Vom Fuße des Vulkans und von anderen Füßen

May 24, 2022

Heute war schon der vorletzte Tag unserer Reise. Pompeji stand für heute im Programm und natürlich wollten wir uns die Reste der untergegangenen und wieder ausgegrabenen Stadt ansehen. Ich hatte noch vage Erinnerungen an steinerne Straßen mit Querungshilfen für Fußgänger. Allerdings war es auch schon 50 Jahr her, dass mich eine Oberstufenfahrt 1972 nach Rom brachte und der Klassenverband von dort aus einen Tagesausflug nach Pompeji machte. Mit Schlangestehen fing unsere Besichtigung im Jahr 2022 an.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Ungefähr 2000 Menschen kamen vermutlich ums Leben, als der Vesuv im Sommer 79 n.Chr. ausbrach. Dass die Reste der Stadt (im Gegensatz zu Herculaneum) noch heute zu besichtigen sind, lag daran, dass der Ausbruch die Stadt mit einer meterhohen Ascheschicht bedeckte und nicht wie in Herculaneum mit Schlamm und Lava. Wir gingen als kleine Gruppe durch die Straßen und Plätze, und versuchten uns vorzustellen, wie das Leben vor über 2.000 Jahren hier für viele Menschen endete.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Seit Anfang August des Jahres 79 n. Chr. bebt die Erde von Pompeji fast täglich. Bereits mehrere Tage vorher hatte es Anzeichen für den Ausbruch des Vesuvs gegeben, weshalb ein Teil der Einwohner die Stadt schon verlassen hatte. In welcher Dimension die Menschen vom Vulkan bedroht waren, konnten sie jedoch nicht ahnen. Der letzte Ausbruch war mehr als 800 Jahre her und die Erkenntnis, dass nach Erdstößen der Vulkan in vollem Umfang ausbricht, war nicht zum Allgemeinwissen geworden und wurde so nicht über die Generationen weitergereicht.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Bald nach dem Untergang der Stadt wurden aus mehreren Gebäuden Wertgegenstände geborgen, zum Beispiel mehrere Marmorstatuen. In den folgenden fast 17 Jahrhunderten war das Gelände der früheren Stadt nur sporadisch besiedelt. Grabräuber suchten im Verlauf der Jahrhunderte mehrfach in einfach zu erreichenden Ruinen nach wertvollen Stücken und plünderten diese.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Erst 1594 entdeckte Kanalarbeiter zufällig bei Arbeiten im Sarno-Tal alte unterirdische Gänge mit Inschriften und Büsten. Damals ahnte niemand, dass es sich bei den alten steinigen Überresten um das verschüttete Pompeji handelte. Erst knapp 200 Jahre später, im Jahr 1748, fand die erste archäologische Grabung unter König Karl von Bourbon statt. Karl von Bourbon hatte zuvor auch die Grabungen in Herculaneum angeordnet.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Im Jahr 1860 beginnt dann erst die systematische Ausgrabung Pompejis, die bis heute andauert. Denn auch heute sind mehr als ein Viertel der Ruinen noch immer nicht ausgegraben. Bis heute gestalten sich die Ausgrabungen als äußerst schwierig. Die Archäologen müssen nicht nur die Ruinen von einer fast sieben Meter dicke Schicht Asche befreien, sondern diese zugleich auch vor Wind und Wetter schützen. Auf dem nächsten Bild sieht man gut, wie nah der Vulkan neben der Stadt liegt.
Leider hatten wir nur zwei Stunden Zeit, sodass die Führung nur selten in die Tiefe gehen konnte. Trotz dieser Einschränkung war der Besuch interessant. Am Ausgang hatte der Mohn Besitz von der Landschaft ergriffen und ich genoss diesen friedlichen Anblick, nach zwei Stunden der Beschäftigung mit vergangenen Naturgewalten, Tod und Zerstörung.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach fuhren wir mit dem Bus zurück ins Hotel. Da es gerade erst Mittag war, hatte unser Busfahrer Giovanni angeboten in Stadtzentrum von Sorrent kurz anzuhalten, um diejenigen aussteigen zu lassen, die noch in die Stadt wollten.  Astrid hatte dann mit ihm ausgehandelt, dass er sie am Ausgang der Stadt aussteigen lässt, denn da gab es einen Supermarkt, der ihr unser Mittagessen verkaufte. Brot, Salami und Käse brachte sie vom Einkauf mit, Wein und Wasser hatten wir noch im Kühlschrank.

Der nächste Tag begann ruhig, denn wir konnten unser Hotelzimmer bis gegen 13:00 Uhr nutzen. Mir kam das sehr entgegen, denn mittlerweile waren meine beiden Füße nicht mehr im Vollbesitz ihrer Kräfte. Der linke Fuß hatte ja drei Tage vorher einen ordentlichen Treffer abbekommen, als ich mit ihm auf Capri zwischen Sessellift und Betonboden geriet. Aber seit gestern meldete auch der rechte Fuß einen gesteigerten Bedarf nach Ruhe an. Durch die letzten 14 Tage in den Wanderschuhen hatte sich wieder das Großzehengrundgelenk entzündet, wie schon einmal 2016 auf Sao Miguel, nach ähnlicher Beanspruchung.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Ich blieb also in entspannter Lage auf dem Zimmer und versicherte dem Zimmermädchen im 30 Minuten-Rhythmus, dass wir noch nicht auschecken wollten, während Astrid den Pool bewachte.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Irgendwann wurde es aber doch 13:00 Uhr und wir fuhren mit einem der kleinen Busse zum Hafen und weiter mit dem Schnellboot nach Neapel. Unser Gepäck würde mit dem großen Bus nachkommen, denn der war schon am frühen Morgen nach Neapel aufgebrochen. Dort nahm er die nächste Reisegruppe in Empfang, die die Folgereise „Kampanien bis Rom“ gebucht hatte. Florian machte mit dieser Gruppe die erste kleine Stadtführung in Neapel und als wir mit dem Boot ankamen mit uns die zweite. Wir schlenderten zunächst durch die Innenstadt. Unser erster Halt war an der Galeria Umberto I., die mich stark an die große Galerie in Mailand erinnerte.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Und dann war doch noch eine Kirche im Programm. Ich hatte mich zunächst gewundert, dass wir nicht zielstrebig irgendeinen Dom ansteuerten (wie in den letzten zwei Wochen eigentlich immer), aber dann lag die chiesa del Gesù Nuovo hinter einer vollkommen unauffälligen Fassade am Wegesrand und sah nach abgebranntem Kaufhaus aus. Die Fassade war so unansehnlich, dass ich vergaß ein Bild zu machen. Wen ein Bild interessiert, der klickt hier den Link zu Wikipedia.

Florian war aber sehr bemüht uns hineinzubringen und dann wusste ich auch, warum.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Es handelt sich um eine der bedeutendsten und größten Kirchen der Stadt, und an ihrer Innenausstattung im typisch neapolitanischen Barock waren die einflussreichsten Künstler der neapolitanischen Schule beteiligt. Die Kirche wurde mit dem Namenszusatz „Nuovo“ (Neu) versehen, weil die Jesuiten in Neapel bereits eine Kirche hatten, die man von da an Gesú Vecchio (Alter Jesus) nannte. Mich faszinierte besonders die Kuppel.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Und dann endete die Stadtführung am Nationalmuseum. Wer wollte, ging mit Florian hinein, Unlustige und Fußkranke durften draußen warten oder eines der nahegelegenen Cafés aufsuchen, was ich tat. Astrid ging hinein, sodass ich hier noch ein Bild zeigen kann.

Dann wurden wir zum Flughafen gebracht und später in Köln/Bonn vom kleinen Transferbus nach Hause. Nach zwei Jahren der Corona-Abstinenz wieder einmal eine ereignisreiche Reise mit dem Blitz-Bus.

Mehr Bilder gibt es hier:

 

 


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