Als wir im Winter 2020/2021 überlegten, wo wir im Sommer 2021 Urlaub machen wollten, schied das europäische Ausland schnell aus und das außereuropäische sowieso. Zu unsicher waren die pandemiebedingten Einschränkungen und das Infektionsgeschehen sowieso. Deutschland also. Das Hotel in Norddeutschland, das Astrid sich ausgesucht hatte, war genau in der Woche, in die ihr Geburtstag fiel, nicht durchgehend buchbar. Wohin dann? Und so kamen wir auf die vollkommen verwegene Idee dorthin zu fahren, wo es uns im Herbst gut gefallen hatte. Also wurde es Bodenmais im Bayerischen Wald, verbunden mit einer Zwischenübernachtung in Rothenberg/Tauber bei der Anreise. Das Wetter meinte es sehr gut mit uns und da wir vormittags losgefahren waren, standen wir gegen 15:00 schon auf dem Marktplatz in Rothenberg.
Wir bummelten durch die malerische Altstadt und entschieden uns dafür erneut eine Stadtumrundung auf der alten Stadtmauer zu versuchen. Vor neun Monaten mussten wir den Versuch ja abbrechen, als wir merkten, dass es Corona bedingt eine Einbahnstraßenregelung gibt und wir falsch herum liefen. Das machten wir dieses Mal besser, allerdings nur ein kurzes Stück, dann mussten wir die Route kurz verlassen, weil die Stadtmauer zwischendrin endete und wir den Weg nicht mehr zurückfanden. Dafür fanden wir eine kleine Gartenpforte, die der hintere Eingang eines Gartenrestaurants war und änderten den Plan spontan. Im Hintergrund sieht man die Stadtmauer mit dem umlaufenden Gang.
Schon bald wurde es Zeit zum Abendessen im Hotel Markusturm, in dem wir auch die Nacht verbrachten. Wir hatten das gleiche Zimmer, wie im Oktober und darin eine ruhige Nacht. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns vom Hotel und der Stadt und machten uns auf den Weg nach Bodenmais.
Auch hier im Hotel Bodenmaiser Hof konnten wir in die gleiche Suite einziehen, die wir im vorigen Herbst bewohnt hatten. Es ist schon praktisch, wenn man sich von der ersten Minute an auskennt. Auch die Aussicht vom Balkon war die gleiche.
Am nächsten Tag wanderten wir zum Silberberg hoch. Das Wetter war immer noch richtig gut und so genossen wir von oben die Weitsicht.
Zurück gingen wir einen anderen Weg, nämlich über die Schönebene und waren rechtzeitig zur ¾ Pension um 14:00 Uhr wieder im Hotel. Den Nachmittag verbrachten wir (wie die nächsten Nachmittage auch) zwischen Sauna, Schwimmbad und Liegen.
Am nächsten Tag fuhren wir ein wenig durch die Gegend. Zuerst besuchten wir Bad Kötzting und sahen uns zunächst die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt an. Die Kirchenburg war bereits im 12. Jahrhundert Stammsitz der Chostinger, Dienstmannen der Markgrafschaft Cham. Ab 1361 wurde die Burg als Amtsgebäude des Land- und Pflegegerichts genutzt, seit 1805 ist darin ein Pfarrhof und Pfarrheim untergebracht.
Bad Kötzting wurde erstmals im Jahr 1085 als „Chostingen“ urkundlich erwähnt. Aus vier Urhöfen entstanden unterschiedliche Anwesen: 36 Marktlehen, zehn Sölden und zwanzig Häuser. Um 1260 wurden Kötzting die ersten Marktrechte verliehen, die 1344 durch Kaiser Ludwig den Bayern bestätigt wurden. Von der Kirchenburg aus gingen wir weiter den Ort bergauf und fanden auf dem Stadtplatz noch den prächtigen Maibaum.
Wir bummelten ein wenig herum und hatten auf dem Rückweg zum Auto einen schönen Blick von unten auf die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit äußerer Ringmauer. Die Kirchenburg liegt auf einer felsigen Kuppe oberhalb des Weißen Regen und ist von dem nordwestlich sich anschließenden Ort durch einen halbrunden Graben abgetrennt.
Nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der das obige Bild entstand, hatten wir einen ersten Blick auf unser nächstes Ziel, die Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt in Weißenregen. Weißenregen ist ein Ortsteil von Bad Kötzting. Der breit gelagerte Bau mit der hohen Zwiebelkuppel steht abgesondert von der kleinen Ortschaft auf dem Hügelkamm. Schon von hier unten konnten wir sehen, dass die Kirche eingerüstet war und befürchteten, dass wir dort nicht eintreten durften.
So schlichen wir oben auf dem Hügel enttäuscht um die Baustelle herum, bis Astrid mutig an der Tür rappelte und diese sich öffnete. So traten wir ein. Die einschiffige Saalkirche hat ein flaches Tonnengewölbe. Der Blick wird unmittelbar auf den raumbeherrschenden Hochaltar im Chorraum gelenkt.
Ich habe mir eingehend die beeindruckende Schiffskanzel von Johannes Paulus Hager angesehen. Grundidee ist die Vorstellung der Kirche als Schiff, das den Gläubigen sicher zu tragen vermag. Am Fuß des Kanzelaufgangs weist ein Engel mit den Gesetzestafeln den steilen, felsigen Weg nach oben. Unterm Schiff spuckt ein Wal den Propheten Jonas aus. Ein Apostel am Schiffsheck will mit dem Symbol Anker Hoffnung machen.
Aus dem Schiff beugen sich zwei Jünger und holen ein Netz mit Fischen ein. Glücklicherweise waren wir die ganze Zeit über alleine in der Kirche und konnten alles in großer Ruhe und aus der Nähe betrachten.
Dann fuhren wir wieder vom Berg herunter und machten uns auf den Weg nach Cham. Cham ist die Kreisstadt des gleichnamigen Kreises und hat ca. 17.000 Einwohner. Wir bummelten durch die Innenstadt und hielten an der Stadtpfarrkirche St. Jacob an. Die Kirche am Marktplatz ist romanischen Ursprungs. Ihre Fundamente in massivem Bruchsteinmauerwerk und auch die Unterbauten der Türme gehören dem 13. Jahrhundert an. Der nördliche Turm wurde nicht ausgebaut, sondern stattdessen die Kirche mit dem Rathaus verbunden.
Das Innere wurde im Jahr 1750 durch den Kirchenmaler Johann Gebhard und seinen Sohn Otto Gebhard mit Fresken und Stuck ausgestattet. Das Deckengemälde im Chor zeigt das Martyrium des Apostels Jakobus, umgeben von den Bildnismedaillons der vier Evangelisten.
Und ein Blick auf die Uhr zeigte uns, dass es an der Zeit war, den Heimweg anzutreten, denn um 14:00 Uhr gab es im Rahmen der von uns sehr geschätzten dreiviertel Pension Kaffee und Kuchen, sowie kleine herzhafte Gerichte. Und das alles wollten wir auf keinen Fall verpassen. Allerdings hatten wir ein wenig die Orientierung verloren, wo denn wohl der Parkplatz am Busbahnhof wäre, an dem unser Auto auf uns wartete. Eine freundliche Einwohnerin wies uns den Weg und wir kamen rechtzeitig im Hotel an.
Der nächste Tag war als sehr warm angekündigt worden. 30 Grad sollten es werden. Wir entschieden uns für eine Wanderung zu den Rieslochwasserfällen. Die kannten wir vom vergangenen Urlaub und wussten, dass der Weg meist durch den Wald führt und wir nach ungefähr zweieinhalb Stunden zurück sein würden. Ideal für einen heißen Tag.
Am unteren Fall angekommen, zeigte mir Astrid, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, wenn sie Primaballerina geworden wäre, statt Beamtin, aber hinterher ist man ja immer schlauer.
Hinwärts gingen wir den gleichen Weg, wie im Herbst, rückwärts jedoch einen anderen Weg. Wir hatten eine einheimische Wanderin getroffen, die anders abbog, als wir das eigentlich vorhatten. Die fragten wir nach dem Wegverlauf und folgten ihr dann. Wie feucht es dort war, zeigt dieser Pilz.
Pünktlich zur …ach ihr wisst schon…waren wir wieder im Hotel und hatten einen entspannten Nachmittag in Sauna und Schwimmbad.
Am nächsten Tag waren wir wieder mit dem Auto unterwegs und fuhren nach Deggendorf. Deggendorf ist die große Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises und liegt südlich von Bodenmais. Wir fanden einen recht zentral gelegenen Parkplatz und schauten uns kurz darauf die Kirche Maria Himmelfahrt an, bei der wir eher zufällig vorbeikamen.
St. Mariä Himmelfahrt ist die älteste Kirche in Deggendorf. Sie steht etwas erhöht, in der Unteren Vorstadt von Deggendorf. Teile der heutigen Kirche (u. a. Chor, Sakristei und Turm) wurden im 15. Jahrhundert errichtet und an das alte romanische Kirchenschiff der Vorgängerkirche angebaut. Das barocke Langhaus der Kirche wurde zwischen 1655 und 1657 errichtet.
Der barocke Hochaltar aus rotem und weißem Marmor wurde 1749 von dem Künstler Matthias Seybold geschaffen. Er stand ursprünglich im Dom zu Eichstätt und wurde 1881 nach Deggendorf verkauft.
In einem netten Café an der alten Stadtmauer machten wir Rast, denn wir wollten von hier noch weiter zur Abtei Metten. Es gab dort einen exzellenten Kaffee; sehr empfehlenswert. Leider habe ich auf dem Stuhl neben mir, meine vor zwei Jahren in Schweden erworbene Kappe vergessen. Sehr schade. In Zwiesel gab es zwei Tage später eine neue Kopfbedeckung.
Von Deggendorf aus sind es nur ein paar Fahrminuten zum Ort Metten. Das Kloster Metten ist eine Benediktinerabtei (Abtei zum heiligen Erzengel Michael) in Metten. Sie liegt in der Diözese Regensburg und gehört seit 1858 zur Bayerischen Benediktinerkongregation. Nun treten wir erst einmal in den Innenhof des Klosters ein.
Das Prunkstück des Klosters ist die barocke Klosterbibliothek im Ostflügel des Konventbaus. Auf dem nächsten Bild sieht man rechts Astrid auf dem Weg zum Eingang der Bibliothek. Leider waren wir nicht in der richtigen Zeit vor Ort, sodass uns der Zutritt verwehrt blieb.
Wir besuchten stattdessen die Abteikirche St. Michael direkt nebenan. Wo sich heute die Kloster- und Pfarrkirche erhebt, stand ursprünglich ein karolingisches Gotteshaus, von dem aber nur Fundamente erhalten geblieben sind. Im Laufe der Zeit kam es zu mehreren Umbauten, bis schließlich im 12. Jahrhundert eine dreischiffige Basilika mit zwei Westtürmen und einer Vorhalle errichtet wurde.
Wir traten ein und waren alleine in der Kirche. Was für ein Glück.
Die barocke Gestalt erhielt die Kirche zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Im Auftrag von Abt Roman II. Märkl schuf Franz Josef Ignaz Holzinger die Stukkaturen.
Der Hochaltar ist ein Werk des Straubingers Jakob Schöpf, das Altarbild malte jedoch Cosmas Damian Asam. Von ihm hat sich sogar für diesen Auftrag eine gesiegelte Quittung von 1715 über 500 Gulden erhalten.
Das Deckenfresko im Altarraum zeigt die göttliche Trinität, wie sie den Beschluss zur Rettung der Menschheit fasst, in dem sich Jesus dem Vater als Opfer anbietet.
Der Blick zurück zeigt auf der Orgelempore König David beim Harfenspiel; an der Nordwand die heilige Cäcilia an der Orgel; an der Südwand Benediktinerabt Wilhelm von Hirsau, Verfasser des Traktats „De musica“.
Die Orgel wurde ursprünglich 1604 erbaut und 1727 durch einen Neubau von Conrad Brandenstein ersetzt. 1989 gab es ein neues Orgelwerk von Hubert Sandtner.
Zum Ende eines solchen Kirchenbesuches schaue ich gerne zur Decke hoch. Das Fresko von Wolfgang Andreas Heindl hier im Langhaus zeigt die Begegnung Totilas mit Benedikt von Nursia.
Sichtlich beeindruckt verließen wir die Kirche und liefen noch ein wenig im großen und gepflegten Garten herum, bevor uns wieder die Uhr daran erinnerte, dass um 14:00 Uhr die Dreiviertel-Pension auf uns wartete.
Für den nächsten Tag planten wir einen Besuch auf dem großen Arber. Anders als im Herbst des vergangenen Jahres konnten wir diesmal nicht mit dem Bus hinauffahren, weil die Zufahrtsstraße nach einem Erdrutsch gesperrt war. Mit dem Auto aber ging es, allerdings mit einem deutlichen Umweg. Die Besucherzahl an der Talstation war sehr übersichtlich, sodass wir an der Kasse zur Seilbahn oder beim Einstieg nicht warten mussten. Angenehm in Corona-Zeiten war es, dass wir die kleine Gondel nur für uns alleine hatten. Und so gondelten wir hinauf.
Der Große Arber ist mit 1455,5 m Höhe der höchste Berg des Böhmerwaldes / Bayerischen Waldes und von Niederbayern. Er ist zudem der höchste Berg Bayerns außerhalb der Alpen und nach dem Feldberg der zweithöchste Berg Deutschlands außerhalb der Alpen. Die Sicht von oben war recht gut.
Astrid wollte zum Gipfelkreuz, was diesmal etwas mühsam war, weil mehrere Familien mit einigen kleinen Kindern den Felsen mit seinem Kreuz besetzt hielten und das hin- und herreichen von Kindern und Ausrüstungsgegenständen beim Abstieg viel Zeit in Anspruch nahm. Aber dann…
Nachdem wir den Gipfel auf einem Rundweg umrundet hatten, gingen wir zurück zur Bergstation und fuhren wieder hinunter.
Unser nächstes Ziel war der große Arbersee. Seit 1939 ist der Große Arbersee mit seinen als „schwimmende Inseln“ bezeichneten Schwingrasenflächen als Naturschutzgebiet ausgewiesen und ein traumhaftes Fleckchen Natur. Wir gingen einmal ganz herum und fanden uns danach im angrenzenden Lokal ein (am gegenüberliegenden Ufer zu sehen), das im vergangenen Herbst noch geschlossen war.
Der nächste Tag war ein Besonderer. Zum einen war es Astrids Geburtstag und zum anderen der erste Tag in diesem Urlaub, an dem es tagsüber regnete. Das nächste Bild zeigt das Geburtstagskind in wetterangepasster Regenmontur.
Wir fuhren an diesem Tag mit der Waldbahn auf einer malerischen Route nach Zwiesel, bummelten bei leichtem Schauerwetter durch den Ort und fanden (nach ein wenig herumirren) die höchste Kristallglas-Pyramide der Welt. Sie besteht aus 93.665 Tritan®-Kristallgläsern. Die vierseitige 11,5 Tonnen schwere Pyramide wurde von 25 Mitarbeitern und Auszubildenden der Zwiesel Kristallglas AG erschaffen. Gläser auf 65 Ebenen und die Gesamthöhe von 8,06 m sind ebenfalls Rekorde. Am 25. Mai 2007 wurde sie feierlich eingeweiht. Zwei Wochen lang hatte ein Team der Zwiesel Krisallglas AG für das Rekordprojekt Gläser gestapelt.
Die Weißweinkelche der Serie "Neckar" wurden Stück für Stück millimetergenau übereinander platziert, völlig ohne Klebstoff oder sonstige Hilfsmittel. Die Mitarbeiter arbeiteten von Gerüsten aus, teilweise wie Bergsteiger gesichert. Mangels technischer Kontrollmöglichkeiten passierte der Aufbau fast nur nach Augenmaß. Hier mal ein Blick ins Detail.
Danach fuhren wir mit der Waldbahn wieder zurück nach Bodenmais. Am Abend hatte das Wetter ein Einsehen und so gab es doch noch ein offizielles Geburtstagsbild auf unserem Balkon.
So langsam näherte sich der Tag der Abreise aus Bodenmais und des Umzuges nach Babenhausen. Für den letzten Urlaubstag hatten wir einen Besuch beim Baumwipfelpfad in Neuschönau geplant. Die Eigenwerbung beschreibt es so: Mit einer Gesamtlänge von 1.300 Metern ist der Weg durch die Kronen einer der längsten der Welt. In 8 bis 25 Meter über dem Waldboden in unberührter Natur ergeben sich neue Ausblicke über die Natur- und Kulturlandschaft des Bayerischen Waldes.
Der Pfad führte uns in luftiger Höhe bis zum sog. Baum-Ei. Wieder aus der Eigenwerbung: Der Höhepunkt des Pfads ist im wahrsten Sinne des Wortes der 44 Meter hohe Aussichtsturm, auch Baum-Ei genannt. Einmalig und einzigartig nicht nur durch seine luftige architektonische Form, sondern auch in der Art und Weise wie der Turm über eine Baumgruppe aus Tannen und Buchen mit bis zu 40 Meter Höhe gebaut wurde.
Hier am Baum-Ei trennten sich vorübergehend unsere Wege schon nach recht kurzer Zeit. Ich hatte versucht dem gewundenen Verlauf des Weges - hinter Astrid her - zu folgen, musste aber schon nach dem zweiten „Kringel“ wegen der aufkommenden Höhenangst aufgeben.
Astrid kam bis ganz oben und hat dies auch dokumentiert.
Zurück im Hotel entspannten wir den Nachmittag im Wellnessbereich. Als Astrid unser Hotel fotografieren wollte, bekam sie mich ungewollt mit auf das Bild, weil ich (im weißen Bademantel) gerade auf den Balkon getreten war, um nach ihr Ausschau zu halten.
Am Abend gab es noch ein Abschiedsgetränk auf dem Balkon in der Abendsonne. Eine schöne Woche ging zu Ende.
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