Buntes Leben in Bahia

March 11, 2020

Am nächsten Morgen (mittlerweile der 6. Januar 2020) fuhren wir auf Salvador da Bahia zu und wussten nicht so recht, was wir von dem Wetter halten sollten, das sich uns vom Balkon der MS Amadea bot, wenn wir nach vorne blickten. Die Hochhaussilhouette der Stadt war von dichten Wolken umrahmt. Das Wetter meinte es dann aber den ganzen Tag über sehr gut mit uns; es blieb trocken und warm.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Als wir vom Balkon aus nach hinten sahen, bot sich uns ein anderes Schauspiel. In unserem Kielwasser versuchte eine schwimmende Hochhaussiedlung an der MS Amadea vorbeizukommen und pendelte von der einen Seite zu anderen, kam dabei langsam näher, schaffte es aber nicht, vorbeizukommen und vor uns anzulegen. Dieser Riesenkübel entpuppte sich als die MSC Seaview, ein Schiff, dass 2018 gebaut wurde und bis zu 5.400 Passagiere aufnehmen kann. Hilfe, dachten wir, so wollten wir nicht reisen. Weiter unten in diesem Post zeige ich ein Vergleichsfoto beider Schiffe.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir hatten für heute einen Ganztagsausflug gebucht und fanden uns um 9:15 in der Atlantic Show-Lounge ein, von wo die Ausflüge immer starteten. Unser erstes Ziel war der Leuchtturm Barra (offizieller Name Forte de Santo Antônio da Barra) am Eingang der Allerheiligenbucht in Salvador da Bahia. Salvador, offiziell Município de Salvador, ist nach São Paulo und Rio de Janeiro die drittgrößte Stadt Brasiliens.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der heutige Leuchtturm wurde bereits 1839 errichtet, doch wurde die markante Erhebung bereits seit dem 16. Jahrhundert als Orientierungshilfe bei der Einfahrt in den Hafen von Salvador verwendet. Mit der Errichtung des Forts in seiner heutigen Form zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde ein erster Leuchtturm errichtet, der als der älteste in Südamerika gilt.

Die Popularität des Leuchtturmes erklärt sich daraus, dass es einer der wenigen Orte Brasiliens ist, in welcher man einen Sonnenuntergang im Meer beobachten kann. Die meisten Küstenstreifen in Brasilien sind ja nach Norden oder Osten ausgerichtet. Direkt neben dem Leuchtturm war ein kleiner Strand mit beginnendem Strandleben.

Unser nächstes Ziel war der Pelourinho, ein Teil der Cidade Alta ("Oberstadt") von Salvador da Bahia rund um den Largo do Pelourinho. Um dorthin zu gelangen gingen wir durch die sehr belebten Straßen mit Verkaufsständen, Trommelgruppen und Friseursalons unter einem Sonnenschirm. So ein Freiluftfriseur sieht so aus. (Vorne ist der Wartebereich :-))

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auffällig waren auch die „Reifrockdamen“, die, sehr ausladend gewandet, nach Kundschaft suchten, die sich mit ihnen fotografieren lassen wollten. Nachfolgend eines der Verkaufsgespräche.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unser nächstes Ziel war die Igreja e Convento São Francisco, eine Franziskanerkirche mit Kloster. Im Herzen der Stadt gelegen, wurden sie im 17. und 18. Jahrhundert errichtet und gelten als einzigartiges und besonders prächtiges Beispiel des brasilianischen Barock, insbesondere die Kirche mit ihrer reichen Innenausstattung. Wir gingen über den Platz mit dem Kreuz auf sie zu.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Zunächst sahen wir uns den Kreuzgang an. Dieser Kreuzgang ist von portugiesischen Klöstern des 16. Jahrhunderts inspiriert, mit Arkaden und einem gewölbten Gang im Erdgeschoss, und darüber ein offener galerieartiger Gang mit zierlichen Säulchen, freiliegenden Balken und einem ziegelgedeckten Dach.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auch wenn alles ein wenig morbide wirkte, besteht der Konvent nach wie vor. Er ist ausgestattet mit Dutzenden von Zellen und wurde um einen Kreuzgang gebaut, der ein Kellergeschoss und zwei Stockwerke über der Ebene der Straße besitzt. Die Wände sind mit reichen Paneelen von blauweißen Azulejos dekoriert. Die Azulejos fand ich außerordentlich, deshalb hier eine Detailaufnahme.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Dann gingen wir in die Kirche hinein. Sie erhält ihren besonderen Wert durch die überbordende und kostbare Innendekoration. Alle Oberflächen des Innenraums – Wände, Säulen, Dach, Kapellen – sind verziert mit vergoldeten Schnitzereien auf weißem Grund im typisch portugiesischen Stil, mit meist floralen Motiven. Man schätzt, dass insgesamt etwa eine Tonne Gold für die Vergoldungen verwendet wurde.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wie immer verliere ich gerne den Überblick, wenn es von allen Seiten so überbordend blinkt und glitzert. Mein protestantisches Gehirn ist dann überfordert. Aber ich möchte noch eines der Juwelen der Kirche zeigen, die Statue des heiligen Antonius.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir gingen weiter in Richtung des Pelourinho, der seinen portugiesischen Namen von einem ehemaligen Ort der Rechtsprechung und des Strafvollzugs hat. So heißt in Vila do Conde im Nordwesten Portugals eine steinerne Säule auf dem Platz vor der Pfarrkirche ebenfalls Pelourinho und galt als Schandpfahl in historischer Zeit. Auf dem Weg dorthin nahm das Leben auf der Straße noch einmal zu und wurde vor Allem viel bunter.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Noch 50 Meter weiter auf dieser Straße und wir kehrten auf der linken Seite in ein Lokal ein und hatten ein leckeres Mittagessen. Es gab einen Fischauflauf, und wer diesen Nicht wollte, konnte auch ein Fleischgericht bestellen. Wir nutzten die Gelegenheit um ordentlich Wasser nachzufüllen, denn mittlerweile war es richtig warm geworden. Dann war es nicht mehr weit bis zum Pelourinho. In Salvador war der Pelourinho bis 1835 auch Sklavenmarkt, nach Verlust dieser Funktion folgte allmählich eine Transformation in Salvadors berühmtestes Künstler- und Musikerviertel.

Heute ist der restaurierte Pelourinho mit seinen vielen engen und gepflasterten Gassen, gesäumt von bunten, pastellfarbenen Häuserreihen, Kirchen, Klöstern, Cafés, Bars, Restaurants und Kleinkunstmärkten eine der touristischen Hauptattraktionen Salvadors. Nach weiteren 50 Metern öffnete sich der Platz und gab diesen Blick frei.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir standen ein wenig auf dem Platz herum und ließen das Leben um uns herum wogen. Unsere örtliche Reiseleitung hatte uns genau vor dieser Stelle gewarnt, weil hier die häufigsten Diebstähle passieren und so war auch aus unserer kleinen Ausflugsschar eine Teilnehmerin nach dem Besuch des Platzes nicht mehr im Besitz ihres Handys. Uns ist nichts abhanden gekommen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Interessant ist am Rande, dass das offizielle Video von Michael Jackson zu seinem Hit „They Don’t Care About Us“ 1995 genau hier entstanden ist. Wer es sich auf youtube ansehen will, klickt hier.

Danach ging es für uns weiter zum Forte de Monte Serrat. Sein Bau geht auf das Jahr 1583 zurück, als es als "Forte de Sao Filipe" bekannt war. Erbaut, umgebaut, restauriert und umbenannt, wurde es zum "Forte de Nossa Senhora de Monte Serrat", einem schönen Beispiel militärischer Architektur, und 1957 offiziell zum brasilianischen Nationaldenkmal ernannt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Zu besichtigen war es nur von außen und nachdem wir einmal drumherum gegangen waren, bummelten wir zum Bus zurück. Unterwegs dahin jedoch hatten wir eine schöne Aussicht auf den Hafen und damit den am Anfang dieses Eintrags versprochenen Vergleich zwischen der MSC Seaview und der MS Amadea.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unser vorletztes Ziel war die Basilica Nosso Senhor do Bonfim, was auf deutsch „Unser Herr vom guten Tod“ heißt. Die Architektur im klassizistischen Stil folgt dem Modell der portugiesischen Kirchen des 18. und 19. Jahrhunderts mit wunderschönen Fresken und Fliesen. Die einschiffige Kirche wurde aus Ziegelsteinen errichtet. Die ebene Fassade der Kirche besteht aus einem zentralen Körper, der von zwei Glockentürmen flankiert wird.

Die Innenausstattung der Kirche wurde im 19. Jahrhundert fertiggestellt. Der neoklassizistische Hauptaltar, der die Form eines Baldachins mit einer von Voluten gehaltenen Kuppel hat, wurde zwischen 1813 und 1814 vom Bildhauer Antônio Joaquim dos Santos geschnitzt. Die Seitenwände des Kirchenschiffes sind mit mehreren Altarbildern verziert. Zwischen 1816 und 1817 schnitzte Antônio de Santa Rosa die Decke des Chores, seine Tribünen, den Chorbogen und zwei Seitenaltäre.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA In einem Seitenraum stießen wir auf eine sonderbare Sammlung von nachgebildeten Körperteilen aus Plastik, die von der Decke hingen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Erklärung dazu: In der Kirche haben Gläubige mit Gebeten und Bittgottesdiensten um die Heilung diverser Krankheiten gebeten. Wenn dies zum Erfolg geführt hat, wurden Plastiknachbildungen der betroffenen Körperteile an der Decke aufgehangen. Für welche Erkrankung die eckige Dose steht, die auf dem folgenden Bild oben links zu sehen ist, bleibt im Dunklen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auf dem Rückweg besuchten wir noch den Markt „Mercado Modelo“, schlenderten hindurch und tranken einen Kaffee. Von der Ausflugsgruppe hatten wir uns beim Aussteigen schon verabschiedet, denn vom Markt aus waren es nur wenige Minuten zu Fuß bis zum Schiff. Ein weiterer Programmpunkt wartete dort auf uns. Einige Mitglieder der Offizierscrew des Schiffes waren heute als Barkeeper im Einsatz und produzierten im Außenbereich auf Deck 8 feinen Caipirinha. Zum Wohl!

Mehr Bilder gibt es hier.


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