Silvester in der Eifel

March 01, 2022

Die Buchung unseres Silvesteraufenthaltes verlief in den Monaten vor dem Jahreswechsel etwas holperig. Sonst machen wir gerne kurze und lange Reisen frühzeitig fest. Für den Jahreswechsel hatten wir dies jedoch versäumt und deshalb Mühe eine Unterkunft zu finden, die unseren Ansprüchen an ein Hotel entgegenkam. Als wir uns dann entschieden hatten, bekamen wir zwei Tage nach der Buchungsbestätigung eine weitere Mail mit der Mitteilung, dass wir eine Anzahlung für den Aufenthalt leisten sollen in Höhe des kompletten Reisepreises und dies auch noch spätestens drei Wochen vorher. Eine „Anzahlung“ in Höhe des Gesamtpreises! Das fanden wir unannehmbar und machten die Buchung bei Jordans Untermühle rückgängig. Wir suchten weiter und fanden das Hotel Kastenholz in Wershofen. Eine gute Wahl, wie wir während des Aufenthaltes feststellten. Das Hotel hat ein eigenes Hirschgehege und wir hatten von unserem Zimmer, bzw. unserem Balkon, einen guten Blick darauf. Hier mal der Chef des Rudels bei der Aufsicht seiner (geschätzt 50) Damen im Rudel.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Lage des Hotels hatten wir zunächst als „in der Eifel“ wahrgenommen und erst einige Tage vor der Anreise realisiert, dass der Ort Wershofen auf einem Berg neben dem Ahrtal liegt. Seit vielen Jahren machen wir ja Urlaub in Dernau und wandern gerne auf beiden Seiten des Flüsschens, aber seit der verheerenden Flutkatastrophe fünfeinhalb Monate vorher waren wir nicht mehr dort gewesen. Wir fuhren am nächsten Tag vom Hotel aus die Straße nur fünf Kilometer hinunter und standen in Schuld, dem kleinen Ort, der so stark betroffen war. Ich möchte hier keinen Katastrophentourismus mit Bildern unterlegen, deshalb kommt nur eine kleine Auswahl. Der Baum neben dem Bachtal zeigt durch die Reste in seinen Ästen, wie hoch das Wasser gestanden hat. Was das für die Häuser im Hintergrund bedeutet hat, mag sich jeder selbst ausmalen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir fuhren weiter nach Altenahr und sahen „von hinten“ auf den Bahnhof und die Burg Ahre. In den vergangenen Jahren sind wir oft vom Bahnhof Altenahr aus nach einer Wanderung auf dem Rotweinwanderweg zurück nach Dernau gefahren oder von Dernau hierher um dann auf der dunklen Seite zuerst die Ahrschleife im Langfigtal entlang zu wandern und dann den Weg zurück zur Ferienwohnung (meist über die Saffenburg) zu laufen. Über die Tage um Pfingsten sind wir wieder dort und werden feststellen, was geht und was nicht. Die Bahnstrecke ist jedenfalls unterbrochen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Von Altenahr kamen wir mit dem Auto am Fluss entlang nicht weiter nach Mayschoß oder Rech und so fuhren wir über den Berg weiter nach Dernau, den Ort, den wir am besten kennen. Metzgerei und Bäckerei haben ihre Geschäftslokale zugemauert und offensichtlich das Geschäft aufgegeben.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Viele Häuser waren schon abgerissen, anderen stand das noch bevor. Wieder andere befanden sich nach einer Entkernung im Wiederaufbau.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Im Hofgarten haben wir dann zu Mittag gegessen. Und dort im Lokal war es auf einmal wie immer in den letzten Jahren. Ein Stück glückliche Normalität.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir fuhren weiter nach Ahrweiler und gingen in den uns bekannten Einkaufsstraßen an geschlossenen Geschäften vorbei. Bei einigen waren Schilder, die auf eine baldige Wiedereröffnung hinwiesen, andere waren komplett geräumt. Fast in allen waren die Schaufenster mit Holzplatten vernagelt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unser letztes Ziel für heute war Bad Neuenahr. Auch dort waren viele Läden noch geschlossen, aber es waren schon mehr Geschäfte wiedereröffnet als in Ahrweiler. Insbesondere Apotheken, Drogerien und Modeketten waren schon wieder offen. Den Kurhaus-Pavillon hatte das Wasser ziemlich zugerichtet, allerdings war der Baukörper stehen geblieben.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Und neben den ganzen schrecklichen Bildern gab es auch schöne. Im Kurpark war ein Weihnachtsmarkt eingerichtet mit Verkaufsbuden aller Art. Und eine Eisbahn auf der Kinder jeder Größe und jeden Alters ihren Spaß hatten. Es durfte auch mal wieder gelacht werden. Wir freuten uns, dass das Weingut Kriechel uns ein Glas Wein verkaufte und schauten zu. Klick für Film ab.

Am nächsten Tag war Silvester und das Hotel bot eine geführte Wanderung mit dem Seniorchef an. Es fand sich eine ganz ansehnliche Truppe zusammen und bei freundlichem Wetter stiefelten wir los. „Wir gehen nicht durch den Wald, da ist es zu matschig“ waren seine Worte, mit denen er uns auf den Trail lockte. Zunächst waren es auch Feldwege, die mal matschig und mal nicht waren. Im späteren Verlauf führte er uns an den Waldrand und dort gab es (aus einem Versteck unter den Bäumen) selbstgebrannten Schnaps und Wasser. Was er unter „nicht matschig“ einsortierte, sah so aus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der Selbstgebrannte war lecker und machte warm. Kurz drauf ging es weiter und zurück im Hotel gab es zum Abschluss der Wanderung „an“ und „in“ der Grillhütte eine Tasse Glühwein. Wegen der Infektionsgefahr zogen wir „an“ der Grillhütte vor, während der Rest des Trosses innen trank.

Der Silvesterabend fand nach einem Sektempfang im Restaurant an unseren üblichen Plätzen statt und das opulente 6-Gang Menü dauerte fast bis Mitternacht. Mir wurde es ein wenig plümerant, als der Nachbar des Nebentisches am späteren Abend unter mittelschwerem Alkoholeinfluss die vom Musikmann gespielten kölschen Lieder mitsang und ich mir das Ganze aus Sicht eines sprungbereiten Corona-Virus vorstellte. Der Schnelltest einige Tage später brachte aber Entwarnung.

Am Neujahrstag besuchten wir das Naturdenkmal „Wasserfall von Dreimühlen“.  Der Wasserfall von Dreimühlen liegt südlich von Ahütte und darf als einer der interessantesten Wasserfälle in der gesamten Eifel gelten. Wir fanden einen Parkplatz nicht weit weg und wanderten die etwa eineinhalb Kilometer der Beschilderung nach.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der Wasserfall ist aus Kalkablagerungen dreier karbonathaltiger Quellzuflüsse des Ahbachs entstanden. Beim Bau der Eisenbahnlinie 1912 zwischen Dümpelfeld/Ahr und Jünkerath wurden die drei Quellflüsse zusammengefasst und umgeleitet. Das Wasser fließt seitdem über die Geländekante, das karbonatreiche Wasser setzt an der Spritzkante Kohlendioxid frei und das verbleibende Calciumkarbonat überkrustet das sich ansiedelnde Moos.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Solche Karbonatablagerungen heißen Karbonat-Sintergesteine. Seit dem Bau der (mittlerweile stillgelegten) Bahnlinie wuchs der Wasserfall so über 12 Meter.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Durch die ständige Ablagerung "wächst" die Sinterbank immer weiter nach vorne ins Tal (ca. 10 cm im Jahr), daher auch der Name "wachsender Wasserfall"! Wegen seiner Einmaligkeit wurde der Wasserfall von Dreimühlen zum Naturdenkmal erklärt.

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Wir fuhren von dort aus weiter nach Blankenheim zur Ahrquelle. In den Kellergewölben eines Fachwerkhauses aus dem Jahre 1726 entspringt der Fluss, der Blankenheim weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA „Die Ahr prägt einen Großteil der Landschaft in der Gemeinde Blankenheim und nimmt ihren Weg durch das romantische Ahrtal, bis sie nach 89 km bei Sinzig in den Rhein mündet.“ Soweit der touristische Werbetext. Was die Wassermassen des in Eifel niedergegangenen Starkregens in dem kleinen Bachbett im Juli 2021  angerichtet haben, zeigen die Bilder vom Anfang und das auch nur ansatzweise. Hier in Blankenheim ist natürlich davon nichts zu spüren, sondern die Idylle überwiegt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Am nächsten Tag – unserem letzten Urlaubstag – wollten wir Maare sehen. Die Bezeichnung Maar ist abgeleitet aus dem lateinischen "mare" (=Meer) und gilt für den durch Wasserdampf-Eruptionen entstandenen, trichterförmigen Vulkantypus, der in die Landschaft "eingesprengt" ist und sich oft als schüsselartige Form präsentiert. Wir erwanderten das Gemündener, das Weinfelder und zuletzt das Schalkenmehrener Maar. Das Gemündener Maar sieht so aus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auf dem Weg vom Gemündener Maar zum Weinfelder Maar mussten wir ungefähr 160 Höhenmeter überwinden, weil der Weg über den Mäuseberg mit dem Dronke-Turm führte.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Erbaut wurde der "Eifel-Aussichtsturm" als Denkmal für den Dr. Adolf Dronke, den Gründer des Eifelverein. Bestiegen wurde der Turm heute von dem "gelben von uns", siehe oben, während das "rote von uns" unten die Gegend sicherte.

Auf der anderen Seite liefen wir den Mäuseberg wieder hinunter und landeten unmittelbar am Weinfelder Maar, das sich hier einmal im Gegenlicht präsentieren darf.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach gingen wir (um den Mäuseberg herum) zurück zum Auto und fuhren zum Schalkenmehrener Maar, um das wir dann auch herumliefen. Es liegt direkt am gleichnamigen Ort und ist durch breite flache Wegeführung erschlossen. Im Ort fanden wir ein Café, das uns bewirtete. Danach fuhren wir zurück ins Hotel.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Am nächsten Morgen fuhren wir nach Hause.

Aber den Blog schließe ich mit einem Übersichtsbild des Hirschrudels, dass ich am Anfang beschrieben habe. Alle Hirschkühe waren nie gleichzeitig auf ein Bild zu bekommen, aber die Anzahl von 50 Tieren ist sehr konservativ geschätzt.

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Mehr Bilder gibt es hier.

 

 

 

 


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