Lava, Asche und Wein

March 11, 2020

Unser nächster Halt war auf den Kanaren geplant. Am 1. Weihnachtstag wollten wir in Lanzarote anlegen und am 2. Weihnachtstag in Teneriffa. Aber vorher gab es am Heiligen Morgen erst einmal den für Phoenix typischen maritimen Frühschoppen. Das kannten wir schon von Fahrten mit der MS Artania und gingen gerne hin. Die angebotenen Austern und andere Meeresfrüchte waren frisch und lecker. Das Glas Champagner konnten wir dazu kaufen, was wir unverständlicherweise auch taten.

Am nächsten Morgen waren wir gespannt, ob der reservierte Mietwagen tatsächlich auf uns warten würde. Etwas vor der vereinbarten Zeit gingen wir vom Schiff und durch die Polizeikontrolle. Als wir gerade so dachten, hier müsste er doch stehen, der Mietwagen, kam ein Fahrer mit „unserem“ Auto, lud uns hinein, fuhr ein paar Hundert Meter auf einen Parkplatz und machte in wenigen Momenten die Übergabe perfekt. Kreditkarte gezückt und das Auto war unser. Gebucht hatten wir die kleinste Kategorie, einen Fiat Panda, bekommen haben wir einen Opel Corsa; das gleiche Modell, wie es Astrid auch zu Hause fährt. Das war ja einfach, dachten wir und fuhren los. Auf dem Schiff hatten wir uns mehrere Ziele ausgesucht und so fuhren wir zuerst zu den alten Salinen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA In dem Gebiet Janubio bildeten sich bereits 1895 Salinen, woraufhin im gleichen Jahr mit dem Bau der Saline Janubio begonnen wurde. In früheren Zeiten pumpten Windmühlen das salzhaltige Meerwasser in die oberen Becken der mehrstufigen Beckensysteme. Später übernahmen elektrische Pumpen diese Aufgabe. Durch die Sonneneinstrahlung verdunstete das Wasser und das zurückgebliebene stark angereicherte Wasser wurde in kleinere Becken geleitet. In den kleinen Becken konnte das Salz auskristallisieren und wurde später abgeschöpft. Heute spielt die Salzgewinnung der Saline nur noch eine untergeordnete Rolle, da Salz quasi als Abfallprodukt in den großen Meerwasserentsalzungsanlagen zur Herstellung von Trinkwasser abfällt. Inzwischen steht die Anlage unter Denkmalschutz.

Unser nächstes Ziel war der Lago Verde, der grüne See. Auf der Fahrt dahin kamen wir jedoch an Küstenformationen vorbei, an denen wir nicht einfach vorbeifahren wollten. Nachdem Lanzarote vor ca. 16 Mio. Jahren aus dem Meer aufgetaucht war, drückte flüssiges Magma entlang der Bruchstellen aus dem Erdinneren nach oben und überzog die neu entstandenen Inseln mit Eruptionsgestein.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Aus einer Vielzahl von Kratern floss immer neues Magma an die Erdoberfläche, verteilte sich über die Inseln und hinterließ eine Mondlandschaft aus Vulkanen. Diese Vulkane wurden seit ihrer Entstehung vor zu unterschiedlichen Zeiten (zuletzt 1824 auf Lanzarote) aktiv und veränderten ihrerseits durch Eruptivmaterial (Lava, Asche, Gestein) ihre Umgebung. Uns gefiel besonders die Küstenlandschaft mit ihrer bizarren Struktur.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach fuhren wir weiter zu Lago Verde. Sichelförmig liegt die Lagune im Bogen eines teilweise im Meer versunkenen Vulkankraters in etwa dreißig Meter Entfernung zur Küste. Seine leuchtend grüne Farbe hat der See dem Einfluss der Alge Ruppia Maritima zu verdanken. Da das Wasser der Lagune extrem salzhaltig ist, bietet es der Alge optimale Lebensbedingungen. Da die Lagune unterirdisch mit dem Meer verbunden ist, wird sie immer wieder mit frischem Meerwasser aufgefüllt. Dennoch verdunstet der See immer mehr und hat schon einen beträchtlichen Teil seiner ursprünglichen Größe eingebüßt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der Lago liegt in unmittelbarer Nähe zum Ort El Golfo und dieser hat sich perfekt darauf eingestellt, das zahlreiche Besucher den grünen See bestaunen wollen und danach Hunger haben. Wir gingen die Straße entlang, sahen auf Speisenkarten und Auslagen und verglichen den Besucherandrang in Relation zu unserem Hungergefühl. Schließlich entschieden wir uns für ein Lokal und bestellten jeder eine gemischte Meeresfrüchteplatte, die so aussah.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter nach La Gerial. La Geria bezeichnet ein über 5.000 Hektar großes Gebiet im geographischen Zentrum der Insel, auf dem sich auf eine spezielle Art bestellte Kulturflächen befinden. Überwiegend für den Weinanbau genutzt, bildet das Naturschutzgebiet La Geria das größte Weinanbaugebiet der Kanarischen Inseln. Durch Niedergang von Vulkanasche der schweren Vulkanausbrüche in den Jahren 1730 bis 1736 entstand hier ein Gebiet mit mächtigen grobkörnigen Ascheschichten von 1 bis 2,5 Metern Dicke.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Um wieder an fruchtbaren Boden zu gelangen, wurden trichterförmige Vertiefungen in die Ascheschicht gegraben und an ihren Grund jeweils eine einzelne Pflanze gesetzt. Die grobporige Schicht lässt die mit 100 bis 200 mm pro Jahr sehr geringen, fast ausschließlich im Winter fallenden Niederschläge schnell in den durchwurzelten Boden versickern. Gleichzeitig verringert sie durch ihre geringe Kapillarwirkung und Wärmeleitfähigkeit die Verdunstungsverluste. Zusätzlich zu der Vertiefung schützen oft noch halbkreisförmige Mauern aus basaltischen Lavabrocken die einzeln wachsenden Reben vor den teils kräftigen Winden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir liefen ein wenig durch die Trichterlandschaft, die so andersartig war, als jeder Weinanbau, den wir in Deutschland kennengelernt hatten. Mit einem Vollernter die Reben abschütteln zu wollen, war hier aussichtslos. Verblüffend finde ich, dass die Weinbauern mit Unterstützung der starken Sonneneinstrahlung und in reiner Handarbeit etwa fünf Millionen Liter Wein pro Jahr produzieren.

Dann gingen wir zurück zu unserem Miet-Opel und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir wollten uns Teguise ansehen, verbunden mit der Hoffnung auf ein geöffnetes Café.  Wir fanden sowohl das Städtchen und auch ein Café, das allerdings gerade, als wir ankamen, seine letzten Gäste hinausexpedierte, um zu schließen. Es war schließlich der 1. Weihnachtstag und alle wollten anscheinend heim zur Familie. So gibt es nur ein Bild, dass den Belebungszustand des Ortes an diesem Tag umfassend beschreibt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Während des Rückweges zum Schiff kamen wir in Tahiche an der Fundacion Cesar Manrique vorbei und da wir noch etwas Zeit hatten, gingen wir hinein. Es handelt sich hierbei um das ehemalige Wohnhaus des bekannten lanzerotenischen Künstlers und Naturschützers César Manrique, das er nach seinen eigenen Vorstellungen gestaltete. Im Jahr 1970 entdeckte der Künstler bei einem Ausflug in Tahiche einen Feigenbaum, dessen grüne Spitze aus erstarrtem Lavastrom herausragte. Er beschloss, an dieser Stelle sein Wohnhaus zu errichten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Beim Bau des Hauses stieß Manrique auf fünf Lavablasen, die er ausbaute und zu verschiedenen Wohnräumen umgestaltete. Das Gebäude mit einer Wohnfläche von etwa 1800 Quadratmetern besteht aus zwei Stockwerken, hinzu kommt eine Terrassen- und Gartenfläche von 1200 Quadratmetern sowie ein Parkplatz. Das Untergeschoss erstreckt sich auf den fünf Vulkanblasen, dessen Räume durch Höhlengänge miteinander verbunden sind.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach machten wir uns auf den Weg zum Schiff. Schon von weitem konnten wir es an seiner Pier sehen, kamen jedoch nicht wirklich in den inneren Hafenbereich und zu dem Parkplatz, an dem wir das Auto übernommen hatten und es nun wieder abgeben wollten. Irgendwie gelang es mir nicht, eine Zufahrt zu finden. Glücklicherweise hatte mein Navigator auf dem Beifahrersitz die Situation im Griff und ließ mich an Stellen abbiegen, die ich vollkommen falsch fand und in Straßen fahren, die in die gegensätzliche Richtung zu führen schienen … aber plötzlich standen wir genau auf dem gewünschten Parkplatz. Gut gemacht, Navigator (hier beim weihnachtlichen Tanten-Telefonat noch in der Fundacion Cesar Manrique).

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Am nächsten Tag erreichten wir Teneriffa. Wir hatten schon von zu Hause aus versucht, auch hier einen Mietwagen zu bekommen, was uns aber leider nicht gelungen war. Und so erkundeten wir die Inselhauptstadt - Santa Cruz de Tenerife - zu Fuß.

In die Kirche des heiligen Franziskus von Assisi gingen wir hinein. Dieses katholische Gotteshaus gehörte einst zu einem nicht mehr existierenden Franziskanerkloster und wird für ökumenische Gottesdienste genutzt. Die Sammlung religiöser Holzfiguren in der Kirche ist von großem künstlerischem und historischem Wert und wird von der Bevölkerung sehr verehrt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Dann wurde es profaner. Wir fanden den großen Markt, schlenderten hindurch und fanden darin eine Bar, die uns 2 Kaffee verkaufte. Danach schauten wir uns die Auslagen an und entdeckten im Untergeschoß einen Supermarkt. Das sollte beim Rückweg von Bedeutung sein.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir schlenderten weiter durch die Stadt fanden eher zufällig den kleinen Park am Plaza Weyler und gingen von dort zum großen Stadtpark Garcia Sanabria, den Astrid sich ansehen wollte. Der Park hat eine Gesamtfläche von 67.230 Quadratmetern und es gibt dort viele Skulpturen, die von Künstlern wie Pablo Serrano und José Guinovart erschaffen wurden. Den Namen erhielt der Park von dem Bürgermeister García Sanabria, der die Gründung beschlossen hat und genau in der Mitte des Parks steht das Denkmal zur Erinnerung an García Sanabria. Das Werk wurde von dem Bildhauer Francisco Borges Salas erbaut und von dem Architekten Marrero Regalado entworfen. Direkt davor befindet sich die Skulptur La Fecundidad (Die Fruchtbarkeit), die ebenfalls ein Werk von Borges Salas ist. 

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Irgendwann machten wir uns auf den Rückweg über den Supermarkt zum Schiff. Der Einkaufsmarkt hatte eine sehr freundlich sortierte Weinauswahl sodass wir uns einen kleinen Vorrat mit auf die Kabine nehmen konnten. Gegen 17:00 Uhr bekamen wir nämlich immer einen kleinen Gruß aus der Küche auf die Kabine geliefert und so konnten wir bei schönem Wetter unseren Balkon gut ausnutzen. Na denn, zum Wohl.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Um 18:00 Uhr legte die MS Amadea von Teneriffa ab, mit Kurs auf die Kapverdischen Inseln.

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