Von Öhrchennudeln und einem achteckigen Castell

May 24, 2022

Heute Morgen hatten wir es nicht weit mit dem Bus, denn wir besichtigten Bari, die Stadt in der auch unser Hotel war. Bari ist mit ca. 320.000 Einwohnern ungefähr so groß wie Wuppertal, also für den Süden Italiens eine große Stadt. Unsere Reiseleiterin Rachele lebte selbst in Bari und kannte sich bestens aus. Unsere Besichtigungstour begann am Castello Normanno-Svevo, einer mittelalterlichen Festung, vermutlich aus der Zeit um 1132.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir gingen aber nicht hinein, sondern nutzten das Castello als Ausgangspunkt für einen Besuch in der Altstadt. Direkt an einem der Eingänge hatte eine Nudelmanufaktur Ihren Betrieb geöffnet. Eine ältere Frau saß dort und machte aus einer Teigrolle ganz viele kleine Orecchiette, eine für die Regionen Apulien und Basilikata typische Pasta-Art. Orecchiette heißt übersetzt „Öhrchen“.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unser nächstes Ziel war die Kathedrale von Bari. Nach einer frühchristlichen Basilika aus dem 5. Jahrhundert wurde im 11. Jahrhundert eine Kathedrale im byzantinischen Stil errichtet. Diese wurde zusammen mit der Stadt 1156 bei der Niederschlagung einer Rebellion Baris durch Wilhelm I. von Sizilien zerstört.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Kirche wurde Ende des 12. Jahrhunderts im romanischen Stil mit starken Bezügen zur nahen Basilika San Nicola (da kommen wir gleich hin) wiederaufgebaut. Sie ist nach Sabinus von Canusium benannt, dessen Reliquien bereits im 7. Jahrhundert nach Bari kamen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der Innenraum ist üppig dekoriert, die Werke werden Alfano da Termoli, Anseramo da Trani und Peregrino da Salerno zugeschrieben. Der Altarbereich mit dem Bischofsstuhl und das Ziborium (der Baldachin) ist, teilweise mit Originalelementen, rekonstruiert.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir stiegen hinab in die Krypta. In der barock überformten Krypta der Kathedrale befinden sich, inmitten von mittelalterlichen Fresken, die sterblichen Überreste des hl. Sabinus, Bischof von Canusium.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Hier wird weiterhin die wertvolle Ikone Unserer Lieben Frau von Konstantinopel mit dem Titel Odegitria aufbewahrt, die auf die byzantinische Geschichte der Kirche verweist.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wieder im Tageslicht angekommen gingen wir nur ein wenig weiter und standen vor der Basilika San Nicola. Die Kirche wurde zwischen 1087 und 1106 für die aus Myra nach Bari überführten Reliquien des Heiligen errichtet und ist so heute noch ein bedeutendes Pilgerziel für römisch-katholische und orthodoxe Christen. Die Basilika war die erste Kirche dieser Art in Apulien und diente zahlreichen später errichteten Sakralbauten der Region als Vorbild (siehe oben im Text).

OLYMPUS DIGITAL CAMERA In dem dreischiffigen Innenraum der Basilica thront hinter dem Altar das Meisterwerk eines Steinmetzes. Ein prunkvoller, barocker Bischofsstuhl, der unter Schmerzen von kunstvollen, romanischen Skulpturen getragen wird. Daneben ruht die Bona Sforza in einem marmornen Sarg.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auch der Blick nach oben lohnt - die geschnitzte und vergoldete Holzdecke ruht auf Marmorsäulen mit romanischen Kapitellen und Marmorbögen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der Weg hinab in die von 26 Säulen getragene und mit Mosaikboden versehene Krypta führt vorbei am Sarkophag des Benediktinerbischofs Elias. Neben den Reliquien des Nikolaus können kostbare silberne und goldene Reliefs bewundert werden. Die Krypta verfügt sowohl über einen Aufgang als auch über einen Abgang, weshalb die Besucher ungehindert am heiligen Sankt Nikolaus vorbeiziehen können. Da es jedoch nicht voll war, waren wir frei, auch davor stehen zu bleiben.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nach dieser Besichtigung endete der geführte Teil der Besichtigung von Bari. Wir hatten die Optionen, mit dem Linienbus oder Taxi zum Hotel zurück zu fahren oder zu Fuß zu laufen. Die Alternative Blitzbus war leider nicht im Angebot. Wir entschieden uns für den Fußweg und brauchten (ohne die kleinen Pausen) ca. eine Stunde und zwanzig Minuten. Nachmittags hatten wir frei.

Am nächsten Tag besuchten wir zuerst Trani, eine Hafenstadt mit ca. 56.000 Einwohnern. Das Wetter meinte es heute wirklich gut mit uns.

Unser erstes Besichtigungsziel war die Kathedrale von Trani. Leider war das Haupttor verschlossen und die Kirche zu, sodass wir nur drumherum statt mittendrin standen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Zumindestens konnten wir die Unterkirche betreten. Die Unterkirche liegt zwischen dem verschlossenen Hauptteil der Kirche und der Krypta darunter, deren Zugang leider ebenso versperrt war.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Führung endete am Hafen, der als Treffpunkt für die Weiterfahrt ausgemacht wurde.

Wir machten einen entspannten Stadtbummel mit Besuch einer einheimischen Bäckerei um die stillen Nahrungsreserven wieder aufzufüllen und landeten schließlich in einem kleinen Straßencafé.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Mittag fuhren wir dann weiter zum Castel del Monte. Hier wurde es dann etwas kompliziert, weil wir mit dem großen Bus nicht hinauffahren durften und der kleine Transfer-Bus nur ca. alle 20 Minuten fuhr. Also warteten wir bei einsetzendem Nieselregen ca. 1 Stunde, bis die ganze Reisegruppe an der Reihe war. Die ganze Reisegruppe? Nein, eine Teilnehmerin hatte sich (ein wenig ungeduldig) vorab zu Fuß auf den Weg gemacht. Oben wartete Astrid dann auf mich.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Das Castel del Monte (ursprünglich castrum Sancta Maria de Monte) ist ein Bauwerk aus der Zeit des Stauferkaisers Friedrich II. in Apulien im Südosten Italiens. Das Schloss wurde von 1240 bis um 1250 errichtet, wahrscheinlich aber nie vollendet. Insbesondere der Innenausbau ist anscheinend nicht beendet worden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA 1876 wurde das Castel nach vielen Jahrzehnten des Leerstandes und der Plünderung vom italienischen Staat für 25.000 Lire erworben. Um 1900 begannen Restaurierungsarbeiten, die im damaligen Geschmack der Zeit ausgeführt wurden: Alle beschädigten Steine wurden durch Nachbildungen ersetzt, der ursprüngliche Bauzustand wurde mit modernen Materialien nachgebildet, die zwischenzeitliche Geschichte des Baus überdeckt und zugetüncht. Am Ende stand das Castel äußerlich wieder „wie neu“ da. Seit 1936 ist das Bauwerk ein Nationaldenkmal Italiens.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der Baustein des Mauermantels ist heller gelblicher oder grauweißer in der Umgebung gebrochener Kalkstein. Das Material des Eingangsportals und einiger ausgewählter Bauelemente ist Breccia rossa (= rote Brekzie), ein Konglomeratgestein, einige der Säulen in den Innenräumen sind aus grau-orangefarbenem Marmor. Der ursprüngliche Fußboden aus farbigem Mosaik ist nur noch in Spuren erhalten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Räume sind in zwei Geschossen um einen achtseitigen Innenhof angeordnet. Die äußeren Ecken des Oktogons sind wiederum mit acht Türmen besetzt, die jeweils mit zwei Seiten in die Mauer eingebunden sind, sodass sechs Seiten freiliegen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nach der Besichtigung hatte der leichte Regen aufgehört und wir fuhren nach San Giovanni Rotondo, wo wir die nächsten drei Nächte wohnen würden.

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