Heute standen zwei Ziele auf dem Programm. Zunächst fuhren wir nach Martina Franca und später nach Alberobello. In Martina Franca kamen wir gegen 10:30 an und schlenderten zunächst als kleine Gruppe durch die Innenstadt. Wir besuchten zuerst die Piazza Plebiscito mit Dom San Martino (rechts von der Seite) und Palazzo dell'Università mit Uhrturm (im Hintergrund in der Mitte).
Die im 18. Jahrhundert unter Erzbischof Isidoro Chirulli auf den Fundamenten eines romanischen Vorgängers errichtete Basilika gilt als Meisterwerk des lokalen Barockstils. Vom Vorgängerbau blieb der romanisch-gotische Campanile erhalten. Blickfang der Fassade ist das Hochrelief des Heiligen Martin zu Pferde im Moment der Mantelteilung.
Von der Innenausstattung sind der Hauptaltar von 1773 aus mehrfarbigem Marmor mit Marmorstatuen von Giuseppe Sammartino aus Neapel, der Taufstein von 1773 und die Weihwasserbecken herausragend.
Die Altstadt von Martina Franca ist – nach Lecce – die zweite renommierte Barock-Stadt Apuliens in einer dezenteren, weniger plastisch-formbetonten Ausführung. Vielmehr verkörpern die feinen flacheren Ornamente und Figuren an Fassaden, Fensterrahmungen, Konsolen und Gesimsen eine unaufdringlich-elegante Variante, die zum Charakteristikum des lokalen Stils geworden ist. Auch hier gab es diese stillen Gassen, die eine beeindruckende Ruhe ausstrahlen.
Kirchen, Paläste und Wohngebäude in den engen eckigen Straßen, Sackgassen und versteckten Straßen fügen sich insoweit zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Wir verließen Martina Franca durch die markante Porta Santo Stefano und fuhren mit dem Bus zu unserem nächsten Ziel.
Alberobello ist vor allem durch ihre Trulli berühmt, die nach dem Vorbild der Bauweise von Hirtenhütten in dieser Gegend gehäuft entstanden. In Alberobello bestehen ganze Stadtteile aus Trulli. Darum gehört der Ort heute zum UNESCO-Welterbe. Wir gingen durch die erste Straße und bestaunten die sich immer wiederholende Architektur.
Trulli gibt es nicht nur in Alberobello selber, sondern auch im Umland, doch in Alberobello treten sie massiv auf. Trulli sind zumeist runde, aber auch auf rechteckigem Grundriss errichtete, weiß gestrichene Bauten mit charakteristischen Kegeldächern aus Kalksteinplatten, die ohne Mörtel in Form eines falschen Gewölbes aufeinandergeschichtet sind.
Diese Bauweise gleicht in gewisser Weise den urtümlichen Wohnbauten der Menschheit, wie man sie auch an anderen Orten rund um das Mittelmeer findet, z. B. in Sardinien in Form der Nuraghen oder in Südfrankreich als Bories.
Es ist nicht eindeutig belegt, seit wann es in Apulien diese Trulli gibt. Für die gehäufte Verbreitung dieser Bauart in Alberobello gibt es einen besonderen Grund: Giangirolamo II. Acquaviva, als Graf von Conversano Feudalherr der Gegend, wollte damit im 17. Jahrhundert eine im Königreich Neapel geltende Bestimmung umgehen, wonach es verboten war, neue Ortschaften ohne Erlaubnis zu gründen. Diese Erlaubnis kostete Geld.
Nun ließen sich aber um Alberobello herum immer mehr neue Siedler nieder. Girolamo machte ihnen allen zur Pflicht, bei der Bauweise dieser Trulli zu bleiben. Diese waren ebenso schnell zu demontieren wie wieder aufzubauen.
Und wenn sich eine kaiserliche Kontrollkommission ankündigte, wurden die Dächer auseinandergenommen, um den Geldeintreibern zu demonstrieren, dass man eine armselige Ansammlung von halben Wänden nicht als neue Siedlung bezeichnen könne. Mithin mussten keine Steuern bezahlt werden. Der Erfolg dieser Maßnahme führte zu der Anordnung, in Alberobello überhaupt keinen Mörtel zu verwenden, und so wurde diese Bauform zur Tradition.
Natürlich war die Stadt fest in touristischer Hand und als wir einen Platz suchten, an dem wir in Ruhe eine Mittagspause machen konnten, kamen wir in einer Seitengasse an einer steilen Treppe mitten in einer Häuserwand vorbei, neben der eine Tafel für allerlei Leckeres zu essen und trinken warb, wenn man sich nur traut, die steile Treppe nach oben zu gehen. Astrid kletterte zu Erkundungszwecken nach oben und holte mich bald darauf nach. Und so saßen wir dann, mal mit ein paar anderen Gästen, mal ganz alleine, auf einer Dachterrasse mit Allerlei Leckerem auf die Hand und dazu Wein und Wasser in den Becher.
Die Aussicht von hier oben war prima und die Ruhe nach dem Getümmel in den Straßen sehr erholsam. Wir hatten noch viel Zeit bis zur Abfahrt des Busses und genossen den Blick von oben.
Nach Mittagessen und Wein hatte Astrid noch ein süßes Hüngerchen und auch hierzu wurde sie in dem umgebauten Wohnraum fündig, der zur Bestellung und zur Ausgabe des Gewünschten diente. So sieht eine zufriedene Italienreisende aus.
Danach gingen wir zum vereinbarten Sammelpunkt und fuhren nach Bari, wo wir unser drittes Hotel bezogen.
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