Höhlentag

May 24, 2022

Zwei Nächte wohnten wir im Hotel in Matera und hatten damit Apulien verlassen, denn Matera liegt in der Basilikata. In den nächsten Tagen würden wir aber für unser weiteres Programm wieder nach Apulien zurückkehren. Heute aber besuchten wir die Innenstadt von Matera.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Bekannt ist Matera für seine Altstadt, die zu einem erheblichen Teil aus Höhlensiedlungen – den Sassi – besteht. Diese gehören seit 1993 zum UNESCO-Welterbe. Am besten erschließt sich dies, wenn wir vom Rand der Altstadt einen ersten Blick in den Talkessel wagen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der historische Teil von Matera ist in die Stadtviertel Sasso Barisano und Sasso Caveoso aufgeteilt. Die Höhlensiedlungen der Umgebung sind ein außergewöhnliches Beispiel im mediterranen Raum. Das bereits seit der Jungsteinzeit besiedelte Gebiet kann als eine der ältesten Städte der Welt gelten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Grotten wurden in den relativ weichen Sand- und Tuffstein gehauen. Anfangs waren es die natürlichen Höhlen, die die Menschen als Unterkunft nutzten. Da sich der Stein gut bearbeiten ließ, wurden die Unterkünfte bald ausgebaut und man grub ganze Wohnungen in den Berg, die ständig durch Anbauten erweitert wurden. Hinten am nächsten Bergrücken kann man im oberen Teil heute noch die Höhlen sehen, in denen Menschen gelebt haben ohne Vorderhäuser zu errichten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Menschen schnitten in der Regel Quader aus dem Berg heraus, um diese wiederum als Baumaterial für den Vorbau zu nutzen. Je tiefer die Höhlen gegraben wurden, desto mehr Baumaterial wurde gewonnen und als Fassade vor der Grotte aufgebaut. Neben- und übereinander entstand so im Laufe der Jahrtausende eine Höhlenstadt in den Felsen, ein verschachteltes Netzwerk aus Höhlenwohnungen, engen Gassen und kleinen Plätzen, dazwischen Felsenkirchen, das zusammen ein großes architektonisches Kunstwerk ergibt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Ein einschneidendes Ereignis wurde jedoch durch ein literarisches Werk ausgelöst. Im Buch "Christus kam nur bis Eboli" (1944) beschrieb Carlo Levis die hygienischen Zustände in Matera als katastrophal, teilweise schlimmer, als sie tatsächlich waren. Das führte in der jungen italienischen Republik zu einem Aufschrei im ganzen Land und man schämte sich in ganz Italien für die Zustände, unter denen Menschen noch lebten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Regierung in Rom setzte daraufhin eine drastische Maßnahme durch, sie ließ die Sassi in Matera komplett räumen, so dass das gesamte Gebiet als Wohnungen ausgedient hatte. 30.000 Menschen wurden in den 50-iger Jahren in moderne Wohnungen zwangsumgesiedelt. Bis 1968 war die Umsiedlung abgeschlossen und die Grotten verfielen. Heute sind die Höhlenwohnungen, die "Sassi von Matera" als Teil des Unesco Welterbes der Menschheit weltweit bekannt und stehen unter Denkmalschutz. Wir hatten Gelegenheit in eine Höhlenwohnung hineinzugehen und konnten feststellen, dass in dem kleinen Felsenraum neben dem Bett, auch Feuerstelle, Toilette und Stall für den Esel nebeneinander untergebracht waren.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach brauchten wir dringend frische Luft und eine Mittagspause. Wir fanden einen Obststand, der uns frische Erdbeeren verkaufte und wir stärkten uns für das nächste Erlebnis an diesen Tag.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nachmittags fuhren wir zur Castellana Grotte. Knapp 1,5km außerhalb des Ortskerns der Gemeinde Castellana befinden sich die gleichnamigen Tropfsteinhöhlen. Dieses unterirdische Karsthöhlensystem gilt als eines der schönsten und spektakulärsten Italiens und ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Region.

Die Höhlen wurden am 23. Januar 1938 von Franco Anelli entdeckt und von ihm und Vito Matarrese erforscht. Auch vor der Entdeckung war das Loch (der Zugang) in der Erde bekannt, wurde aber nur als Müllhalde verwendet.

Die Tropfsteinhöhlen erstrecken sich über 3.348 Meter und erreichen eine maximale Tiefe von 122 Metern unter der Erdoberfläche. Die Durchschnittstemperatur im Innern liegt bei circa 16,5°C. So sieht das Höhlensystem im Plan aus.

Leider war nur in der ersten großen Höhle (die mit dem riesigen Loch in der Decke) das Fotografieren erlaubt, sodass es nur wenige Bilder gibt. Hier das einzige Bild aus der „verbotenen Zone“.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir waren ungefähr zwei Stunden "unter Tage" und nachdem wir schon am Vormittag viele Treppen in Matera rauf und runter gelaufen waren, setzte eine gewisse Erschöpfung ein. Danach fuhren wir ziemlich müde zurück ins Hotel nach Matera.

Mehr Bilder gibt es hier:

 


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