Robben, Pinguine, ein Kap und kein Flug

May 22, 2017

Es war ja von vornherein klar, irgendwann musste der vorletzte Tag der Reise kommen. Aber warum gerade heute? Ich hatte so richtig Lust, einfach noch ein paar Tage so weiterzumachen, wie in den letzten zweieinhalb Wochen. Das spricht wirklich für den Urlaub. Aber genug gejammert, auf zum ersten Programmpunkt des Tages: Wir fuhren nach Hout-Bay und bestiegen dort eines der Ausflugsboote zu den Robbenbänken.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Wenige hundert Meter vom Festland entfernt, liegt die Robbeninsel Duiker Island. Auf der ca. 1.500 Quadratmeter großen Insel halten sich mehr als tausend Mähnenrobben auf. Außerdem gibt es natürlich die obligatorischen Seevögel, die von der Insel zu eigenen Fischzügen starten oder auf die Fischreste der pelzigen Jäger spekulieren.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Das Boot war gut besucht, so dass es an den schmalen Übergängen vom Bug zum Heck schon mal eng werden konnte, wenn diejenigen, die hinten die besseren Fotos vermuteten, auf die andere Hälfte trafen, die das Gleiche vom Bug dachten. Mit ein bisschen kuscheligem Schieben fand aber jeder zu seinem Platz und zu seinem Bild.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Dann fuhren wir weiter zum Kap der guten Hoffnung, dem südwestlichsten Punkt von Afrika. Sehr touristentauglich war ein großes Holzschild aufgebaut, das die Position erklärt. Vor dem Schild hatte sich eine geordnete Menschenschlange gebildet und wir warteten bis wir an der Reihe waren. Ingo war dann so nett, uns in allen möglichen Zuschnitten abzulichten.

Als wir allmählich wieder beim Bus eintrudelten, hatte Heidi als Überraschung zwei Flaschen Sekt und Kräcker besorgt und so standen wir am Kap der guten Hoffnung und stießen miteinander auf dieses Erlebnis an. Eine wirklich tolle Idee.

Danach wollten wir (leicht beschwingt) zum Cape Point hoch und dort zum Leuchtturm. Cape Point ist ein Kliff am Südende der Kap-Halbinsel, das deren Spitze bildet. Es liegt etwa zwei Kilometer östlich vom Kap der Guten Hoffnung, mit dem ich es zunächst verwechselt habe. Cape Point ist aber nicht der südlichste Punkt der Kap-Halbinsel; das Kap der guten Hoffnung liegt ca. 60 m südlicher.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Unser Ausflugsziel konnten wir über Treppen zu Fuß oder mit einer kleinen Standseilbahn erreichen. Wir entschieden uns für den Fußweg und liefen hoch.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Rückwärts machten wir Rast und Mittagspause bei einem auf halber Höhe liegendem Schnellrestaurant. Vögel und Affen hatten sich sehr darauf eingerichtet, dass hier Nahrung im Überfluss vorhanden ist, wenn man nur schnell genug handelt. Wir haben mehrere erfolgreiche Raubzüge miterlebt; ein Affe nahm zu der geklauten Chipstüte auch noch gleich die Wasserflasche mit, anscheinend hatte er Erfahrung mit seiner salzigen Beute. Diese beiden hier hatten anderes im Sinn und lausten sich friedlich.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Später fuhren wir in die Nähe von Simons Town zum Boulders Beach. Eigentlich ist das Örtchen eher uninteressant, aber am Strand gab es eine Pinguin-Kolonie. Auf zwei Stegen, die die dortige Brillenpinguinkolonie vor den Besuchern schützen, kamen wir zum Strand. Dort leben ca. 3000 Brillenpinguine, relativ unbeeindruckt von den Touristenmassen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Ruhe, in der die Tiere dort ihrem Tagesgeschäft nachgehen, möchte ich an zwei Beispielen zeigen. Mir war auf dem Hinweg, ziemlich am Anfang, ein Pinguin aufgefallen, der an scheinend darüber sinnierte, ob er nun diesen Spalt überwinden soll, oder lieber nicht. Oder ob er vielleicht den Weg wieder zurück geht, den er gekommen war oder aber lieber nicht. Als ich nach 20 Minuten auf dem Rückweg an der gleichen Stelle vorbeikam, stand er immer noch da.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Das Gleiche erlebte ich mit diesem Schattenspender auf dem nächsten Bild. Mir hatte die Situation gut gefallen mit dem Pinguin und seinem Schatten und ich beeilte mich, ihn mal hochkant, mal quer aufzunehmen. Das beste Bild würde ich zu Hause aussuchen. Ich war froh, Alles im Kasten zu haben, bevor der Pinguin seine Position verändert und das Bild verloren ist. Auf dem Rückweg kam ich auch an dieser Stelle wieder vorbei und er stand da immer noch.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Viel aufgeregter ging es bei den Touristen zu. Der hölzerne Steg endete am Strandabschnitt, an dem das Hauptbrutgebiet der Pinguine war. Die fotografierenden Menschen stauten sich zu einem unsortierten Knubbel, weil jeder nach vorne wollte, aber kaum einer wieder zurück. Astrid hatte sich in mühsamer Kleinarbeit bis nach vorne gearbeitet und ist ganz rechts mit dem weißen T-Shirt zu sehen. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Ich saß in der Zeit auf einer Bank und beobachtete den beamteten Pinguin beim Schatten werfen. Das beobachten eines unbewegt dastehenden Tieres ist auch sehr anstrengend. Ich war danach genauso erschöpft, wie das beteiligte Tier.

Am Abend hatten wir dann unser Abschieds-Abendessen im Cafe Afrika. Es gab ein sehr umfangreiches und vielfältiges Menü, mit insgesamt 13 verschiedenen Gerichten. Allen anwesenden weiblichen Gästen wurden verschiedene Muster in deren Gesicht gemalt. Astrid sah Sterne! Und wenn ich sie ansah, sah ich die auch.

Am nächsten Morgen war es dann soweit. Wir fuhren ein letztes Mal in Richtung Waterfront, da wir noch etwas Zeit hatten, bis wir gegen 13:00 Uhr am Flughafen ankommen sollten. Und dann passierte etwas, dass wir in der ganzen Zeit nicht erlebt hatten. Es regnete, während wir unterwegs waren. Ein außergewöhnliches Ereignis.

Und als wir am Flughafen ankamen und einchecken wollten, passierte etwas, dass wir auch noch nie erlebt hatten. Ein ebenso außergewöhnliches Ereignis. Unser Flug mit SAA fiel aus. Der Beschäftigte am Counter, wo wir die Bordkarten erhalten sollten, zog unsere Pässe durch den Scanner und vermeldete: „Your flight will not be operated.“ Das Kabinenpersonal streikte. Wir hatten glücklicherweise immer noch eine Reiseleiterin. Heidi nahm ihr Mobiltelefon, ging an die Arbeit und nahm Kontakt mit Fairfield, der örtlichen Agentur auf. Hier stehen wir und warten auf das Ergebnis.

Heidi hat dann unsere kleine Gruppe (9 waren wir noch, da zwei zu einem Anschlussprogramm schon weitergereist waren), im Flughafenhotel an einen Tisch gebracht und ein Mittagessen organisiert. Chamäleon hat es kurz drauf tatsächlich geschafft, uns noch am gleichen Tag auf einem Condorflug nach Frankfurt unterzubringen. Wir waren froh, nach Deutschland fliegen zu können. Wir sind auch weiterhin Chamäleon sehr dankbar, dass sie es möglich gemacht haben. Nur, wie uns dann Condor behandelt hat, bedarf noch der gesonderten Betrachtung.

Mehr Bilder gibt es hier:

Epilog:

Der Flug selber war jedoch unbeschreiblich. Anstatt in einem Linienflieger der SAA saßen wir nun in der Condormaschine. Der Sitzabstand ist erheblich kleiner und ich bin nun einmal 1,88 Meter groß. Statt zwei Sitzen (ohne weiteren Nachbarn) in ungefähr der Mitte der Maschine am Fenster hatten wir zwei Plätze in der vorletzten Reihe und in der Mitte und dies in einer Dreierreihe des Fliegers. Neben uns saß zum Glück Werner und niemand Unbekanntes, hinter uns Alex, Ingo und Daniela. Gabi, Bernhard und Suzan hatten verteilte Einzelsitze in den Reihen davor. Statt eines freundlichen Services hatten wir überforderte Flugbegleiterinnen. Filme zur Unterhaltung sollten wir bezahlen, genauso wie den Wein zum Abendessen.

Das Abendessen bedarf noch einer besonderen Beschreibung. Als die Flugbegleiterinnen bei der Essensverteilung bis zu uns in der vorletzten Reihe vorgedrungen waren, teilten Sie uns mit, dass das Abendessen nun alles verteilt sei und es für uns nichts mehr gäbe. Dann machten die Damen den Vorschlag, noch ungefähr eine Stunde zu warten, bis die Businessklasse zu Ende gegessen hätte. Aus demjenigen, das dort nicht gegessen worden wäre, würde man dann für uns etwas zusammenstellen. Bis dahin bekam unsere Dreierreihe einen „Tapasteller“ in Blisterverpackung und zwei Hartkekse. Diese Ration war aber nicht für jeden, sondern für uns drei in der Reihe zusammen. Wir teilten brav mit Werner. Die ebenfalls bei mir gelandete Birne gab ich an die junge Frau auf der anderen Seite des Ganges weiter, die offensichtlich richtig Hunger hatte. Wir hatten ja glücklicherweise das Mittagessen im Flughafenhotel gehabt. Als nach ca. einer Stunde dann tatsächlich die Flugbegleiterinnen mit einem Stapel Abendessen-Verpackungen nach hinten zur Küche kamen, konnten wir sehen, dass viele Packungen bereits geöffnet waren. Wir haben dann auf dieses Überraschungs-Abendessen verzichtet.

Chamäleon, unser Reise-Veranstalter, hat uns, wegen der erlebten Unbill, zwei Wochen später mit zwei Reisegutscheinen zu je 100 Euro überrascht. Eine schöne Idee.


Schlüsselwörter
Archiv
Januar (10) Februar März (1) April (1) Mai Juni (2) Juli (12) August September Oktober (7) November Dezember
Januar Februar März April Mai (12) Juni (1) Juli (2) August September Oktober November (9) Dezember (1)
Januar Februar März (5) April Mai Juni Juli (11) August September Oktober November (1) Dezember
Januar Februar (9) März April Mai Juni Juli (8) August September Oktober (9) November Dezember
Januar Februar März (7) April Mai Juni (2) Juli (1) August (1) September Oktober (1) November (2) Dezember
Januar (1) Februar März April Mai Juni Juli (3) August (2) September Oktober (1) November Dezember (2)
Januar Februar März (1) April Mai (9) Juni (1) Juli August September Oktober (1) November Dezember
Januar (5) Februar März (1) April Mai (9) Juni (1) Juli August September Oktober November (6) Dezember
Januar Februar (1) März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember