spay defekt war und wir mit schlechtem Gewissen schwarzfahren mussten. Bis zur Abfahrt des Busses war noch etwas Zeit und der Betreiber der Minigolfanlage hatte zufällig Wein im Kühlschrank. Na dann, zum Wohl!

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Am Freitag stand Andernach mit seinem Kaltwasser-Geysir auf dem Programm. Von Spay aus gab es einen durchgehenden Zug bis Andernach. Durch die Innenstadt gingen wir hinunter zum Rhein und zum dortigen Besucherzentrum. Reserviert hatten wir die Schifffahrt zum Geysir für 13:05 Uhr, aber als wir im Besucherzentrum ankamen, war es noch so früh, dass Astrid freundlich nachfragte, ob wir nicht noch bei der früheren tour um 11:15 Uhr mitfahren könnten. Kein Problem, meinte die freundliche Dame am Tresen, allerdings müssten wir uns ein wenig beeilen. Also, auf geht´s zum Schiff.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Eine genaue Vorstellung davon, was uns erwartete, hatten wir nicht. 2001 hatten wir auf Island den Namensgeber für alle Springquellen kennengelernt, den alten Geysir. Und direkt daneben seinen jugendlichen Nachbarn Strokkur. Strokkur ist der aktivste Geysir in Island und bricht auf natürlichem Wege alle vier bis zehn Minuten aus und erreicht eine Höhe von 15 bis 20 Metern. So sah das vor 18 Jahren auf Island aus.

Wir erreichten nach 20 Minuten Fahrt mit dem Schiff den Anleger und gingen die vielleicht 300 Meter zu einem Platz mit freier Sicht auf einen rötlichen Steinhaufen. 

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Hier sollte er sich also zeigen, dachten wir. Und als wir ein wenig gewartet hatten ging es auch schon los. Klick für Film ab.  

Wie funktioniert denn nun so ein auf die Minute planbarer Ausbruch, dachten wir uns. Da muss doch ein bisschen technische Hilfe dabei sein, denn Strukkur seinerzeit machte, was er wollte und wann er es wollte und nicht 15 Minuten, nachdem ein Schiff anlegt. Die Erklärung ist recht einfach. Während der isländische Kollege den Druck ablässt, wenn sich Grundwasser im Boden durch Magma erhitzt und durch einen natürlich entstandenen Eruptionskanal nach oben gedrückt wird, ist es hier das im Wasser gelöste Kohlendioxid, dass den Auftrieb forciert. Und wenn die Sonne herauskommt, ist es eine durchaus farbenprächtige Angelegenheit.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wikipedia hilft weiter: Voraussetzung beim Kaltwassergeysir in Andernach ist ein Aufstiegskanal in Form eines 350 Meter tiefen Bohrlochs, in den CO2-gesättigtes Grundwasser hineinfließt. Das Bohrloch füllt sich langsam bis zum oberen Ende mit Wasser. Dabei entsteht durch das Gewicht des Wassers am unteren Ende ein Druck von 35 bar. In dem aufsteigenden CO2-gesättigten Wasser löst sich das Kohlendioxid in Form von Gasbläschen aus, da der Druck nach oben hin immer weiter abnimmt. Die aufsteigenden Gasbläschen dehnen sich dabei aus. Da weiterhin Grundwasser zuläuft und sich das Volumen der Gasbläschen ausdehnt, wird das Wasser verdrängt, das Bohrloch läuft oben über. Dadurch wird der Druck reduziert und die Löslichkeit des CO2 im Wasser nimmt ab. Dies hat wieder zur Folge, dass sich mehr CO2-Bläschen bilden können und ausdehnen. Aber bevor es zu technisch wird, wieder ein Bild.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Das Bohrloch läuft dann immer mehr über. Es entsteht ein Lawinen-Effekt, der sich rasant beschleunigt. Wenn die Gasbläschen das gesamte Bohrloch ausfüllen, können diese sich nur noch nach oben hin ausdehnen. Die gesamte Wassersäule wird hinausbefördert, der Geysir springt. Die Eruptionsdauer des Geysirs beträgt ziemlich genau acht Minuten und erreicht bei Windstille eine Höhe von etwa 60 Metern. Danach füllt sich das Bohrloch langsam wieder mit Grundwasser und der Vorgang beginnt in einem Zeitabstand von 100 Minuten erneut. Und nach diesen 100 Minuten, die aufgrund der Zufluss Menge tatsächlich planbar sind, richtet sich der Schifffahrtsplan. Als sich die Wassersäule etwas beruhigt hatte, konnten wir auch näher herangehen und uns die Angelegenheit von Nahem ansehen. Astrid testet hier schon einmal die Wasserqualität.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Später ging ein Mitarbeiter mit einem Eimer herum und wir konnten frisches Andernacher-Kaltwasser-Geysir-Wasser probieren. Ich habe noch niemals Wasser getrunken, das derart mineralisch geschmeckt hat, wie dieser Probeschluck.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Glücklicherweise gab es während der Rückfahrt auf dem Schiff auch andere Getränke, sodass die Geschmacksnerven wieder auf „normal“ geeicht werden konnten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir bummelten danach noch durch den Ort und fuhren dann mit dem Zug bis Koblenz und von dort mit dem Bus bis Spay, da der durchgehende Zug erst eine halbe Stunde später gefahren wäre. Auf der Rückfahrt mit dem Bus entdeckte Astrid auf halbem Weg zwischen Koblenz und Spay ein Hinweisschild zum Schloss Stolzenfels und nach ein wenig googeln, hatten wir damit schon ein Ziel für den nächsten Tag. Wir nahmen wieder den Bus, stiegen am Schild aus und folgten ihm die Straße hinauf.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Dort erhebt sich über dem linken Rheinufer das Schloss Stolzenfels. Kunst- wie kulturhistorisch zählt das im 19. Jahrhundert aus den Ruinen einer Burg des 13. Jahrhunderts erstandene Schloss mit zugehörigem Park und Gärten zu den bemerkenswertesten Leistungen preußischer Rheinromantik. Malerisch schlängelte sich die Straße durch dichten Wald und ließ einen ersten Blick auf die vorgelagerte Toranlage zu.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Von 1836 bis 1842 entstand unter Mitwirkung Karl Friedrich Schinkels, nach 1841 unter Leitung von Friedrich August Stüler, das heutige klassizistische Schloss. Dabei wurde die vorhandene alte Bausubstanz der Burgruine auf ausdrücklichen Wunsch von Friedrich Wilhelm IV. integriert.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir gingen hinein und hier passierte es. Es gab einen Rabatt von einem Euro für Rentner. Das war das erste Mal, seit ich einer bin. Astrid sagte dann auch sehr forsch: „Ein Erwachsener und ein Rentner.“ Und dann wollte die Dame an der Kasse noch nicht einmal den mitgenommen Rentnerausweis sehen (Die Führung beginnt gleich, gehen Sie schnell hinein, ich glaube Ihnen das!) Na sowas. Leider war es im Inneren nicht gestattet, zu fotografieren, deshalb noch ein Bild von außen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nach der Führung ließen wir uns noch ein wenig durch die wirklich malerischen Außenanlagen treiben und verbrachten viel Zeit damit, darauf zu warten, dass aber auch wirklich jeder Teilnehmer der kleinen Besuchergruppe sein Selfie mit seinem Smartphone und manche auch mit Selfie-Stick geknipst hatte. Vermutlich war ich der Einzige ohne Smartphone, aber dafür mit richtiger Kamera.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Da wir bis zur Abfahrt unseres Busses noch etwas Zeit hatten, schauten wir uns beim Hinuntergehen die Pfarrkirche St. Menas an, die auf halbem Weg liegt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach brachte uns der Bus zurück nach Spay. Nach einem Kaffee und einem Stück Kuchen in der FeWo fuhren wir (diesmal mit dem Auto) noch nach Koblenz zum Stadtbummel. Bilder gibt es davon nicht. Nur Rechnungen.J Am nächsten Tag endete unser Urlaub in Spay und wir fuhren nach Hause.

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