Austern, Wein und Biltong

May 22, 2017

Heute sollten wir Mole´s Hole verlassen und weiterfahren. Eigentlich richtig schade. Dieses Ferienhaus, mit Personal nur für unsere Gruppe, hat uns sehr gut aufgenommen und Derek, der gute Geist des Hauses, hat sich hervorragend um uns gekümmert. Vorgestern Abend hatten wir ja im Haus ein Fisch-Braai genossen und zum Ende hin wurden die Damen mit einem „Willi“ beglückt. Ein solcher Willi ist eine Wärmflasche in weißer Schafverpackung, der es schön warm in Bett macht. Als wir gestern Abend vom auswärtigen Abendessen zurückkamen, lagen die Willis schon bereit und Astrid nahm sich ihren Willi wieder mit ins Bett. Am Morgen war der Schafwilli aber nur noch lauwarm und das war der Moment, auf den der aus Deutschland mitgeführte persönliche Haus-Elf gewartet hatte. Nun kam er zum Einsatz und durfte - zum wach werden und aufwärmen der Gattin - wieder den Morgentee reichen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unser erster „offizieller“ Programmpunkt heute Morgen war der Knysna Head. Von diesem Aussichtspunkt aus hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf die Lagune zur einen und auf den Indischen Ozean zur anderen Seite.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nicht so schön war zunächst die Aussicht von Astrid, der plötzlich überhaupt nicht gut war. Aus dem Bus heraus setzte ich sie zunächst mal auf die Böschung am Straßenrand und als der Kreislauf wieder 40 % von Normal erreichte, gingen wir gemeinsam zur Aussicht. Dort übergab ich sie in die Obhut von Alex und Ingo, weil ich dringlichstens in die Büsche musste. Als ich zurückkam war ihr Betriebszustand schon wieder über 80% und das sah man ihr auch an.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Dann fuhren wir weiter in Richtung Oudtshoorn, unserem Tagesziel und hielten in George an, denn dort war Outeniqua Farmers' Market. Schließlich war Samstag. Heidi hatte uns schon vorgewarnt, dass wir dort erst kurz vor dessen Schließung gegen Mittag ankämen und wir uns beeilen sollten, wenn wir Austern probieren wollten. Ein Stand mit Austern gehört dort anscheinend zu einem Bauernmarkt. Wie bei uns Kartoffeln und Kürbis. Bei einem unbekannten Lieferanten sind wir erst einmal vorsichtig und nahmen deshalb zunächst nur ein halbes Dutzend. Die Austern waren frisch und lecker, der dazu verkaufte Wein passte gut, aber als wir wenige Minuten später Nachschub holen wollte, war der Stand bereits ausverkauft. Schade!

Den nächsten Stopp hatten wir kurz vor dem Outeniqua Pass. Wir schwärmten aus und Heidi hatte Sorge, uns gut über die breite, viel und schnell befahrene Straße, hin und auch wieder zurück zu bekommen. Unser Bus stand am anderen Straßenrand und wegen der kurvigen Straßenführung war die Strecke nicht weit einsehbar. Aber es gelang gut und sicher.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach fuhren wir durch die kleine Karoo. Ich dachte mir, wenn es eine kleine Karoo gibt, vielleicht gibt es auch eine große. Wikipedia half mir weiter. Die Karoo ist eine Halbwüstenlandschaft in den Hochebenen Südafrikas. Unterschieden werden Kleine Karoo, Große Karoo und Obere Karoo sowie Sukkulenten-Karoo und Nama-Karoo. Mit einer Ausdehnung von 500.000 km² umfasst die Karoo fast ein Drittel des Territoriums von Südafrika. Nur mal zum Vergleich: Deutschland ist mit 357.376 km² ein gutes Stück kleiner. So sieht es dort aus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA In der kleinen Karoo wurde ich mit dem Hinsehen und Staunen kaum fertig. Die Landschaft war beeindruckend und ich bedauerte es sehr, dass ich nicht alle paar Meter anhalten und fotografieren konnte. Sollten wir einmal alleine nach Südafrika reisen, möchte ich in und durch diese Landschaft auf jeden Fall wieder reisen. Unser nächster Programmpunkt an diesem Tag stand schon fest: Wir besuchten eine Straußenfarm.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wer auf der Gartenroute entlang der Südküste unterwegs ist, der kommt an Oudtshoorn, dem Zentrum der Südafrikanischen Vogelstrauß-Zucht wohl nicht vorbei. So haben sich einige Straußenfarmen auch darauf spezialisiert, neben der eigentlichen Zucht der Tiere, auch mit touristischen Angeboten die Ladenkasse zu füllen. Die wirtschaftlich beste Zeit der Straußenzucht, als Federn so teuer waren wie Gold, ist natürlich lange vorbei. Aber so eine Feder schmückt ungemein.

Der kleine drahtige Eigentümer der Farm konnte sich nichts Anderes vorstellen, als Strauße zu züchten. Das merkte man seinem Engagement und vor Allem dem nicht enden wollenden Wortschwall an. Es sprudelte nur so aus ihm heraus. Kurz drauf gingen wir in den hinteren Teil der Farm zu den Freiflächen, und wer wollte, durfte Strauße füttern. Astrid wollte.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Strauße waren ungemein neugierig und reckten ihre langen Hälse, um sich genau und von Nahem anzusehen, was sie interessierte. Besonders beliebt waren dabei natürlich Dinge die glitzern, wie meine Kamera mit ihrem silbernen Oberteil. Das nächste Bild wäre üblicherweise bei der ersten Sichtung gelöscht worden, aber wegen seiner Entstehungsgeschichte hat es überlebt und darf sich sogar hier zeigen. Ich wollte ein „Gruppenbild“ der Strauße im Hintergrund aufnehmen und hielt die Kamera über Kopf. Dank Klappdisplay geht das gut. Das erregte die Aufmerksamkeit dieses Straußes. Er war schneller als ich mit dem Finger am Auslöser und schmuggelte sich ins Bild.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Mir fiel auf, dass alle Tiere ständig den Schnabel geöffnet hielten. Da es an dem Tag sehr heiß war, vermute ich, dass es der Wärmeregulierung diente. Wenn ich den Mittag über mit offenem Mund irgendwo herumstehen würde, würde ich sicher bald in Sicherheitsverwahrung genommen, aber ein Strauß darf das so.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir fuhren weiter und verbrachten die nächste Nacht im Thorntree Country House; dort gab es Straußensteak zum Abendessen. Irgendwie passend.

Am nächsten Morgen fuhren wir weiter durch die bemerkenswerte Landschaft und erreichten am frühen Mittag Montagu. Hier wurden wir im Weingut Mimosa zu einer kleinen Weinprobe mit Schinken- und Käsebehinderung erwartet. Mimosa ist keine Weinfarm mit der üblichen, oft langen, familienbezogenen Entstehungsgeschichte. Der Eigentümer ist der begabte schweizer Koch Bernhard Hess. Der Wein zu seinen Menüs sollte ebenso wie seine Menü-Kreationen seinen hohen Qualitätsansprüchen genügen. Deshalb entschloss er sich einen Wein nach eigenen Vorstellungen auszubauen. Daraus wurde ein wachsendes, aber immer noch kleines Weingut mit einer Jahresproduktion von zurzeit 36.000 Flaschen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wir saßen wunderbar im Schatten eines Gartens und waren schon vor dem Wein entspannt. Dann probierten wir Sauvignon Blanc, Chardonnay, Cabernet und Shiraz mit lockerer Erklärung eines Beschäftigten und „nachprobieren“ so wie wir wollten und waren nach dem Wein erst recht entspannt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Doch kurz drauf stiegen wir schon wieder in den Bus, denn auf dem Programm stand der Besuch im Viktor-Ferster-Gefängnis aus dem Nelson Mandela 1990 in die Freiheit entlassen wurde. Glücklicherweise mussten wir nicht aussteigen und hineingehen, sondern nur von außen kurz hinübersehen. Wie wichtig die Minuten, die wir hier eingespart haben, später noch werden sollte, wussten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Gegen vier am Nachmittag erreichten wir die L´Avenir Country Lodge und wunderten uns über die vielen Autos, die ringsherum auf abgesperrten Ackerflächen geparkt waren. Während wir dann in der Rezeption herumstanden, kam Heidi zur Gruppe und erklärte, dass an diesem Wochenende Pinotage & Biltong Festival hier im Weingut sei. Nur leider wäre heute der letzte Tag und die Veranstaltung schließt um 17:00 Uhr. Wir, als Gäste des Hauses dürften ohne Eintritt hinein. Es war bereits 16:10 Uhr, also war konzentriertes Handeln erforderlich. Koffer aufs Zimmer, Badezimmer benutzen, an der Rezeption vorsprechen, den Weg erklären lassen, um das Hotel herum laufen, an der Kasse vorbei zum ersten Weinstand, es war 16:32 Uhr (sagt die Fotodatei), als wir den ersten Wein in beiden Probiergläsern hatten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nach dieser kleinen Anstrengung kann ich nochmal die Eingangsprozedur beschreiben, die ja auch noch wertvolle Minuten gekostet hatte. Wir hatten an der Rezeption den Hinweis erhalten, am Eingang zum Festival anzugeben, dass wir zu den „Fairfield fourteen“ gehören. Fairfield ist die örtliche Agentur und vierzehn die Zahl der Hotelgäste einschließlich Heidi, Dumisani und dem Mann von Suzan, der leider nicht mit uns reisen konnte. Zwischendurch bekomme ich aber bei dieser längeren Geschichte mal ein Schluck Wein.

Mit diesem Zauberspruch der „Wilden 14“ kamen wir bei der Zugangskontrolle an und der sehr beflissene Einreisebeauftragte fragte nach unserer Zimmernummer, um dann in seiner Liste nachzusehen, wie wir denn heißen. Dann dauerte es einige Sekunden bis ihm aufging, dass unser Name in Afrikaans „Agterdeur“ ist (ausgesprochen ungefähr Achter-dehr). Daraufhin fiel er vor Lachen fast vom Stuhl und wir bekamen jeder ein Probier-Glas und unsere Pairing List, auf der für jede Probe von Wein und Biltong (Trockenfleisch) ein Kästchen abgehakt wird.

Die Stimmung war grandios. Es gab Musik und viele Menschen, die fröhlich mit ihrem Weinglas herumstanden und ziemlichen Vorsprung hatten. Also ans Werk. Die Weinstände waren mittlerweile zu der Auffassung gelangt, dass so kurz vor Schluss nicht mehr jede Probe abgehakt werden muss. Außerdem versuchten sie die Reste von geöffneten Flaschen in Gläsern zu versenken. Reste mit zurücknehmen wollten sie nicht. Wir halfen, wo wir konnten!

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Um kurz nach 17 Uhr wurden dann so langsam die Sachen eingeräumt, das Festival kam allmählich zu seinem Ende. Auch wir ließen es ausklingen und bezogen unser Zimmer ein zweites Mal, diesmal mit etwas mehr Ruhe, als noch vor einer guten Stunde. Wir fanden dann auch den Zugang zu unserer privaten Terrasse, mit dem kleinen privaten Schwimmbecken. Im Überschwang der Stimmung sprangen wir hinein. Was war das kalt! Hier mal der Blick über den Zaun unserer kleinen Terrasse über den Wein bis in die Berge hinüber, die dort in der Abendsonne lagen.

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