Eins, Zwei, Spay

October 13, 2020

Die zweite Woche unseres Apulien-Ausfall-Ersatz-Urlaubs führte uns nach Spay in die schöne Wohnung des Ehepaares Volk, in der wir schon zweimal in den vergangenen beiden Jahren gewohnt hatten. Nun also Teil drei. Frau Volk hatte freundlicherweise unsere Anreise schon ab Samstag, den 8. August 2020 ermöglicht und uns außerdem darauf aufmerksam gemacht, dass zwar wegen der Pandemie in diesem Jahr „Rhein in Flammen“ ausfalle, aber der örtliche Tourismusverband ein „Rhein ohne Flammen“ Paket geschnürt hatte. Zwei Flaschen Wein vom Winzer Weingart, ein Gutschein für eine Rheinschifffahrt zum halben Preis und einige Wunderkerzen waren im Paket für 20 Euro. Am Abend des Ankunftstages gingen wir dann zum Fluss hinunter und machten mit bei „Rhein ohne Flammen“.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der nächste Tag war als Wandertag angelegt, aber so recht gefallen wollte mir das nicht. Ich hatte mir einige Tage vorher die anerkannt gefährlichste aller Krankheiten, nämlich den Männerschnupfen, eingefangen und war ein wenig matt. Aber Astrid wollte durch den Bopparder Hamm wandern und ich musste mit. Ich war aber so schwach, und der geneigte Leser weiß warum (denn ich hatte ja die anerkannt gefährlichste ….), so dass ich während der gesamten Wanderung nur ein einziges Foto machen konnte. Hier ist es.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Zurück fuhren wir mit dem Bus, nachdem wir auf der verweist daliegenden Minigolfanlage zwei Sprudel getrunken hatten.

Am nächsten Tag besuchten wir Monreal in der Eifel. Wir irrten auf der Suche nach einem Parkplatz ein wenig herum, fanden dann aber den Besucherparkplatz neben dem kleinen Bahnhof.

Bis zum Zentrum war es ein Fußweg von vielleicht einem Kilometer. Dann standen wir mitten im gut erhaltenen Ortskern mit seinen pittoresken Fachwerkhäusern.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Über dem Ort erheben sich im Elzbachtal auf einem 350 Meter hohen Bergsporn die benachbarten Ruinen der Löwenburg, auch als Burg Monreal bekannt, und der Philippsburg. Wir ließen die Phillipsburg (im Hintergrund) beim Aufstieg jedoch links liegen und erkundeten die Löwenburg. OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Von der Löwenburg sind große Teile der Ruinen erhalten, aus denen das einstige Erscheinungsbild der Burg noch gut abzuleiten ist. Weithin sichtbar sind vor allem die Überreste des 25 Meter hohen Bergfrieds mit seinen drei Meter starken Mauern. Unten vom Ort aus fotografiert, wird das deutlicher, als beim herumkraxeln in der Ruine.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wieder abgestiegen und zurück im Ort fanden wir ein Café, dass einen einzelnen freien Tisch auf der gegenüberliegenden Seite der Straße hatte und der auch noch im Schatten lag. Es war nämlich mittlerweile richtig heiß geworden. Das hinderte uns aber nicht daran, frische Waffeln zu bestellen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Auto nach Koblenz und schlenderten zu den Anlegern. Wir planten eine Schifffahrt mit Zwischenhalt an der Marksburg, die wir ja seit zwei Jahren immer wieder von der anderen Seite des Flusses sehen, wenn wir in Spay Urlaub machen. Aber zunächst genossen wir die Schifffahrt (zum halben Preis, Dank des „Rhein ohne Flammen“ Paketes).

OLYMPUS DIGITAL CAMERA In Braubach angekommen, stiegen wir aus und machten uns auf den Weg zur Burg. Im Stillen hatte ich ja auf das Bimmelbähnchen gehofft, dass regelmäßig hinauf und hinunter fährt, denn ich spürte immer noch Auswirkungen des brutalen Männerschnupfens. Aber wegen der Pandemie und den geringeren Besucherzahlen, fuhr das Bähnchen nicht und wir bestiegen den Burghügel zu Fuß.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Marksburg ist eine aus dem 12. Jahrhundert stammende Höhenburg oberhalb des Ortes Braubach, von dem sie ihren ursprünglichen Namen Burg Brubach bezog. Sie steht auf einem Schieferkegel in 160 Meter Höhe und ist die einzige nie zerstörte mittelalterliche Höhenburg am Mittelrhein. Wir buchten eine Führung und ließen uns die Geschichte erklären, während wir durch die Burganlage liefen. Obwohl urkundlich erstmals im Jahr 1231 Burgmannen in Braubach erwähnt werden, kann man davon ausgehen, dass die Marksburg schon vor 1219 existierte. Es wird vermutet, dass an gleicher (oder nahe gelegener) Stelle schon um 1117 eine Burg existierte. Dann treten wir doch ein!

OLYMPUS DIGITAL CAMERA 1283 kamen Braubach und die Burg an die jüngere Linie der Grafen von Katzenelnbogen, und Graf Johann II. begann die Umgestaltung und Erweiterung der Burganlage im gotischen Stil und legte somit den Grundstein für das heutige Aussehen. 1437 wurde auf Burg Braubach die gestiftete St.-Markus-Kapelle erstmals erwähnt. Sie behielt aber weiterhin ihren alten Namen bis über das Ende der Katzenelnbogener Zeit hinaus, erst im 16. Jahrhundert setzte sich der heutige Name Marksburg (über Markusburg, Marxburg) durch. In der Kapelle sieht es heute so aus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Damit es nicht so langweilig wird, lassen wir die nächsten drei Jahrhunderte aus und sehen uns ein wenig im Inneren um.

In der napoleonischen Zeit des 18. Jahrhunderts war die Marksburg offiziell als Festung deklariert, diente jedoch praktisch als Invalidenunterkunft und Staatsgefängnis. Auch als die Burg 1803 an das Fürstentum Nassau-Usingen und 1815 an das Herzogtum Nassau fiel, änderte sich an ihrer Verwendung nichts. Sie wurde weiterhin durch Angehörige des Militärs, in diesem Fall der Herzoglich Nassauischen Armee, verwaltet.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA 1866 endete die nassauische Regierungszeit über die Marksburg mit der Annektierung Nassaus durch Preußen nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg, jedoch wurden in der preußischen Zeit keinerlei Baumaßnahmen durchgeführt, sodass die Burg immer mehr verfiel. 1900 nahm sich die Deutsche Burgenvereinigung der verwahrlosten Anlage an und erwarb die Marksburg zum symbolischen Preis von 1000 Goldmark (umgerechnet etwa 10.000 Euro) vom preußischen Fiskus. Er führte in den folgenden Jahrzehnten verschiedene bauliche Maßnahmen durch, die darauf abzielten, die vorhandene Bausubstanz zu sichern und der Burg ihr spätmittelalterliches Aussehen zurückzugeben.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nach der richtig guten Führung gingen wir hinunter nach Braubach und warteten auf unser Schiff, dass uns auf seiner zweiten Runde wieder aufnahm und zurück nach Koblenz brachte. Von dort unten hatten wir noch einmal einen schönen Blick auf die Burganlage der Marksburg.

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Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Zug zum Stadtbummel nach Koblenz und gingen auch zum deutschen Eck. Das Wetter war sehr gut und die Touristenströme sehr fern. Am deutschen Eck waren wir schon einige Male gewesen, aber noch nie mit sowenig anderen Touristen. Corona zeigt hier seine enormen Folgen bei den internationalen, aber auch nationalen Besuchern. Astrid hat „die Massen“ einmal festgehalten.

Am nächsten Tag war unser Ziel der Loreley-Felsen. Ein Blick in die Karte ergab, dass wir entweder einen großen Umweg mit dem Auto fahren mussten, oder aber mit der Fähre übersetzen. Wir entschieden uns für die Fähre, weil das Übersetzen dann auch noch ein Programmpunkt im Tagesablauf ist. Diese Fähre hatten wir noch nicht benutzt und staunten nicht schlecht, als wir sie sahen. Die Autos fuhren an der Längsseite auf die Fähre und nicht wie bei der Fähre in St. Goar von hinten auf und nach vorne runter.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir kamen nach ein bisschen rangieren mit dem Auto aber gut zum Stehen und auch trocken hinüber. Aber ein klein wenig spannender als sonst war es schon. Wir fuhren dann weiter nach St. Goarshausen und folgten den Schildern zum Parkplatz. Und hier war es touristisch dann ähnlich, wie am Vortag in Koblenz. Mal einfach ausgedrückt: Nix los! Die Anlage der Wege auf dem Felsen ist neu, bzw. noch nicht ganz fertig gestellt und wir waren mit einer Handvoll Menschen alleine und konnten die wunderbare Aussicht genießen. Kein Gedrängel, keine Smartphone hochhaltenden asiatischen Touristen. Wir hatten den Felsen fast für uns alleine.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Als Abwechslung kam uns da der Barde recht, der am Wegesrand sein Musikgeschäft mit vorgelagertem Sammelhut aufgebaut hatte. Er war tatsächlich froh, wenigstens ein paar Zuhörer zu haben und sang und spielte nur für uns und dann wieder für zwei oder drei andere Passanten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Für den Abend hatten wir uns vorgenommen, einem Tipp unserer Vermieter zu folgen und zum Weingut Weingart zum Picknick zu gehen.  Der Winzer hat in den vergangenen Jahren sein Weingut an den Rand der Weinberge verlegt und die Gerätschaften zur Weinherstellung unter den Berg verbracht. Obendrauf hat er einen Picknickplatz angelegt, den jeder der vorbeikommt, friedlich nutzen darf.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Etwas unterhalb steht sein Verkostungswagen, und wer möchte kauft sich dort eine Flasche Wein und verzehrt sein mitgebrachtes Essen. So hätten wir es auch gerne gemacht, allerdings war das Weingut gerade in der Zeit unseres Urlaubs in Spay in den Ferien und geschlossen. Wie gut, dass wir das Paket „Rhein ohne Flammen“ gekauft hatten, denn darin befanden sich zwei Flaschen genau dieses Winzers. Wir  zogen also in einem 20-minütigen Fußmarsch mit mittelschwerem Gepäck in der Kühlbox von der Ferienwohnung dorthin und packten unsere mitgebrachten Grundnahrungsmittel aus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Außer uns war niemand dort. Wir hatten uns vorher schon Gedanken gemacht, ob vielleicht die Dorfjugend ein wenig zum Grölen vorbeikäme, oder ein Wanderverein mit 24 Mitgliedern dort zur Rast einfällt. Aber tatsächlich waren wir dort den ganzen Abend über allein.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Boppard zum Einkaufen und schlenderten dann noch etwas am Rhein entlang, wo wir auf ein Lokal trafen, das eigentlich nichts Besonderes bot, wenn da nicht dieser Name gewesen wäre. Erwartungsgemäß hatte das Lokal keine Besucher und ich machte dieses Bild.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Am nächsten Tag war bereits Samstag und damit der letzte Urlaubstag vor der Abreise. Wir schlenderten zunächst am Fluss entlang rheinabwärts und staunten über die Hochwassermarken der vergangenen Jahrzehnte.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Als wir in Rhens angekommen waren, bogen wir in die Stadt ein und fragten uns zum Königsstuhl durch. Der Königsstuhl von Rhens ist ein steinerner, zweistöckiger Achteckbau als vergrößerte Darstellung eines Throns, an der im Mittelalter Verhandlungen der Kurfürsten zur Wahl der römisch-deutschen Könige sowie einige Königswahlen durchgeführt wurden. Über diese Verhandlungen stärkten die Kurfürsten ihre Machtposition, die sie 1338 im Kurverein von Rhense durch ein Bündnis absicherten und die 1356 in der Goldenen Bulle ihren dauerhaften reichsrechtlichen Ausdruck fand.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Das heute zu besichtigende Bauwerk ist allerdings ein inzwischen versetzter Neubau aus dem Jahre 1842, dessen Original 1795 in den Wirren des Ersten Koalitionskriegs und der französischen Besetzung des Linken Rheinufers zerstört wurde. Wir störten uns aber nicht daran, das es ein Nachbau war, sondern kletterten hinauf und blickten über Fluss und Land. Da mein Kamera Akku aufgegeben hatte, entstand das nachfolgende Pano mit Astrids Smartphone.

Zum Abschluss unseres Ausfluges bummelten wir noch etwas durch Rehns und fuhren mit dem Bus zurück. Das Nahverkehrsticket, dass unsere Vermieter ihren Gästen stellen, haben wir auch in diesem Urlaub gut ausgenutzt. Am nächsten Tag fuhren wir nach Hause.

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