Der heutige Tag sollte uns nach Kapstadt bringen und uns Alle beschäftigte die Frage, ob das Wetter es zulassen würde, auf den Tafelberg hinauf zu fahren. Bevor wir aber überhaupt nach Kapstadt losfuhren hatten wir noch Programm in Stellenbosch. Zunächst besuchten wir „Oom Samie se Winkle“, ein am 19. Mai 1904 gegründeter - mittlerweile aus der Zeit gefallener - Krämerladen, der sich über die Jahre zu seinem eigenes Museum entwickelt hat. Fotografieren war nicht erlaubt, also gibt es hier auch keine Bilder. Im nächsten Museum war das anders. Im Dorfmuseum an der Dorp-Street besuchten wir mehrere Häuser aus verschiedenen Jahrhunderten, die jeweils das Leben ihrer Epoche zeigten.
Ich fand das etwa 7.000 qm große Dorp Museum sehr beeindruckend. Ziel des Museums ist es, dem Besucher die einzelnen, historischen Baustile und die Inneneinrichtung am Kap nahezubringen. Wir gingen von Haus zu Haus, und besichtigten die verschiedenen Gebäude aus der Zeit zwischen 1709 und 1929 und machten uns dabei ein Bild vom Wandel der Zeiten.
Danach fuhren wir nach Kapstadt und die Frage vom Anfang dieses Blog-Eintrages war einfach zu beantworten. Es war blauer Himmel und windstill, wir konnten also hoch fahren. Wäre da nicht eine riesige Schlange wartender Besucher gewesen. Heidi beorderte uns an die Straßenseite, lies uns kurz warten und urplötzlich ging es los, zunächst in einen Aufzug und dann standen wir schon vor dem Einlass zur Seilbahn. Wie sie das nur wieder hinbekommen hat?
Auf dem Bild oben sieht man am oberen Felsrand in der Mitte einen kleinen Turm mit einer Öffnung, das ist die Bergstation, unser Ziel. Die Gondel drehte sich langsam um ihre Achse, so dass die gute Aussicht bei jedem vorbeikam. Oben ausgestiegen gingen wir erst ein Stück nach rechts, denn dort gab es die schöne Aussicht auf Camps Bay, eines der beliebtesten Urlaubsziele in der Region Kapstadt.
Wir schlenderten auf festen Wegen über „die Tafel“ des Tafelberges und ließen uns ein wenig treiben. Der Tafelberg umfasst eine Gesamtfläche von rund 6500 Hektar und prägt die Silhouette Kapstadts. Der höchste Punkt des Tafelberges ist Maclear’s Beacon (Maclears Signalfeuer) am nordöstlichen Ende des Felsplateaus mit 1087 Metern Höhe. Leider war es zu der Kapstadt-Seite hin etwas diesig, so dass die Aussicht über die Stadt ein wenig eingeschränkt war.
Dann näherte sich leider schon unsere Besuchszeit der vorgegeben Abfahrtzeit und wir schlenderten langsam zur Bergstation. Bei der Runterfahrt drehte sich natürlich die runde Kabine wieder, damit jeder sein Stück Aussicht bekam. Die Besonderheit war dabei noch, dass es Segmente in der Kabinenwand gab, in denen die Glasfenster entfernt waren. Zum Fotografieren natürlich sehr viel besser, als mit Glasdurchsicht.
Wir sammelten uns am Bus und erwarteten den nächsten Programmpunkt, das farbenfrohe Bo Kaap, das auch Kap-Malaien-Viertel genannt wird. 1780 siedelten im Bo Kaap, dem ältesten Stadtviertel von Kaptstadt, asiatische Sklaven und Gefangene, die sogenannten Kap-Malaien an. Heutzutage leben schätzungsweise 60 000 Kap-Malaien in Kapstadt, ein Teil davon noch im heutigen Bo-Kaap mit seinen äußerst dezenten und wunderbar harmonisch farbabgestimmten Häuseranstrichen.
Entgegen dem Namen kamen aber nur die wenigsten aus Malaysia, die meisten waren Inder und Ceylonesen, viele auch Indonesier. Malaiisch war zu dieser Zeit die Handelssprache in Südasien, so dass der Name darauf zurückzuführen ist. Viele waren geschickte Handwerker, die sich kleine Häuser bauten und dabei auf Bauelemente des kapholländischen und englischen Stils zurückgriffen. Und auf die gerade verfügbaren Farbeimer.
Danach besuchten wir das District-Six-Museum. Wikipedia hilft mir bei der Erklärung: „District Six ist ein 1867 im Rahmen einer Kommunalreform so definierter Bezirk, der vor allem von freigelassenen Sklaven, Händlern, Künstlern, Arbeitern und Immigranten bewohnt wurde, da es nahe dem Stadtzentrum und dem Hafen gelegen war.
In den späten 1960er Jahren wurde der als multiethnisches, kulturelles Zentrum geltende Stadtbezirk gewaltsam geräumt und abgerissen und in ein Wohnviertel für „Weiße“ umgewidmet. Die Vertreibung der vormaligen Bevölkerung gilt als eines der Musterbeispiele für die rassistische Politik der Apartheidsperiode. Dieser Prozess stand mit der seit 1968 verstärkt landesweit vorangetriebenen „urbanen Umsiedlung“ „nichtweißer“ Bevölkerungsgruppen im Zusammenhang, wodurch sich eine geographisch deutlichere Differenzierung zwischen den Wohngebieten „weißer“ und „nichtweißer“ Einwohner herausbildete.“
Heidi erzählte uns, dass sie direkt neben Distrikt Six aufgewachsen ist. Wir machten danach noch einen Bummel durch den Park und kamen bald darauf in unserem Hotel, dem Three Boutique Hotel an. Nach einer kurzen Dusch- Umzieh- und Verschnaufpause (mit einem Nespresso-Kaffee) waren wir bereit für den Abend an der Waterfront.
Wir schlenderten zunächst durch den Hafenbereich und fanden auch einen Schmuckladen, der bereit war Astrid einen Ring zu verkaufen, der ihr so gut gefiel. Er war etwas zu groß, aber das sei kein Problem, meinte die Verkäuferin, es dauert nur eine Stunde. Wir trafen beim Warten auf Heidi und ließen uns von ihr beraten, wo wir denn zu dritt gemeinsam am besten warten könnten. Hier in diesem Lokal waren sie so freundlich, uns zum besseren Warten auch eine Flasche Wein zu verkaufen.
Dann gingen wir den Ring abholen und schlenderten langsam zurück zu dem Lokal in dem Heidi für uns und unser gemeinsames Abendessen reserviert hatte. Sonderbarerweise verkauften sie dort auch Wein, und so hatten wir noch einen sehr vergnüglichen Abend im Kreis der Reisegruppe.
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