Die Grafschaft zum Dritten
Wir waren am Samstag von Bodenmais zurückgekommen, hatten eine Nacht zu Hause verbracht, waren im FFC zu Sport und Sauna und fuhren dann für vier Nächte nach Bad Bentheim in den Niedersächsischen Hof. Es war unser dritter Aufenthalt dort; hier mal ein Bild des Hotels von 2009, dem Jahr unseres ersten Besuches.
Gegenüber der Rückfahrt vom Bayerischen Wald aus, war die Anfahrt erfreulich kurz und nach weniger als zwei Stunden Fahrt checkten wir am Nachmittag ein, bezogen unser gewohntes Zimmer und machten einen ersten Spaziergang in die Nachbarschaft von Gildehaus, dem Ortsteil von Bad Bentheim in dem wir die vier Tage wohnten. Es sind nur wenige Minuten bis zur Ostmühle.
Erbaut wurde die Ostmühle in den Jahren 1749 / 50 aus Bentheimer Sandstein und kostete damals 1400 Reichstaler. Sie war die Nachfolgerin einer im Jahre 1720 erbauten hölzernen Windmühle, die 1747 während eines „entsetzlichen Sturmes“ einstürzte. Am 16. Juni 1750 wurde hier von Müller Jan Lötgering das erste Korn gemahlen.
Am nächsten Morgen wanderten wir zum Ortskern von Bad Bentheim und schlenderten durch den Ort. Beim Schloss sahen wir nur kurz vorbei; uns stand der Sinn nach Kaffee und einem Stück Kuchen.
Wir fanden eine geöffnete Bäckerei, bekamen wonach uns der Sinn stand und liefen danach auf einer etwas anderen Route wieder zurück. Wir ließen uns die Sauna anheizen und hatten einen entspannten Nachmittag in Schwimmbad und Sauna.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Nordhorn, der nahe gelegenen Kreisstadt. Hier erlebten wir (am 27. 10. 2020) zum ersten Mal die Aufforderung in einer Innenstadt eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen.
Damals fanden wir es absurd, auf einer breiten, unbelebten Innenstadtstraße das Gesicht zu verhüllen. Heute, einige Wochen später, ist es an vielen Stellen in Deutschland verpflichtend, aber an manchen Stellen nicht weniger absurd, als damals im Oktober.
Wir bogen deshalb schnell in den Park ab, weil wir dort von der Maskenpflicht befreit waren und fanden bald die Flussansicht von St. Augustinus, der katholische Hauptkirche von Nordhorn.
Das Bauwerk wurde von 1911 bis 1913 nach den Plänen des Hamburger Regierungsbaumeisters Josef Keith als achteckiger Zentralbau mit Kuppel, Umgang und Laterne errichtet. Nachdem wir die Innenstadt einmal umrundet hatten und Astrid in der Touristeninformation zu unserem nächsten Ziel fündig geworden war, fuhren wir weiter zur Stiftung Kloster Frenswegen, nur wenige Kilometer am nordwestlichen Rand von Nordhorn entfernt.
Das Kloster Frenswegen wurde 1394 als Augustiner-Chorherrenstift Sankt Marienwolde gegründet. Frenswegen war das erste deutsche Kloster, das sich 1400 der Windesheimer Kongregation anschloss. Am 25. Oktober 1809 wurde das Kloster aufgehoben, der letzte Chorherr zog 1815 aus. 1974 wurde im Klostergebäude eine ökumenische Begegnungsstätte eingerichtet.
Andere Besucher waren nicht zu sehen, so zogen wir ganz alleine unsere Kreise. Und dies im Wortsinne, denn wir entdeckten das Labyrinth im Hof. Das Kloster selbst schreibt dazu: „Ein Labyrinth im engeren Sinne ist die künstlerische Gestaltung eines verschlungenen Weges, der unter häufigem Richtungswechsel zum Mittelpunkt der konzentrisch gestalteten Anlage geleitet. Labyrinthe führen (im Gegensatz zu Irrgärten) nicht in die Irre und kennen auch keine Sackgassen.
Sie werden seit Jahrtausenden konstruiert, um Menschen, die sie begehen, in eine langsame Gangart einzuüben. Neben die Zweckrationalität, die unser Leben von Tag zu Tag bestimmt und über weite Strecken auch bestimmen muss, stellt das Labyrinth eine andere, komplementäre Sichtweise des Lebens: Es kann bereichernd, erhellend, vertiefend sein, sich dem Ziel auf Umwegen, langsamer, intensiver zu nähern.“
Wir liefen die Bahnen des Labyrinthes ab, jeder in seiner Geschwindigkeit und kamen dabei mehrfach an dem Brunnen in seinem Zentrum vorbei, in dem eine goldfarbene Platte den Wasserspiegel darstellte.
Vor dem Abendessen waren wir wieder in der Sauna und genossen dann zum wiederholten Mal, die gute westfälische Küche.
Am nächsten Tag fuhren wir zum Drei-Länder-See und umrundeten ihn zu Fuß. Der Name beruht auf der jahrhundertealten Flurbezeichnung Driland („dri“ = drei), die schon auf Karten um 1865 verzeichnet wurde, und sich auf das Zusammentreffen Westfalens, der früheren Grafschaft Bentheim (heute Niedersachsen) und der niederländischen Provinz Overijssel bezieht.
Auf dem Rückweg machten wir noch Halt in Gronau, wo Dank Corona und steifem Wind nicht wirklich viel los war. Allerdings fand Astrid ein Schuhgeschäft, das ihr die schon lange ersehnten gelben Schuhe verkaufte. Übrigens mit einer exzellenten Bedienung durch die wirklich aufmerksame Verkäuferin dort im Schuhhaus Schulte! Und wegen eines Tipps der Verkäuferin bekamen wir auch ein gutes Mittagessen nur zwei Straßen weiter.
Am nächsten Tag endete unser Kurzurlaub und wir fuhren heim. Vier Tage später begann der bundesweite Lockdown, der auch unsere drei Hotels der Urlaubsziele in den letzten zwei Wochen (Rothenburg, Bodenmais und Bad Bentheim) zwang, ihre Türen zu schließen. Heute, 10 Wochen später, sind diese Türen immer noch zu.
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