Das war knapp
Wie in den vergangenen Jahren, hatten wir auch im vorigen Jahr das Ferienhaus Christa bereits für dieses Jahr gebucht. An den Brückentags-Wochenenden ist das notwendig, weil diese Termine regelmäßig sehr begehrt sind. Doch in diesem Frühjahr hatte die Corona-Pandemie dazu geführt, dass Rheinland-Pfalz touristische Übernachtungen auch in Ferienhäusern verboten hatte und noch zwei Wochen vorher nicht klar war, wann diese Beschränkung aufgehoben würde. Eine Woche vor unserem Reisetermin kam die Erlösung: Ab dem 18. Mai war es unserer Vermieterin wieder erlaubt uns aufzunehmen und ab dem 20. Mai hatten wir das Ferienhaus gebucht. Wir kamen gut durch den Verkehr, hielten beim Bärenhof, an der Markthalle und beim Metzger und konnten pünktlich einchecken. Unsere Vermieterin war genauso froh wie wir, wieder Gäste zu empfangen und vermieten zu dürfen.
Am Feiertag machten wir unsere übliche Wanderung zur Wachtenburg, mussten jedoch enttäuscht feststellen, dass die Burgschänke geschlossen war. So umrundeten wir die alte Burgruine und kamen dadurch zu einer Ansicht der Burg, die wir bisher so nicht gesehen hatten, weil wir vom Burginnenhof immer direkt abstiegen.
Wenn wir auf der Burg nicht zu trinken bekommen, gehen wir eben in Wachenheim zu diesem netten kleinen Café, das auf dem Weg durch den Ort versteckt hinter einer Hecke liegt. Doch diesmal lag es nicht nur versteckt, sondern war auch geschlossen. Ein Schild klärte uns auf, dass es sich wegen der Hygiene-Auflagen für den Betreiber nicht wirtschaftlich darstellen ließe, das Café zu öffnen. Dann eben nicht, dachten wir und fuhren mit dem Zug zurück nach Bad Dürkheim. Natürlich mit der mittlerweile obligatorischen Mund-Nase-Bedeckung, die Mäggi für uns genäht hatte.
Freitag ist ritueller Neustadt Einkaufstag. Die Drogerie lobt – wie immer - 20 % aus. Der Schuhladen verkauft Schuhe, (diesmal drei Paar) und in dem versteckten Hinterhof-Café gibt es leckeren Kaffee. Allerdings diesmal unter einem anderen Prozedere. Als wir in den großzügigen Innenhof schlenderten, waren alle Tische frei bis auf einen und an dem saß der Betreiber des Cafés selbst. Wir suchten uns einen Platz und wollten uns schon setzen, als er auf uns zukam und fragte: „Haben Sie reserviert“. Als er in unsere ratlosen Gesichter sah, beeilte er sich, uns zu erklären, dass er nun durch die Corona-Schutzverordnung in RLP verpflichtet sei, nur Besucher mit Reservierungen zu bedienen und ob wir nicht vielleicht diesen Tisch, vor dem wir standen, gerade jetzt reservieren möchten. Das taten wir dann natürlich ganz spontan und durften Platz nehmen.
Es war unser erster Besuch in einem gastronomischen Betrieb seit mehreren Monaten. Der Lockdown hatte ja seit Mitte März seine Spuren hinterlassen und wir waren nun im Umgang mit den neuen Regeln noch ungeübt. Vor den Kaffee hatte der Verordnungsgeber noch die Anzeige der Kontaktdaten gestellt. Auch das war für uns das erste Mal und so wich der ratlose Gesichtsausdruck, den wir seit dem Reservierungsdrama trugen, noch nicht. Also: Nachname, Vorname, Adresse, Telefonnummer, Tischnummer, Datum und Uhrzeit des Besuches sowie Mailadresse wollte der Zettel wissen. Nachdem wir dies fast alles preisgegeben hatten, kam der Kaffee.
Am nächsten Tag fiel mir (auf dem Weg zum Bäcker) beim Metzger Tempel, die sonderbare Markierung vor seinem Geschäft auf. Am Anreisetag hatte es diese Hütchen noch nicht gegeben. Hier hatten sich einkaufswillige Metzgereikunden außerhalb des Geschäftes anzustellen. Eine kreative Abstandsregel-Einhalte-Maßnahme.
Mittags liefen wir zunächst durch die Bäderstadt schauten in die Geschäftsauslagen und als wir am Schlossplatz ankamen blieben wir erst einmal stehen. So hatten wir den Schlossplatz noch nie gesehen. Wenn wir sonst über das verlängerte Wochenende um Christi Himmelfahrt herum in BD sind, ist Stadtfest und der Platz ist zugestellt mit den Verkaufsständen der Weingüter und natürlich voller Menschen. Nun sah er so aus.
Wir liefen dann weiter über den Weg an der kleinen Kapelle in Richtung Bärenhof. Oben von der Kapelle aus hatten wir einen guten Blick auf den Wurstmarktplatz. Auch diesen Platz hatten wir noch nie mit so wenigen Autos gesehen. Es war ja erst seit wenigen Tage erlaubt, touristisch in BD zu übernachten und dies war an vielen Stellen, und so auch hier, zu erkennen.
Beim Bärenhof angekommen hatte sich das Wetter verschlechtert und der bereits bei der Anreise reservierte Probiertisch draußen im Hof erwies sich als denkbar ungeeignet, um bei leichtem Landregen entspannt Wein zu probieren. Die junge Frau Bähr hatte ein Einsehen und wir fanden noch ein Plätzchen in der Probierstube. Die Weinverkostung war auch erst seit ein paar Tagen wieder erlaubt und von der ungezwungenen Fröhlichkeit solcher Probierrunden war nicht viel zu spüren. Aber immerhin konnten wir vorher probieren, was wir mitnehmen wollten.
Am Sonntag wanderten wir nach Deidesheim und machten Halt bei „Thomas Wald-Weinstube“ , am Rande des Walds oberhalb von Forst gelegen. Auch hier wurden wir gefragt, ob wir reserviert hätten, was wir verneinen mussten. Die Weinstube war ausgebucht, aber der Wirt brachte uns an einem Tisch unter, der erst ein eineinhalb Stunden benötigt wurde. Mehr Zeit brauchten wir für Wein und Wasser auch nicht. Unten auf dem Bild sieht man den Wirt hinter seiner behelfsmäßigen Einlass-Kontrolle.
Nachmittags war, wie an den anderen Tagen auch, erholen und erfrischen angesagt. Hierbei hat uns der selbst gebackene Erdbeer-Rhabarber Kuchen gute Dienste erwiesen. Glücklicherweise war das Blech groß genug, um vier Nachmittage durchzuhalten.
Schon am nächsten Tag ging es wieder nach Hause.
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