Besuch bei drei Inseln

March 11, 2020

Am 29. Dezember 2019 steuerten wir auf die Kapverdischen Inseln zu. Zur Orientierung ein Bild. Santo Antão (gelb) und São Vicente (grün) liegen sich gegenüber im Nordwesten der Inselgruppe und und Fogo (blau) - mit seiner für den Vulkanismus typischen runden Form – liegt im Südwesten des Archipels. Und genau diese drei Inseln wollten wir heute und morgen besuchen.

Am heutigen Tag wollten wir vormittags in Porto Novo auf der Insel Santo Antão an Land gehen und nachmittags Mindelo auf Sao Vicente besuchen. Am morgigen Tag stand ein Ausflug in die große Caldera auf Fogo im Programm. Porto Novo auf Santo Antão begrüßte uns im Sonnenaufgang.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Santo Antão (port. für Heiliger Antonius) ist ca. 40 Km lang und ca. 20 Km breit und mit 779 km² die zweitgrößte der Kapverdischen Inseln im Atlantik. Auf Santo Antão leben ca. 48.000 Menschen. Die Stadt Porto Novo hat knapp 10.000 Einwohner, was sie zusammen mit Ribeira Grande zur größten Siedlung auf der Insel und zu einer der größten Städte der Inselgruppe macht. Einen Ausflug hatten wir nicht gebucht; wir wollten in der knappen Zeit, die wir vor der Insel lagen, die Stadt zu Fuß erkunden. Da wir nicht an einem Kai anlegen konnten, tenderten wir aus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Es war noch recht früh und die Stadt menschenleer. Wir schlenderten zu einem kleinen Strand mit schwarzem Sand neben dem Hafen und hatten von dort einen guten Blick auf die MS Amadea.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach gingen wir durch schmale Straßen bergauf in Richtung der Berge. Die Landschaft ist von steilen Bergen und tiefen Schluchten gelegentlich mit Wasserfällen geprägt, wenn denn in dieser dürren Gegend wirklich mal Regen fällt. Leider hatte die Barbearia geschlossen, sonst hätten wir noch einen Stopp beim Friseursalon einlegen können.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Bergauf wurden die Häuser kleiner und einfacher, bis wir am Rande des besiedelten Gebiets auf dieses „Haus“ trafen. Wer möchte, kann im Bild die Katze suchen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach drehten wir um, schlenderten wieder in Richtung Hafen und freuten uns über die Freundlichkeit der Einwohner, die aus dem Fenster oder auf der Straße auf französisch oder portugiesisch grüßten. Ein letzter Blick auf eine der farbenfrohen Häuserfronten, dann nahm uns das Tenderboot wieder auf.

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Die Überfahrt nach São Vicente dauerte nur gut eine Stunde. Die mittelgebirgige, trockene Insel ist jüngeren vulkanischen Ursprungs. Über weiten, mit Geröll, Kies und Sand gefüllten Tälern erheben sich drei mittelgebirgige, teils felsig-schroffe Felsmassive. Höchste Erhebung mit 750 m ist der Tafelberg des Monte Verde (port.: „grüner Berg“). Ein riesiger unterseeischer Vulkankrater im Nordwesten der Insel bildet einen der schönsten und sichersten Naturhäfen im Zentralatlantik, den Porto Grande. In gleißendem Licht lag die Insel vor uns in der Mittagssonne.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA In Mindelo konnten wir im Porto Grande am Kai anlegen und sparten uns das doch manchmal mühsame austendern. Wir wollten auch Mindelo zu Fuß erkunden und staunten nicht schlecht, als wir das Schiff verließen und neben uns am Kai die Meteor, das deutsche Forschungsschiff liegen sahen.  Eigner des Schiffes ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir ließen uns auch auf dieser Insel einfach durch die Straßen treiben und hielten an, wenn uns etwas interessierte, wie z. B. dieser Fischer, der seinen Fang frisch verarbeitete.

Mindelo ist mit ca. 76.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Kapverdischen Inseln und gilt als die kulturelle Hauptstadt der Inseln. Wir stellten fest, dass leider nicht sehr viel geöffnet hatte; schließlich war ja Sonntag. In diese an sich geschlossene Markthalle konnten wir trotzdem hinein, um uns vorzustellen, wie es wohl voller Menschen aussehen würde.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir fanden aber dann doch ein geöffnetes Geschäft, dass uns eine Flasche kapverdischen Wein verkaufte, den wir natürlich unbedingt probieren wollten. Dass wir am nächsten Tag genau in dem kleinen Anbaugebiet herumlaufen würden, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Danach gingen wir auf das Schiff zurück und ich nutzte die Gelegenheit, den Naturhafen wegen seiner Ausdehnung als Panorama aufzunehmen.

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Am nächsten Morgen kamen wir vor Fogo an. Fogo ist die viertgrößte und zugleich wärmste Insel des Archipels. Sie ist fast kreisrund, hat einen Durchmesser von 25 km und ist 476 qkm groß. Der Pico de Fogo ist mit 2829 m die höchste Erhebung des Archipels. Dorthin hatten wir einen Ausflug gebucht, eine Vulkantour, wie es beschrieben wurde. Das Schiff lag auf Rede, wir tenderten also aus und kletterten an Land in den kleinen Bus, der auf uns wartete. Ab jetzt ging es meistens bergauf. Einen ersten Halt gab es an der Steilküste, ganz in der Nähe unseres Ankerplatzes.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Dann fuhren wir weiter hinauf, meist im kleinsten Gang, weil es wirklich sehr steil in Serpentinen bergauf ging. Unser Ziel war Chã das Caldeiras (der Teekessel) in der Mitte der alten Caldera. Auf halber Höhe hielten wir erneut an. Die gewundene Straße, die uns bis hier gebracht hat, ist gut zu erkennen.

Als wir den Rand der alten Caldera erreicht hatten, ging es zunächst wieder etwas hinunter, bis wir einen freien Blick auf den kleineren Konus hatten, der sich in der alten Caldera aufgebaut hat und heute den Gipfel Pico do Fogo (dt.: „Gipfel des Feuers“) bildet.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Insel hat eine lange vulkanisch geprägte Geschichte. 1680 erfolgte eine so heftige Eruption, dass der Berg nachts über Hunderte von Kilometern sichtbar war und auf lange Jahre der Schifffahrt als natürlicher Leuchtturm diente. Dies gab der Insel den neuen Namen Ilha do Fogo.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Eruptionen am Pico do Fogo konzentrierten sich bis 1769 auf den Zentralschlot, seit 1785 erfolgten jedoch Flankeneruptionen. Zur Chã-das-Caldeiras-Gruppe werden auch noch kleinere, diskontinuierliche Lavaflüsse und Schlackenkegel auf der Außenseite des ehemaligen Amarelo-Vulkans gerechnet. Der bei einem Ausbruch 1995 entstandene Parasitärvulkan innerhalb der Caldera war ab dem 23. November 2014 wieder aktiv und spie Aschewolken und Feuer.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Durch die austretende Lava, die sich in die Caldera mit drei Hauptströmen ergoss, wurden zwei Ortschaften und einige weitere kleine Ansiedlungen in der Caldera zerstört. Die vulkanischen Aktivitäten endeten am 8. Februar 2015. Auf dem oberen Bild sind einige der Rebstöcke in ihren typischen Mulden zu sehen, die den letzten Ausbruch überlebt haben.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Das nächste Bild zeigt den Eingang zu einem kleinen Lokal, der stehen blieb, während das Gebäude selbst durch Lava zugeschüttet wurde. Das Lokal wurde wiederaufgebaut, der neue Eingang befindet sich jetzt drei Meter gegenüber dem alten Eingang, also hinter dem Betrachter.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unser örtlicher Reiseleiter machte mit seiner Lebensgeschichte die verschiedenen Vulkanausbrüche in unserer Phantasie sehr plastisch, indem er uns im vorbeifahren erzählte, hier wäre er als Kind aufgewachsen, bis der Vulkan sich das Land 1995 geholt hätte.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Und als wir am Ende der nach 1995 wieder neu ausgebauten Straße erklärte er uns, dass er hier bis 2015 gelebt habe, bis auch dieser Teil des Kessels und mit ihm auch sein Haus zerstört wurde.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Beim nächsten Bild ist der Pragmatismus der Bewohner zu erkennen. Der Ausbruch 2015 hat den (aus unserer Sicht) rechten Teil des gelben Hauses unbewohnbar gemacht, nicht jedoch das ganze Haus zerstört. Daraufhin sind die Bewohner in den übrig gebliebenen Teil umgezogen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Rings herum wurde schon wieder gebaut; die bisherigen Bewohner bleiben dort, wo sie immer schon gelebt haben und bauen ihre Häuser wieder auf, immer wenn Geld da ist und dann soweit die Mittel reichen. Und nach dem nächsten Vulkanausbruch wird es wieder so sein, erklärte unser lokaler Reiseleiter.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Zum Abschluss des Ausfluges hielten wir in der „Winzergenossenschaft“ an, wo wir mit kleinen Snacks und Getränken bewirtet wurden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auch die Keller der Winzerei-Genossenschaft wurden größtenteils zerstört. Mehrere Hunderttausende Liter Wein wurden vernichtet. Chã das Caldeiras war das einzige Gebiet auf den Kapverden gewesen, in dem Wein angebaut werden konnte und die Weinproduktion war die wirtschaftliche Lebensgrundlage der Bewohner des Talkessels. Die Gebäude der Genossenschaft sind nach dem Ausbruch 2015 neu errichtet wurden, es wird mit den verbliebenen Weinstöcken wieder Wein produziert.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Am übernächsten Abend machten wir auf unserem Balkon die Flasche Wein auf, die wir in Mindelo erstanden hatten. Damals wussten wir noch kaum etwas über die Geschichte der Insel, nun aber tranken wir den Wein aus Chã mit dem nötigen Respekt. Es war übrigens ein 2017ér, also aus Sicht der Insel ein junger (nach Ausbruch) Wein, der uns gut schmeckte.

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