Elefanten und ein Ziegelhaufen

February 15, 2019

Der morgendliche Blick (so gegen 7 Uhr) aus unserem Fenster zeigte heute wieder eine der durchaus üblichen „Wir haben an einem Dorf angelegt“ Szenen, allerdings mit einem besonderen Detail. Einer der Dorfbewohner war zur morgendlichen Badezimmer-Routine an den Fluss gekommen und hatte sich auf eine Holzplanke gehockt. Dort wusch er sich und putzte inbrünstig seine Zähne, natürlich mit dem Wasser aus dem Fluss. Genauso natürlich, wie 50 Meter oberhalb dieser Stelle die Wäsche im Fluss gewaschen wurde oder der Küchenspül erledigt wurde. Der Fluss ist eben die Lebensader der Menschen, die an ihm leben.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Als ich das obere Bild aufgenommen habe, hatten wir schon gefrühstückt, denn bereits um 7:30 Uhr sollte uns der Bus aufnehmen, der uns zu den Mahouts und dem Elefantencamp bringen sollte. Allerdings kam er nicht zur vereinbarten Zeit und so bummelten wir alle langsam in die Richtung, aus der er erwartet wurde. Und dann sahen wir ihn ca. 100 Meter entfernt stehen. Er kam nicht zu uns durch, weil Stromkabel, die über die Straße geführt wurden, so tief hingen, dass er sie bei der Weiterfahrt abgerissen hätte. Wir gingen daraufhin zum Bus, stiegen ein, der Bus drehte und wir fuhren zum Camp. Dort wurden wir von den Mahouts und ihren Tieren schon erwartet.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Ein Mahout ist der Führer und oftmals Eigentümer eines Arbeitselefanten. Er ist für dessen Ernährung und Pflege verantwortlich und über Jahrzehnte mit dem Tier verbunden. Ein Mahout reitet auf dem Nacken des Elefanten und dirigiert ihn mittels verbaler Kommandos, seines Elefantenstabs und des Drucks, den er mit Füßen und Beinen auf das Tier ausübt. (1) Für uns (also eigentlich ja für die Elefanten) waren Bananen vorbereitet, die gerne verfüttert und genauso gerne angenommen wurden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Ich fühlte mich die ganze Zeit über von einem Tier besonders beobachtet. Vielleicht, weil ich keine Bananen, sondern so ein kleines glitzerndes Ding in der Hand hatte. Das hatte schon in Südafrika ein paar Strauße zum Näherkommen animiert. Der Elefant und ich sahen uns eine Zeitlang von Nahem an und so entstand dieses Bild.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der geheime Star der Elefantentruppe war aber ein Jungtier, dass noch nicht groß genug war, um auf vier Beinen stehend über das Gatter reichen zu können, aber sich durchaus zu behelfen wusste. Mit einer Banane konnte er noch nicht umgehen, damit spielte er nur herum. Astrid hatte es mehrfach versucht. Er war anscheinend noch auf Muttermilch angewiesen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Danach wurden die Tiere von den Mahouts in den nahegelegenen Teich geführt und ausgiebig geschrubbt. Die Tiere hatten sichtlich Freude an der Zeremonie und ließen „ihren“ Mahout überall auf ihrem Körper herumklettern und mit der Bürste in allen Winkeln bürsten. Mahout und Elefant arbeiten soweit möglich jahrzehntelang zusammen. Die notwendige vertrauensvolle Beziehung entwickelt sich bereits während der gemeinsamen Arbeit in der Elefantenschule. (1)

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Was so ein Elefant in der Zeit seiner Ausbildung lernt, bezieht sich in der Regel auf die Arbeit im Wald, weil sie dort im Gegensatz zu Traktoren und Raupen im Gelände beweglicher und nicht auf das Anlegen von Straßen angewiesen sind. Elefanten verursachen so bei der Waldarbeit wesentlich weniger Umweltschäden als Maschinen. Darüber hinaus hat die Elefantenhaltung zeremonielle und touristische Gründe. (1) Was ein ausgebildeter Elefant kann, bekamen wir dann auch vorgeführt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Zum Schluss unseres Besuches gab es noch die Möglichkeit auf einem Elefanten zu reiten. Thomas hatte einige Tage vorher zum ersten Mal davon gesprochen, um in Erfahrung zu bringen, wer daran interessiert sei. Diesen Ritt musste man extra buchen, das gehörte nicht zum Programm. Ich hatte so richtig keine Meinung dazu, wurde aber an dem Tag der Umfrage von einer sehr stürmisch „dafür“ votierenden Gattin überstimmt. Ich war wieder einmal in der Unterzahl. So kletterten wir heute also mit Hilfe eines Holzgestells auf das Tier und schaukelten bald darauf durch den Wald. Elisabeth hatte uns freundlicherweise fotografiert.

Nach unserer Rückkehr verließen wir das Camp, stiegen in den Bus ein und fuhren nach Katha. Dort wartete schon das nächste Fortbewegungsmittel auf uns, Nach dem Elefanten wurde es jetzt etwas kleiner, denn wir fuhren Fahrrad. Also eigentlich ließen wir Fahrrad fahren. Auf jeden von uns wartete eine Fahrradrikscha zu einer Fahrt durch Katha. Es war ein ziemliches Getümmel, bis jede und jeder seinen Fahrer und seine Rikscha gefunden hatte. Astrids Gefährt stand zwei „Parkbuchten“ weiter.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Der kleine Film unten soll ein Gefühl vermitteln, wie es sich mit der Rikscha fahren lässt und auch, wie es dort in Katha an der Hauptstraße aussieht. Also: Klick für Film ab.

Wir besuchten noch einige Gebäude mit kolonialem Hintergrund, bevor wir wieder in unseren Bus einstiegen und zurück zum Schiff fuhren. Dort kamen wir um kurz vor zwölf Uhr mittags an und diesmal erwartete uns ein besonders Begrüßungsgetränk. Es war durchaus üblich, dass wir bei der Rückkehr von einem Ausflug mit einem Glas Saft und einem feuchten und wohlriechenden Waschlappen (sehr angenehm) empfangen wurden, aber diesmal hatte das Glas Saft eine besondere Form, Farbe und Größe.

Nachmittags gab es eine Präsentation auf dem Bardeck mit einer Übersicht über Myanmars zahlreiche Gemüse und Gewürze. Ales war am Vormittag auf dem Markt eingekauft worden.

Am nächsten Tag wurde es zur Gewissheit, unsere Fahrt auf der Paukan 2012 ging zu Ende, denn der Schiffs-Manager hielt die Bordrechnungen für uns bereit. Nachdem wir uns bei ihm ausgelöst hatten, gab es noch einen letzten Landgang in Mingun. Drei große Sehenswürdigkeiten machen es zu einem beliebten Ausflugsziel für Touristen und die Einwohner Mandalays, das ganz in der Nähe ist: die Ruine der unvollendeten Mingun-Pagode, das Haus mit der zweitgrößten intakten Glocke der Welt und die Hsinbyume-Pagode.

König Bodawpaya hatte die Absicht, die größte Pagode der Welt mit einer Höhe von 152 m errichten zu lassen. Sie sollte eine Demonstration seiner Macht werden und als Reliquienschrein für einen Zahn Buddhas dienen. 1790 begannen Tausende Fronarbeiter mit dem Bau, der nie vollendet und beim Tod Bodawpayas 1819 endgültig eingestellt wurde. Lediglich die Basis der Pagode mit 72 m Seitenlänge und 50 m Höhe wurde errichtet. Beim Erdbeben von 1838 wurde der riesige Ziegelbau stark beschädigt, (1) Thomas bezeichnete die Reste als den größten Ziegelhaufen der Welt. So sieht der Ziegelhaufen heute aus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die Mingun-Glocke ist eine der drei größten Glocken der Welt. Sie ist 3,70 Meter hoch, hat an der Basis einen Durchmesser von 5 Metern und wiegt etwa 87 Tonnen. König Bodawpaya ließ die Glocke 1808 für seine in Bau befindliche Mingun-Pagode gießen.

Die Hsinbyume-Pagode wurde von König Bagyidaw 1816, in Erinnerung für seine verstorbene Lieblingsgemahlin Hsinbyume errichtet. Die Pagode symbolisiert den mythischen Berg Meru, das Zentrum der Welt. Sieben mit Wellen geschmückte Terrassen stellen die sieben Meere dar, von denen nach buddhistischer Vorstellung der Berg Meru umgeben ist. Nats, Dämonen, Monster und Nagas sind zur Bewachung in Nischen auf den einzelnen Ebenen des Bauwerks aufgestellt. (1)

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Über die sieben Terrassen führen Treppen hinauf zu einem Plateau mit dem zentralen Stupa, der den Sulamani-Palast, den Sitz des Himmelsgottes Indra, darstellt. Weitere steile Treppen leiten zu einem Umgang, von dem aus man die Cella mit der Buddhastatue betritt. (1) Man konnte trotz der besonderen Bedeutung der Pagode einfach in ihr herumklettern.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Auf dem Rückweg zum Schiff wurden wir noch Zeuge der großen Badezeremonie, die eine Mutter mit ihren Zwillingen im Vorraum ihres kleinen Restaurants aufführte. Nicht nur und nicht immer zur Freude der beiden Knaben, wie ich aus eigenem Erleben der Szene berichten kann.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Vor dem Abendessen präsentierte sich die komplette Crew noch einmal auf dem Bardeck. Die verschiedenen Arbeitsbereiche verabschiedeten sich einzeln von uns. Es gab noch einmal Cocktail und so wurde es ein fröhliches Anstoßen zum Farewell.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Nach dem Abendessen gab es auf dem Bardeck eine Aufführung myanmarischer Tänze von Lehrern und Schülern der Kunsthochschule „Mandalay Fine Arts Academy“.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA So ein Bild sagt viel zu wenig aus über die Tänze mit ihren Bewegungen und überhaupt nichts über die klangliche Untermalung. Zuerst hatte ich im Entwurf dieses Textes das Wort „Musik“ stehen, aber klangliche Untermalung trifft es meines Erachtens besser. Also….. wer mutig ist, hat weiter unten zwei Gelegenheiten diese Kunstform kennenzulernen. Hier geht es los! Klick für Film ab und Lautsprecher an.

Der rotgewandete Tänzer in dem ersten Film ist ein zwölfjähriger Schüler der Schule. Der mittlere der drei Musikanten ist der künstlerische Leiter der Akademie.

Und hier nun der zweite kleine Film.

So endete unsere Reise auf dem Irrawaddy mit der Paukan 2012. Ein Urlaub, der uns sehr zufrieden die Heimreise antreten ließ. Am nächsten Morgen verließen wir vormittags das Schiff und Thomas machte noch eine Besichtigungsfahrt durch Mandalay mit uns. Wir konnten in einem Kaufhaus zwei „Starterkits“ für Teeblättersalat erstehen, andere Mitreisende erwarben noch Mitbringsel für Daheimgebliebene. Der kurze Flug von Mandalay aus brachte uns zunächst nach Bangkok, wo wir über sieben Stunden Aufenthalt hatten, bevor es weiter nach Frankfurt ging. Wir buchten uns in einer der Miracle-Lounges ein und hatten vier entspannte Stunden, bei Kaffee, Sekt, Wein und Wasser sowie einem Abendessen. Auch konnten wir dort noch einmal duschen, bevor es zum zwölfstündigen Heimflug ging.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA (1) Quelle: Wikipedia.
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