Am Januar-Fluss

March 11, 2020

Nach einem weiteren Seetag war für den 8. Januar ein Besuch von Buzios eingeplant. Anlegen konnten wir dort nicht, wir hätten tendern müssen. Die See ließ dies allerdings nicht zu. Die Dünung war zu stark, sodass Kapitän Flohr entschied weiterzufahren. So kamen wir schon am frühen Abend in Rio an und genossen die Einfahrt von der Kopernikusbar auf Deck 9 aus. Auf dem Bild sind unsere Ziele des nächsten Tages schon zu erkennen. Der dicke Hügel rechts ist der Zuckerhut und der kleine Hügel links daneben im weiteren Hintergrund ist der Corcovado.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir hatten einen Ganztagsausflug gebucht, der uns zu den beiden Hauptattraktionen der Stadt bringen sollte. Eine Serpentinenstraße und eine Zahnradbahn, die Corcovado-Bergbahn, führen bis nahe unterhalb des Gipfels des Corcovado. Wir fuhren mit der „Bergbahn“ zum Corcovado. Es herrschte ein rechtes Gedränge, denn die sich dort sammelnden Gruppen hatten alle ein enges Zeitfenster zum Besteigen der Bahn.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der Corcovado (deutsch der „Bucklige“) ist ein 710 m hoher Berg im Stadtgebiet von Rio de Janeiro. Auf ihm steht die monumentale Christusstatue Cristo Redentor, die neben dem Zuckerhut als Wahrzeichen der Stadt gilt. Die im Jahr 1931 eingeweihte Statue ist 30 m hoch, inklusive Sockel beträgt die Höhe insgesamt 38 m. Die Statue wurde vom Bildhauer Paul Landowski gestaltet.

Die letzten Meter bis zum Gipfel führen über eine Treppe mit 220 Stufen. Seit 2003 gibt es neben der Treppe auch Panorama-Aufzüge und Rolltreppen, um die Aussichtsplattform bei der Statue zu erreichen. Auf diesem Weg kamen auch wir oben an und hatten einen weiten Blick über die Stadt. Leider war es sehr diesig, und das sieht man den Bildern auch an.

Rio de Janeiro ist mit sechs Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Brasiliens nach São Paulo. Mit seinen zahlreichen Stränden und der weltberühmten Lage an einer bergigen bewaldeten Küste ist „Rio“ das bekannteste Reiseziel Brasiliens.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die demographische Entwicklung seit Mitte des 20. Jahrhunderts führt zu einer teilweise unkontrollierten Expansion Rio de Janeiros. Da die Stadtplanung mit diesen Veränderungen nicht mithalten konnte, entstanden an der Peripherie unzählige irreguläre Siedlungen („Loteamentos irregulares“) und illegale Siedlungen (Favelas). Ein Viertel der Menschen in der Stadt lebt in diesen einfachen Quartieren. Dennoch ist auch dort fast überall eine Basis-Infrastruktur gegeben (fließendes Wasser, Abwasserleitungen, Stromversorgung, Müllabfuhr, Schulen). Auf dem nächsten Bild ist im Vordergrund (mitten im Grün) eine Favela zu erkennen, an der wir beim Hinweg vorbeigefahren sind und die sich immer weiter in den Berg hinein ausdehnt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Rückwärts ging es den gleichen Weg (nur Treppe statt Rolltreppe) und mit dem Aufzug hinunter. Nun stand die Mittagspause an und wir hielten am Strand und packten unsere Lunchboxen aus. Den Strand selbst zu betreten war möglich, allerdings musste man sehr aufpassen, weil ständig Gleitschirmflieger an diesem Strandabschnitt landeten. Astrid hat einen beim Anflug erwischt.

Dann fuhren wir weiter zum Zuckerhut, den wir mit einer Seilbahn (eigentlich zwei)  erreichen würden. Die Talstation der Seilbahn auf den Zuckerhut liegt direkt unter der Felswand des Morro da Babilônia (Babylonhügel) in nur 14 m Höhe über dem Meeresspiegel.

Von dort geht eine stützenlose Pendelbahn zu der 226 m hoch gelegenen ersten Bergstation auf dem steil aufragenden, dennoch fast vollständig bewachsenen Morro da Urca. Wir hatten etwas Zeit bis zur Weiterfahrt und konnten die Aussichtsplattform umrunden und die Aussicht genießen. Mittlerweile war es glücklicherweise nicht mehr so diesig.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auf der gegenüberliegenden Seite dieser Anlage führen einige Stufen hinunter zur unteren Station der zweiten Sektion auf 220 m Höhe. Von dort führt eine weitere stützenlose Pendelbahn auf den Zuckerhut, einen 395 m hohen, unmittelbar aus dem Meer aufragenden Granitfelsen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wegen der exponierten Lage befinden sich auf dem Gipfel außer der Bergstation nur einige Kioske und eine Aussichtsplattform. Wir suchten zunächst die Örtlichkeit für einen biologischen Stopp und organisierten dann zwei Kaffee.

Die Aussicht von hier oben war beeindruckend, weil sie ein deutliches Bild von der Lage der Stadt, der Bucht und den umgebenden Hügeln lieferte. Rechts im Bild - auf dem ersten Hügel - ist die Mittelstation zu erkennen, wo wir soeben noch waren.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Da wir viel Zeit hatten, folgten wir dem Rat unseres örtlichen Reiseleiters und stiegen auf der rückwärtigen (der Mittelstation entgegengesetzten) Seite in den kleinen Park hinab, der nur von wenigen Touristen besucht wurde und deshalb viel ruhiger war. Auf einmal zeigte Astrid in eine bestimmte Richtung und rief „Da Da Da!“. Bis ich an der angezeigten Stelle war, sah ich nur noch eine kleine Eidechse weghuschen und dachte mir im Stillen viel „Da Da Da!“ für so ein kleines Reptil. Aber schon zeigte die Gemahlin in die andere Richtung und … „Da Da Da!“. Und jetzt erst erkannte ich, was sie meinte. Ein Weißbüschelaffe turnte durchs Geäst. Weißbüschelaffen erreichen eine Kopfrumpflänge von 18 bis 25 Zentimetern, der Schwanz ist mit etwa 30 Zentimetern deutlich länger. Auf dem nächsten Bild ist das Verhältnis von Körperlänge zu Schwanzlänge gut zu erkennen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Ihr Gewicht beträgt etwa 300 bis 400 Gramm. Weißbüschelaffen bewohnen das nordöstliche Brasilien und sind wie alle Krallenaffen tagaktiv. In der Nacht schlafen sie in Baumhöhlen oder im Lianendickicht. In den Bäumen bewegen sie sich entweder auf allen vieren gehend oder springend fort. Oder sie sitzen auf dem Pfosten einer Wegebegrenzung wie dieser hier und lassen sich in aller Ruhe fotografieren.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nach diesem schönen Erlebnis gingen wir wieder nach oben, denn der Termin zur Rückfahrt kam näher. Bei der Hochfahrt hatten wir Vögel beobachtet, die mir vom Flugverhalten wir Geier vorkamen. Den Gedanken hatte ich aber schnell verworfen und dann auch aus dem Gedächtnis verloren. Doch während wir warteten, sah ich einen Vogel im Baum sitzen und das war tatsächlich ein Rabengeier. Diese Vögel haben eine Körperlänge von 60 bis 70 Zentimetern, eine Flügelspannweite von ca. 150 Zentimetern und sind ein bis zwei Kilo schwer.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Dann fuhren wir mit der Seilbahn hinunter. Der Bus wartete unten auf und lieferte uns am Schiff ab. Am nächsten Morgen würden wir leider schon ausschiffen, denn die Kreuzfahrt endete für uns in Rio. Jetzt möchte ich noch den Namen dieses Blogeintrages auflösen. Der Name der Stadt beruht auf einem Irrtum des Seefahrers Gaspar de Lemos, der die Bucht am 1. Januar 1502 entdeckte und für die Mündung eines großen Flusses hielt. Daher „Rio“ und weil es gerade der erste Januar war, taufte er den „Fluss“ nach dem Entdeckungsmonat. Rio de Janeiro, der Januar-Fluss.

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