Wandern, Wein und Humpelgang

June 21, 2022

In diesem Jahr konnten wir ohne Corona-Restriktionen am Mittwoch vor Christi Himmelfahrt anreisen, die Pandemie war im dritten Jahr nicht mehr so dominierend. Allerdings setzte meine schmerzende Hüfte unserem üblichen Bewegungsdrang gewisse Grenzen. Wie in jedem Jahr wollten wir nach der Anreise in Bad Dürkheim das erste Glas Sekt oder Wein auf dem Weinfest trinken, wurden jedoch abgewiesen. Es sei noch zu früh. Wir verstanden es erst nicht und gingen einfach 100 Meter weiter zum "Hensel und Gretel".

Dann erkannten wir unseren Denkfehler. Noch vor zwei Jahren holte ich Astrid mittags in Schwelm ab und wir fuhren von dort nach BD. Nach allen Einkäufen war es meist gegen 17:00 Uhr, bis wir uns zum Begrüßungstrunk setzten. Im vergangenen Jahr und in diesem sind wir vormittags von zu Hause aus losgefahren und waren drei Stunden früher, als üblich am Ziel und das Weinfest war noch geschlossen. Soweit zur Allgemeingültigkeit von Ritualen. Am Feiertag wandern wir immer zur Wachtenburg, was in diesem Jahr durch einen leichten Spaziergang „untenrum“ nach Wachenheim ersetzt wurde. Die lange Tour hätte ich nicht geschafft.

Rückwärts fuhren wir dann mit der Bahn von ab Wachenheim. Aber….als wir am Bahnhof in BD ankamen, führte uns der Weg über den Stadtplatz und dort war das Weinfest schon in vollem Gange. Jetzt aber…!

Die Tage verliefen etwas ruhiger als in den vorigen Jahren und die Wanderrunden waren deutlich kleiner. Aber das Wetter meinte es gut mit uns und bis zum Flaggenturm und zurück schaffte ich gut.

Am folgenden Montag fuhren wir nach Kaiserslautern; dort waren wir bei den ganzen vielen Kurzurlauben in der Pfalz noch nie gewesen. Von Neustadt aus führt eine Landstraße durch den Pfälzer Wald direkt in die große Stadt. Wir parkten, suchten die Innenstadt und fanden den Martinsbrunnen, mit seinen schönen Schwänen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Direkt daneben steht die kath. Pfarrei St. Martin, eine ehemalige Franziskanerkirche und heutige katholische Pfarrkirche, die wir uns von innen ansahen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Dort fanden wir auch das Unionsdenkmal (erbaut aus Mamor im Jahr 1883 von Konrad Knoll) in der Stiftskirche Kaiserslautern zur Erinnerung an die Union der Lutheraner und Reformierten der Pfalz im Jahr 1818. Links: Johannes Calvin, rechts: Martin Luther. Auf dem Sockel Portraits von Philipp Melanchton, Ulrich Zwingli, Martin Bucer, Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Kaiserslautern hat eine gut sortierte Innenstadt sodass ich (nach dem Besuch von mehreren Schuhgeschäften) Schuhe fand, die ich nicht schnüren muss. In den nächsten Wochen bekommen diese noch Bedeutung. Dann fuhren wir wieder zurück.

Am Dienstag gaben wir unsere Bestellung bei Bärenhof auf, holten den Wein am Mittwoch ab und fuhren nach Dernau weiter, zum zweiten Teil des Urlaubs. Nachdem wir die Ferienwohnung bezogen hatten machten wir einen Besuch in Ahrweiler. Der Innenstadt sieht man die Folgen der Flut noch deutlich an. Geschäfte sind mit Holzbrettern verrammelt, Wohnungen stehen offen um auszutrocknen und an vielen Stellen ist die Ahrflut noch sehr präsent.

Wir fanden Einlass in der Außengastronomie des Weingutes Coels und kamen mit Herrn Coels - auch über die Flut - ins Gespräch. Er erklärte uns die Zweifarbigkeit des Maueranstriches gerade dort, wo wir saßen. Der untere dunklere Teil ist nicht anders angestrichen, sondern das hat die Ahr hinterlassen, als sie seinen Innenhof geflutet hat. Auf dem nächsten Bild gut zu sehen. 8 Minuten hat es gedauert, vom Eindringen des ersten Wassers bis zum Höchststand, erzählte uns Herr Coels.

Am nächsten Tag besuchten wir die Benediktiner Abtei Maria Laach. Die hochmittelalterliche Klosteranlage ist an der Südwestseite des Laacher Sees gelegen, vier Kilometer nördlich von Mendig in der Eifel, und gehört zur Ortsgemeinde Glees. Sie wurde zwischen 1093 und 1216 als Stiftung Heinrichs II. von Laach und seiner Frau Adelheid erbaut.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Ihren heutigen Namen erhielt sie im Jahre 1863. Die sechstürmige Klosterkirche, das Laacher Münster, gilt als eines der schönsten Denkmäler der romanischen Baukunst aus der Salierzeit in Deutschland.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach bummelten wir zum nahe gelegenen Laacher See. Obwohl der Laacher See oft als „das größte Maar der Vulkaneifel“ bezeichnet wird, ist er geologisch gesehen weder ein Maar noch ein Vulkankrater, sondern eine wassergefüllte Caldera – ein mehr oder weniger kreisrundes Becken, das durch das Absacken der Decke der entleerten Magmakammer unterhalb des Vulkans entstanden ist. Im Laufe der Zeit hat sich der Kessel mit Wasser gefüllt und sieht heute (touristisch erschlossen) so aus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir machten Pause am Kiosk und fuhren dann wieder zurück nach Dernau.

Am nächsten Tag besuchten wir erneut Remagen, diesmal jedoch mit dem Ziel die Apollinariskirche kennenzulernen. Sie liegt oberhalb der Stadt Remagen etwa 40 m über dem Rhein auf einer Anhöhe, die heute Apollinarisberg heißt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die heutige Kirche wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil erbaut und im Nazarenerstil ausgemalt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Apsis wird dominiert von der Darstellung Jesus als Weltenrichter umgeben von Maria und Johannes dem Täufer. Unterhalb, in der Mitte, sind der hl. Petrus und der hl. Apollinaris, zu beiden Seiten die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zu sehen, über den Seitenaltären: die Muttergottes und der hl. Josef. Es entstand ein Gesamtkunstwerk, das auch heute noch einmalig ist.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Bereits im 13. Jahrhundert gelangten wahrscheinlich die Reliquien des heiligen Apollinaris auf den Berg. Die früheste urkundliche Erwähnung des Heiligen in Remagen stammt aus dem Jahr 1295. Der Sarkophag mit der Hauptreliquie in der Krypta der Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die Krypta war leider durch ein eisernes Tor verschlossen, das glücklicherweise sehr große Zwischenräume hatte, sodass ich doch zu meinem Bild kam.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Von dort oben hätten wir eigentlich eine gute Aussicht auf den Rhein haben sollen, allerdings hatte die Natur die Aussicht etwas verstellt. Astrid fand eine technische Lösung für das Problem und hatte sofort eine bessere Sicht.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Am Samstag fuhren wir nach Bad Neuenahr und waren erschrocken darüber, dass es in der Innenstadt nicht besser aussah, als noch zum Jahreswechsel, als wir von Wershofen aus hierher gekommen waren. Viele Geschäfte waren geschlossen und ein Renovierungsfortschritt war nicht zu erkennen.

Abends hatten wir in der Straußwirtschaft von Erwin Riske in Dernau reserviert und hatten ein feines Abendessen. Zitat aus der Speisekarte: "Wanderbrotzeit mit Wildschweinschinken und Wildschweinwürstchen aus dem heimischen Revier, Winzersülze, Winzerspeck, Bergkäse, Knoblauchfrischkäse". Herrlich!

In Dernau selbst sind einige Häuser abgerissen, an anderen wir gearbeitet und einzelne sind neuerrichtet. In Dernau waren 90 % der Häuser von der Flut betroffen. So sieht es heute aus.

Am Pfingstmontag fuhren wir mit dem Bus nach Mayschoss und wanderten zur Saffenburg hoch. Das war auch für mich gut zu schaffen. Von oben sieht man gut, wie der Fluß das Land rasiert hat.

Der Rückweg allerdings setzte mir doch mehr zu als erwartet, dafür wartete am Abend der Hofgarten auf uns. Wir saßen an dem Tisch, an dem wir immer sitzen, diesmal unter den Augen der beiden Winzerinnen Meike und Dörte Näkel. Beide wurden von den Fluten der Ahr mit- und weggerissen, haben sich an einen Baum geklammert, und viele Stunden in dessen Krone auf Rettung gewartet. Wir denken, dass das gekippte Weinglas, das Dörte Näkel mit ihrem Finger vor dem umkippen bewahrt, die Situation symbolisiert.

Diesmal war es ein Urlaub an der Ahr, der mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen hat.

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